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Die Kinder von Erin (German Edition)

Die Kinder von Erin (German Edition)

Titel: Die Kinder von Erin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Hund tatsächlich folgen? Denn der Hund machte wirklich den Eindruck, als wollte er ihm etwas zeigen, eben wie im Fernsehen. Und zumindest hatte das Tier bislang keine feindlichen Absichten zu erkennen gegeben. Wer weiß, vielleicht führte ihn der graue Rüde direkt zu Gunhild und ihren Entführern.
    Hagen ging ein paar Schritte auf den riesigen Wolfshund zu. Das große, graue Tier neigte den Kopf, betrachtete ihn eingehend, wandte sich ab und rannte wieder ein paar Meter. Selbst bei diesem kurzen Antraben sah Hagen bewundernd die Eleganz der Bewegung, und er wünschte sich fast, dass das Fell des Tieres nicht so zottelig wäre, damit er das Spiel der Muskeln besser beobachten könnte.
    Hagen folgte dem Hund, und so waren sie bald in einem gleichmäßigen Trab unterwegs. Immerhin hatte das einen Vorteil. Hagen spürte die schneidende Kälte des Windes nicht mehr. Im Gegenteil, er begann zu schwitzen, doch hielt der Hund vor ihm das Tempo gleichbleibend bei, sodass der Junge in ruhigem Trott folgen konnte.
    Der Wolfshund überquerte das Plateau und führte ihn zu einem Weg, der in sanften Bögen abwärts führte. Hagen konnte in der Ferne grüne Lande erkennen, glaubte einen Fluss auszumachen und war irgendwie guter Dinge. Die Gegenwart des Hundes beruhigte ihn mittlerweile.
    Das Tier war seine einzige Chance, Gunhild zu finden. Außerdem war der Wolfshund sein Schutz gegen die Unbilden und Gefahren, welche dieses fremde Land zu bieten hatte.
    Die Sonne brach durch den konturlosen grauen Himmel. Sie stand tief und rot über dem Horizont, und mit jeder Minute, die verstrich, sank der Feuerball ein Stückchen tiefer. Ihre Strahlen konnten keine Wärme mehr verbreiten, aber Hagen und sein Führer hatten mittlerweile den Windschatten der Hügel erreicht und Hagen fror nicht mehr.
    Da die Sonne sich links von ihnen befand, führte ihr Weg nach Norden, aus den felsigen Hügeln hinaus auf die grünen Ebenen des Landes.
    Als die Dämmerung schließlich zur Dunkelheit wurde und die Sonne nur mehr eine ferne, rot schimmernde Ahnung war, kam die Kälte zurück und damit die Erschöpfung.
    Der Wolfshund schien zu bemerken, dass Hagens Schritte schwerer wurden und sein Atem keuchender ging. Zielstrebig hielt das Tier auf einen Eichenhain mit dichtem Unterholz zu, der einsam in der grasbewachsenen grünen, leicht gewellten Landschaft stand. Überhaupt sah die Gegend so aus, als wäre die sanfte Dünung eines Ozeans mitten in der Bewegung von einem Gott in Land verwandelt worden, so sanft und regelmäßig waren die Kuppen der Hügel.
    Als sie das Wäldchen erreicht hatten, drang der Wolfshund zielstrebig in das Gehölz ein. Hagen blieb ihm dicht auf den Fersen. Schon bald erkannte der Junge, dass der Hund einen wunderbaren Platz gewählt hatte. Der Wind drang nicht durch das dichte Unterholz. Unter den Bäumen fand sich genügend trockenes Laub, das ihm ein weiches Bett sein würde.
    Hagen schaffte es gerade noch, das Laub aufzuschichten. Dann legte er sich nieder und schlief vor Erschöpfung sofort ein. Er spürte schon nicht mehr, wie der Hund sich neben ihn stellte, mit schräg gehaltenem Kopf, und ihn eingehend beobachtete. Dann legte sich der riesige Hund neben Hagen und kuschelte sich an ihn, um ihm etwas von seiner Wärme zu geben.
    Es war bereits hell, als Hagen erwachte. Im ersten Moment wusste er nicht, wo er war, aber dann kehrte die Erinnerung zurück. Wie spät es war, vermochte er nicht zu sagen, aber er nahm an, dass die Zeit in der Anderswelt ohnehin nicht die Bedeutung hatte, die sie in seiner Welt besaß, welche von der Uhr diktiert wurde.
    Eine Maus spitzte aus einem der Büsche hervor. Ganz keck krabbelte sie auf den Zweigen herum, spähte hierhin und dorthin. Sie war völlig von ihren Geschäften eingenommen, dass sie den Jungen, der ihr völlig reglos zusah, überhaupt nicht wahrnahm. Sie war bis auf einen Schritt heran, und es schien fast, als würde sie noch dichter herankommen; aber als Hagen sich bewegte, weil es in der Nase juckte, huschte sie in die Deckung des Laubes. Hagen schmunzelte. Na, wenigstens einer, der Angst vor ihm hatte.
    Trotzdem erfasste Hagen, nachdem er völlig dem Reich der Träume entkommen war, eine innere Unruhe. Gunhild war noch immer in den Händen der Ungeheuer. Was mochte ihr geschehen sein?
    Beinahe geräuschlos kam der Hund aus den Büschen hervor und unterbrach seine Gedanken. Er hechelte, und wieder schien es Hagen, als ob das Tier grinse. Das Spiel des gestrigen Nachmittags

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