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Die Kinder von Erin (German Edition)

Die Kinder von Erin (German Edition)

Titel: Die Kinder von Erin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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euer Gesetz sei, dass immer der Stärkste regiert. Doch jetzt seid ihr nicht mehr Oisíns Bande, sondern Finns Kriegerschar, und ich gebe euch ein neues Gesetz: ›Einer für alle und alle für einen!‹ Wenn wir zusammenstehen, sind wir gemeinsam stärker als jeder für sich allein.«
    Da sah er das erste Mal wirklich so etwas wie Hoffnung in den Gesichtern aufkeimen.
    Er konnte nur hoffen, dass er sie nicht enttäuschen würde.



11
Das Geheimnis von Emain Macha
    »Aua«, sagte Conall Cearnach mit unterdrückter Stimme. »Das sieht böse aus.«
    Die Mienen der Krieger, die sie in der Runden Halle des Königs erwarteten, waren alles andere als Vertrauen erweckend. Fergus, dem Recken des Königs, sah man an, dass er sich am liebsten gleich auf sie gestürzt hätte. Das Gesicht des Königs war ausdruckslos. Nur das Gesicht des Druiden, Cathbad, war sanft wie immer, doch er wirkte sehr nachdenklich, wie er sich durch den grauen Bart strich.
    »Bringen wir es hinter uns!«, sagte Hagen und schritt, gefolgt von seinen Wölflingen, durch das Rund der Halle, bis er vor dem erhöhten Podest mit dem Thron des Königs stand.
    »So«, sagte König Conor. »Du hast es also geschafft, mit einer Hand voll unerprobter Jungen meine best Krieger zu schlagen.«
    »Es war nur ein Spiel«, verteidigte sich Hagen. »Und es war ein fairer Wettstreit. Und was die ›unerprobt Jungen‹ betrifft«, er konnte die Wölflinge in seinem Rücken geradezu knurren hören, »immerhin haben wir gewonnen.«
    »Es war ein unfairer Kampf«, sagte einer der Krieger. »Er hat Fergus Mac Roy durch einen Fußtritt außer Gefecht gesetzt.«
    »Das ist Connla, der Falsche«, zischte Laeg an Hagens Ohr. »Pass auf ihn auf.«
    »Ich würde sagen, der edle Fergus hat sich durch seinen eigenen Ball außer Gefecht gesetzt«, begann Hagen. Er hielt jedoch inne, als Fergus, der bislang zusammengesunken auf seinem Stuhl gesessen hatte, Anstalten machte, sich hochzustemmen, um sich auf ihn zu stürzen.
    »Schweigt!«, gebot der König. »Alle beide! Und du«, sagte er zu Fergus, »hältst Frieden in der Halle des Königs!« Fergus ließ sich mit einem Fauchen zurücksinken.
    »Was also soll ich mit euch machen, des Königs Hund und des Königs Krieger?«, überlegte Conor laut. »Ungern möchte ich auf einen von euch beiden verzichten. Aber wenn ich den Dingen nicht Einhalt gebiete, wird es früher oder später zu Mord und Totschlag kommen.«
    »Herr«, sagte einer der Umstehenden, ein geckenhaft gekleideter Mann mit Stutzerbärtchen, »darf ich reden?«
    »Sprich, Ailell.«
    »Ailell, der Honigzüngige«, wisperte Laeg.
    »Herr, Ihr kennt das alte Wort: Es kann nur einen geben. Lasst die beiden es miteinander auskämpfen, wie Sitte ist: an einen Pflock gebunden, mit einem Arm auf dem Rücken. Und Fergus Mac Roy, Eurem Recken sollte als dem Herausgeforderten die Ehre des ersten Schlages zustehen.«
    Wenn die das machen , dachte Hagen, das überlebe ich nicht. Dieser Fergus hat einen Schlag – wo der hinhaut, da wächst kein Gras mehr.
    Der König schien den Vorschlag ernsthaft zu bedenken. Dann sagte er: »Ich habe mich mit meinem Druiden, beraten. Erzähle ihnen, Cathbad, was du gesehen hast.«
    Aller Augen richteten sich erwartungsvoll auf den Druiden. Der räusperte sich und begann:
    »Dies ist, was die heiligen Ogham-Stäbe mir sagten, als ich sie warf. Dreimal warf ich sie, und dreimal, in unterschiedlicher Weise, ergaben sie ein und dieselbe Lesung.
    Und als ich sie das erste Mal warf, sah ich zwei Vögel aufsteigen, eine Lerche und eine Schwalbe. Die Lerche stieg hoch empor, bis man sie nicht mehr sah; die Schwalbe aber flog dicht am Boden entlang, als ob ein Unwetter drohte. Aber ich maß dem keine Bedeutung zu.
    Als ich die Stäbe das zweite Mal warf, flogen wieder zwei Vögel auf, ein Sperling und ein Zaunkönig. Der Sperling verschwand im Geäst der Bäume und wurde nicht mehr gesehen. Der Zaunkönig aber verfing sich im Dornengestrüpp und verblutete. Und ich wunderte mich darüber.
    Als ich die Stäbe das dritte Mal warf und meine Blicke zum Himmel richtete, sah ich einen Raben und einen Falken, die miteinander stritten. Und der Rabe hackte dem Falken ein Auge aus. Da wusste ich, dass ich im Vogelflug ein Wahrzeichen gesehen hatte.«
    Der Mann verstand es, beim Erzählen Spannung aufzubauen, das musste Hagen ihm lassen. Er sah, wie die anderen alle gebannt auf den Druiden starrten. Auch er selber konnte sich diesem Bann nicht entziehen.
    Dennoch war

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