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Die Kinder von Erin (German Edition)

Die Kinder von Erin (German Edition)

Titel: Die Kinder von Erin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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im Rausch des Kampfes gefangen, ließ nicht locker.
    Dann endlich brachen mit einem laut vernehmlichen Knacken die Kiefer des Hundes. Das Maul schnappte auseinander. Mit einer blitzschnellen Bewegung drehte Hagen den Schädel des Tieres zur Seite, und das Genick des Hundes brach. Mit einem Zittern erschlaffte der mächtige Körper der schwarzen Bestie unter den Händen des Siegers, der sich mit einem Triumphschrei aufrichtete.
    Der Blick des Jungen war noch wirr, beherrscht von der Raserei, die ihn erfasst hatte. Hagen schritt durch das Tor der Königsburg.
    Vor ihm öffnete sich der Hof. Schnurstracks hielt Hagen auf das große runde Haupthaus zu und trat durch dessen offene Tür ins Innere. Nach einem kurzen Korridor, der sich zu einer Vorhalle weitete, kam er durch eine weitere Tür und gelangte in eine riesige, von einer Galerie umgebene Halle, in deren Zentrum unter einem offenen Abzug ein Herdfeuer brannte. An einem Spieß drehte sich ein ganzer Eber, dessen Geruch verriet, dass er nahezu gar war.
    Hagen beachtete überhaupt nicht die Tafel, die in einem Halbkreis im hinteren Teil der Halle stand. An ihr saßen Männer, tranken und aßen und unterhielten sich, bis die Geräusche plötzlich erstarben.
    Noch völlig im Rausch seines Zorns, erreichte der Junge das Schwein, packte dessen Haxe, und mit einer einzigen Bewegung riss er den Schinken heraus und biss hinein.
    Er nahm dabei überhaupt nicht wahr, dass alle in Raum Versammelten ihn entgeistert anstarrten, als wäre ihnen ein Geist erschienen, der ihren nahen Tod verkündete.
    »Wer bist du«, fragte eine Stimme von der Kopfseite der Tafel her, »dass du hier hereinmarschierst und den Anteil des Helden in Anspruch nimmst?«
    Hagens Blick klärte sich ein wenig, und er erkannte, dass er auf die Frage antworten musste, aber noch hatte er den Mund so voll, dass er kaum verständlich sprechen konnte. Also kaute der Junge weiter; denn noch war er sich der Situation, in der er sich befand, gar nicht richtig bewusst. Zu sehr hatte ihn der Kampf mit dem Wächter aufgewühlt. Er war sich überhaupt nicht klar, was er mit seinem plötzlichen Eindringen in die Festgesellschaft angerichtet hatte. Waffen blitzten auf, Gold blinkte an Armen und Halsreifen, an Teilen von Rüstungen. Drohendes Gemurmel erhob sich. Ein Handzeichen dessen, der ihm die Frage gestellt hatte, hielt die Männer in Schach.
    »Antworte!«, sagte einer der Krieger. »Conor Mac Nessa, der König von Ulad, hat dich gefragt.«
    Hagen sah dem Mann in die Augen. Der Sprecher war ein massiger, muskelbepackter Kerl, rothaarig und -bärtig, breit gebaut und bekleidet mit einer Felljacke und einem karierten Kilt. Über Gesicht und Arme des Mannes zog sich eine Zeichnung oder Tätowierung, ein blaues Muster aus Kreisen und Spiralen.
    Ehe Hagen etwas erwidern konnte, entstand in der Vorhalle ein Tumult. Hektische Stimmen drangen herein. Gleich darauf betraten einige einfach gekleidete Männer und eine Wache die Halle. Sie trugen den Kadaver des Hundes, dessen Kiefer und Genick gebrochen war. Blut troff aus dem Maul der schwarzen Bestie.
    »Der Fremde hat Euren Hund getötet, Herr«, meldete die Wache und deutete dabei auf Hagen.
    Der Mann am Kopfende der Tafel, der, wie Hagen nun erkannte, der König sein musste, wurde blass im Gesicht. Er schluckte schwer, und er brauchte ein paar Augenblicke, um sich zu sammeln.
    »Den Hund, den mir Cullan, der Schmied, zum Wächter gab? Wer schützt nun mein Haus und mich vor den Ungeheuern, die im Finstern lauern?«
    Hagen stand da, den angebissenen Schinken in seinen Händen, und sah den König an. Er war sich seiner Stärke wohl bewusst, und noch waren seine Ängste nicht wieder zurückgekehrt.
    »Darüber ließe sich reden«, begann er, und in ihm funkelte etwas von dem Feuer des Gottes auf, dem er einst gedient hatte – damals, in jener anderen Zeit, als es ihn in die Unterwelt verschlagen hatte. Er war ob seiner Schläue und seiner Listen berühmt gewesen. »Vielleicht können wir uns da einigen. Mein Hund gegen den euren …«
    Hagen stockte. Während er sprach, hatte er sich umgewandt, aber sein grauer Begleiter war verschwunden.
    Er hörte, wie ringsum mit metallischem Knirschen Schwerter aus den Scheiden glitten. Äxte wurden gezückt, Schilde von den Haken genommen. Hagen blickte nach rechts und links, wo sich die Männer jetzt von ihren Bänken erhoben. Er sah in blau bemalte, bärtige Gesichter, narbig und von vielen Kämpfen gezeichnet. Hier fehlte einem ein

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