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Die Kinder von Erin (German Edition)

Die Kinder von Erin (German Edition)

Titel: Die Kinder von Erin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Ohr, da ein Auge, dort ein ganzer Arm. Aber dennoch war mit diesen Männern nicht zu spaßen; diese wilden, verwegenen Gestalten, gekleidet in buntgemusterte Stoffe, unter denen Teile von Rüstungen im Licht der Fackeln blinkten, waren Krieger, die schon mehr als eine Schlacht siegreich bestanden hatten.
    Hagen schluckte, und die rote Wut verebbte. Er steckte ganz schön in der Klemme. Er konnte nicht hoffen, mit diesen mehr als zwei Dutzend Kriegern fertig zu werden, die bewaffnet und gerüstet waren wie das Spiegelbild im Teich, das er gesehen hatte. Aber er musste jetzt seine Rolle weiterspielen und durfte keine Schwäche zeigen.
    »Also«, Hagen zwang sich zu einem Grinsen, »wenn kein anderer Hund da ist, dann werde ich ihn wohl selbst ersetzen müssen.«
    »Wie lautet dein Name?« Der König trat aus dem Schatten nach vorn ins Licht, sodass Hagen ihn näher betrachten konnte. »Einen Krieger wie dich kann ich immer gebrauchen, wenn du bereit bist, in meine Dienste zu treten.«
    König Conor war hochgewachsen, mit breiten Schultern. Er trug ein feingliedriges Kettenhemd, mit goldenen Ornamenten bestückt; darüber fiel ein roter, fast violetter Umhang von seinen Schultern bis zu seinen Knöcheln herab. Das dunkle Haar, gehalten von einem schlichten Stirnreif, zeigte erste graue Strähnen. Die blauen Augen blickten streng.
    Hagen spürte, dass ihm die Unschlüssigkeit, mit der er den König gemustert hatte, zum Verhängnis werden konnte. Er durfte nicht mehr zögern.
    »Warum nicht?«, gab er zurück. »Und was meinen Namen betrifft, so heiße ich …«
    »Cullans Hund«, mischte sich mit ätzendem Tonfall der Krieger ein, der Hagen zuvor zur Antwort gedrängt hatte. »Oder möchtest du Fergus Mac Roy, dem Recken des Königs widersprechen?«
    Dabei zog er ein gewaltiges Breitschwert aus der Scheide und stützte sich darauf, sodass Hagen die mächtige Klinge im Feuerschein sehen konnte, ebenso wie die mächtigen, mit Reifen geschmückten Armmuskeln des Mannes, der sie führte.
    »Kein übler Name für einen Krieger«, kam eine Stimme aus dem Halbdunkel abseits der Festtafel. Sie gehörte einem ganz in Blau gekleideten älteren Herrn, der sich bisher zurückgehalten hatte. Er trug keine Waffe; er brauchte keine. Seine Augen funkelten, als er mit fester Stimme fortfuhr: »Und so sage ich, Cathbad der Druide: Sei willkommen, Cúchullin.«



4
Die Insel unter dem Meer
    Gunhild spürte, wie der Hang unter ihr ins Rutschen kam, aber sie hatte keine Möglichkeit, der zu Tal gleitenden Lawine zu entkommen. Sie ruderte verzweifelt mit den Armen, verlor den Halt und fiel.
    Alles um sie herum drehte sich. Sie glaubte zu schreien, aber das Grollen des Felsens, das Prasseln und Peitschen der Steine, die sie umschwirrten, war wie Donner in ihren Ohren. Einen Augenblick lang meinte sie Hagen zu sehen, wie er stürzte; oder war es die Welt um sie her, die kippte und schwankte? Kein fester Ort mehr, der sie hielt; alles war in Bewegung. So wie die Hoffnung in dem Augenblick geschwunden war, als sie das verheißungsvolle Tor im Hügel durchschritten hatte und sich in dieser felsigen Öde wiederfand, so schwand nun auch ihr letzter Halt: Selbst die feste Erde war in Fluss geraten.
    Trotz zahlloser kleiner Prellungen und Schürfwunden, die ihr das scharfkantige Gestein zufügte, hatte Gunhild Glück, weil ihr Körper nicht unter die Massen der Steine und kleineren Brocken geriet.
    Die einäugigen Monster wichen zur Seite, aber es war keine übertriebene Hast in ihren Bewegungen. Vielmehr konnte man den Eindruck haben, als wüssten sie genau, wo die Bahn der Lawine verlaufen würde, denn sie blieben keinen Meter neben der Stelle stehen, wo diese auf der Ebene ihren Schwung verlor. Fast schien es, als verebbte der Felsrutsch in dem Moment, da er seinen Zweck erfüllt hatte, Gunhild in die Hände ihrer Fänger zu liefern.
    Als sich der Staub verzog, hob Gunhild den Kopf. Alles drehte sich um sie. Sie hatte das Gefühl, als wäre sie in eine Wäschetrommel geraten – eine Schleuder, die zudem mit lauter kleinen Steinen gefüllt gewesen war. Gunhild blinzelte ein paar Mal, und als Erstes sah sie in das riesige Auge eines der Ungeheuer, die sie gehetzt und verfolgt hatten.
    Gunhild schloss die Augen, in der Hoffnung der Albtraum würde vergehen und sie würde in dem Gästezimmer von Dunvegan Castle erwachen. Aber nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil, es machte alles nur schlimmer. Vor ihren inneren Augen stiegen schreckliche Bilder

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