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Die Kinder von Erin (German Edition)

Die Kinder von Erin (German Edition)

Titel: Die Kinder von Erin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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vorn. Der Hund sprang ihm voraus, und Hagen hatte Mühe, ihm zu folgen. Dann öffnete sich vor ihm der Raum, und er hatte nur noch Augen für die Umgebung.
    Er stand in einer Höhle im Fels, in der ein Feuer lohte. Flammen und Rauch zogen durch einen mächtigen natürlichen Kamin in der Decke ab. Für die Menschen der Oberwelt musste es so aussehen, als ob hier ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch stehe. Doch es war keine Lava, die hier glühte. Wie an den Gerätschaften, die an den Wänden hingen, und den mächtigen Blasebälgen neben der Esse zu erkennen war, befand er sich in einer Schmiede.
    Sie sah aus, als sei sie in Betrieb. Aber wo war der Schmied?
    »Hund?«, rief Hagen. Seine Stimme klang seltsam schwach in der Höhle, als wäre sie viel größer, als es den Anschein hatte und er nur ein Zwerg, ein Winzling in diesem gewaltigen Raum. »Wo steckst du?«
    Keine Antwort. Der Hund war nirgendwo zu sehen. Hagen kam sich ein bisschen blöd vor, nach einem unsichtbaren Hund zu rufen, der sich in einer dunklen Kammer versteckt hatte. Außerdem, fiel ihm ein, kannte er noch nicht einmal den Namen des Hundes. Wie sollte er ihn rufen? Fiffi, komm zu Herrchen?
    Plötzlich war er sich einer anderen Präsenz in diesem Raum bewusst, unbekannt, aber irgendwie vertraut. Sein Blick ging über das Feuer zur anderen Seite der Esse.
    »Was willst du hier?« Die Stimme, die von jenseits des Feuers kam, war tief, grollend wie Donner, aber nicht unfreundlich.
    Hagen schluckte. Geblendet von der Glut und den Flammen konnte er kaum etwas erkennen, außer einer großen Gestalt mit leicht schräg gestellten Augen. Sie erinnerten ihn an die Augen der Macha, nur dass keine Dunkelheit darin lag, sondern der Widerschein des Feuers.
    »Ich … ich hab hier einen Speer … ich meine, eine Speerspitze …«
    Die Gestalt erhob sich und kam um das Feuer herum. Hagen blickte in ein fein geschnittenes Gesicht, umgeben von dunklem Haar. Der Fremde trug eine Schürze aus Leder, von Ruß und Flammen gezeichnet, und schwere Handschuhe aus einem unbekannten, schwarzen Stoff. Sein Oberkörper war nackt. Mächtige Muskeln zeichneten sich unter der vernarbten Haut ab. Doch war nichts Ungeschlachtes an seinen Bewegungen; vielmehr bewegte er sich mit einer Kraft und Anmut, die über menschliches Maß hinausging.
    Wortlos reichte Hagen ihm die Speerspitze. Das Gesicht des Schmieds, vom Feuer erleuchtet, spiegelte sich in der glänzenden Oberfläche.
    »Woher hast du dieses Klinge?«
    »Es ist der Speer der Macha«, antwortete Hagen. »Sie hat … nein, das ist nicht wahr. Ich … ich habe …«
    »Du hast ihn gestohlen?«
    »Er lastete schwer auf ihrer Seele«, sagte Hagen mit einer Sicherheit, von der er selbst nicht wusste, woher sie plötzlich kam. Doch es waren nicht Worte, die ihm irgendjemand, der graue Hund oder wer auch immer, eingegeben hatte; sie kamen aus seinem Inneren. »Wenn die Klinge und der Schaft wieder zusammengefügt sind und der Speer an das Licht das Tages kommt, dann wird sie vielleicht Ruhe finden.«
    Der Schmied sah ihn an. Der Ausdruck in seinen dunklen Augen war nicht zu deuten.
    »Wenn Euch etwas an ihr liegt …«, fuhr Hagen fort; doch er hatte anscheinend die richtigen Worte getroffen, denn der Schmied winkte ab.
    »Gib mir den Schaft«, befahl er. »Dieser Speer verlangt nach keinem gewöhnlichen Holz.«
    »Das ist kein gewöhnliches Holz«, sagte Hagen. »Es ist ein Stab aus dem lebenden Hain von Emain Ablach.«
    Der Schmied nahm den Schaft, sah ihn lange an. Das Holz war grün in seiner Hand, selbst in dem Widerschein der roten Glut, die das einzige Licht in dieser düsteren Höhle spendete.
    Er hob die Klinge gegen die Glut. In ihrem Schein sah Hagen drei feine Lichtpunkte auf der Tülle, Löcher, wo der Schein des Feuers hindurchdrang. Es war ihm bisher noch gar nicht aufgefallen.
    »Drei Nägel braucht es«, sagte der Schmied. »Einen der Kraft, einen des Mutes, einen der Weisheit.« Er wandte den Kopf und sah Hagen durchdringend an. »Hier ist Feuer, hier ist Eisen, hier ist Wasser. Kannst du sie schmieden?«
    Jetzt müsste Siggi hier sein, dachte Hagen spontan. Der kennt sich mit so was aus. Laut sagte er: »Also, tut mir Leid, aber davon verstehe ich nichts. Man kann nicht alles«, fügte er hinzu.
    Der Fremde zog die Brauen hoch. »Das mag heute gelten«, sagte er. »Es galt nicht immer.«
    Hagen fasste sich ein Herz. »Herr, Ihr könnt es, wenn Ihr wollt. Ich bin gern bereit, dabei zu helfen, soweit ich kann«, fügte

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