Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder von Erin (German Edition)

Die Kinder von Erin (German Edition)

Titel: Die Kinder von Erin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
Vom Netzwerk:
Hagen stöhnte auf. Das gab ihm zumindest die Gewissheit, dass er wieder Herr seiner Sinne war. Aber den Schmerz linderte es auch nicht.
    Vorsichtig tastete er mit der rechten Hand nach seiner Stirn. Es fühlte sich klebrig an.
    Blut!
    Die Verletzung war noch nicht verkrustet, und es quoll noch feucht aus der Platzwunde. Hagen nahm sein T-Shirt und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. Dann schlug er vorsichtig die Augen auf.
    Das Licht blendete ihn für einen Moment, und der Schmerz stach in sein Gehirn wie ein feuriges Messer.
    Da seine Wunde noch blutete, konnte er nicht allzu lange bewusstlos gewesen sein.
    Hagen stöhnte auf und kniff die Lider zusammen. Doch er hatte nicht die Absicht, aufzugeben. Wieder öffnete er die Augen und versuchte ungeachtet der Schmerzen, seine Umgebung zu erkennen. Im ersten Moment verwirrte ihn die unwirtliche Felslandschaft ringsum, aber dann kam ihm alles wieder in den Sinn und er erinnerte sich.
    Er stand auf, denn er wollte sehen, was aus Gunhild und den grünen Ungeheuern, ihren Jägern, geworden war. Doch die Bewegung war zu hastig, und ihm wurde schwindelig. Kurz stützte er sich auf seine Hände, holte dreimal tief Luft und kam dann auf die Füße.
    Vor ihm senkte sich der Geröllhang in die Tiefe. Es war deutlich zu erkennen, wo die Steinlawine abgegangen war, aber von Gunhild und den Monstern war nichts mehr zu sehen.
    Für einen Moment schoss ihm die Möglichkeit durch den Kopf, dass noch mehr Geröll den Hang hinuntergedonnert war und beide, sowohl Gunhild als auch ihre Jäger, unter sich begraben hatte. Zum Glück war zu erkennen, dass eine solche Menge Steine, Felsen und Kiesel nicht nachgerutscht sein konnte. Aber wenn sie nicht verschüttet waren, wo waren sie dann hin?
    Der Junge begann zu frieren. Zu dem Schmerz kam nun die Wirkung des kalten, schneidenden Windes, der um die Felsen pfiff.
    Hagen fand, dass er einen besseren Blick brauchte, und kletterte das letzte Stück den Hang hinauf. Er erreichte ein Plateau, von dem aus er weit in das vor ihm liegende Land sehen konnte. Aber kein lebendes Wesen war zu entdecken. Er war allein.
    Oder etwa nicht?
    Der Junge wandte den Kopf – und traute seinen Augen nicht. Keine zehn Schritt von ihm, auf dem Pfad, der sich entlang der Klippe hin zog, stand ein Hund; ein irischer Wolfshund, so groß, wie er noch nie einen gesehen hatte. Und er hatte während seiner Besuche bei seiner Tante einige gesehen.
    Der hier mochte eine Schulterhöhe von beinahe vier Fuß haben. Das Tier hatte einen mächtigen Schädel, und Hagen wagte sich gar nicht das Gebiss vorzustellen, das in dem Maul verborgen lag. Es musste gewaltig sein. Das lange, eisgraue, zottelige Fell verstärkte noch den Eindruck von Kraft und Wildheit. Wenn ihm dieser Hund an den Kragen wollte, würde er es schwer haben, sich gegen diese Bestie zu verteidigen.
    Ein bisschen Angst beschlich ihn. Und genau die konnten Hunde doch wittern, sagte sich Hagen. Viele Hunde wurden dann nervös und erst recht angriffslustig. Der Junge sah in Gedanken schon, wie der Hund ihn ansprang; fast glaubte er schon zu spüren, wie die Reißzähne die Haut durchdrangen.
    Hagen schluckte. Jetzt da die Wut über Gunhilds Entführung und sein Zorn auf die grünen Monster geschwunden war, war es regelrechte Furcht, die er empfand.
    Der graue Rüde öffnete das Maul und verzog die Lefzen, aber es sah nicht bedrohlich aus. Es sah eher so aus, als ob der Hund grinste.
    Er musste sich täuschen. Die Bestie wartete nur darauf, ihn zu zerreißen. Aber der große Wolfshund bleckte weder die Zähne, noch entrang sich der Kehle ein bedrohliches Knurren oder ein tiefes Bellen, wie es Hagen beinahe erwartete. Die gewaltigen Muskeln spannten sich nicht zum Sprung.
    Es blieb Hagen nur der Eindruck, dass der Hund lächelte oder ihn – welch absurder Gedanke, fand Hagen – auslachte, weil er vor Angst starr nur dastand und nicht fähig war, den Blick von der Erscheinung zu lösen.
    Da wandte sich der Wolfshund um und lief ein paar Schritte, hielt und blickte über die Schulter zurück. Das Spiel wiederholte sich, und erneut drehte sich der Hund zu Hagen um.
    Bin ich hier bei »Lassie« oder was? Hagen musste über seinen Gedanken ein wenig schmunzeln. Es war wie im Fernsehen, wenn der Collie, der schottische Schäferhund, den kleinen Timmy oder wer immer gerade sein Herr sein mochte aufforderte, ihm zu folgen, weil jemand in Not geraten war oder der Wald lichterloh zu brennen drohte.
    Vielleicht sollte er dem

Weitere Kostenlose Bücher