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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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einzigen Eimer den ganzen Himmel bedecken, warte es nur ab.«
    Kessian lachte, und Mirron schaute mit ihm zur Wolke hinauf, die rasch dünner wurde, obwohl der Regen immer noch stark und dicht fiel, die Felder bewässerte und von den schlaffen Weizenhalmen abperlte.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, stammelte der Farmer, der zu ihnen getreten war. »Ihr habt meine Ernte gerettet. Es … ach, ich weiß auch nicht.« Er deutete auf seine Felder und fuhr sich mit einer Hand durch das nasse Haar.
    »Ich bin froh, dass wir dir helfen konnten, Farius«, sagte Arducius.
    Er nickte und zauste Arducius’ Haar. »Ich bin froh, dass ihr das könnt. Wir alle haben in der letzten Jahreszeit eine Menge gelernt, was?«
    »In der Tat«, stimmte Kessian zu. »Hoffentlich bekommst du deine Bewässerung wieder in Gang. Wahrscheinlich ist irgendwo ein Rohr gebrochen. Hm.«
    Mirron kannte dieses Brummen. Vater Kessian hatte eine Idee.
    »Ich frage mich, ob Ossacer so einen Bruch finden kann«, sagte er.
    »Wie er es bei Knochen kann?«, fragte Mirron, die sofort verstanden hatte. »Er könnte das Wasser aufspüren, das irgendwo aus einer Bruchstelle rinnt, nicht wahr? Dahinter wäre es dunkel, weil das Wasser mit seiner Energie in der Erde versickert.«
    »Kluges Mädchen«, lobte Kessian sie. »Wir reden später mit ihm, falls du einverstanden bist, Farius.«
    »Eure Hilfe ist mehr als willkommen«, sagte er. »Ich wünschte nur, ich könnte euch dafür bezahlen oder als Gegenleistung etwas tun.«
    »Sprich einfach nur gut von uns, wenn die Ermittler aus Estorr kommen, um mehr bitte ich dich nicht«, sagte Kessian. »Vergiss nicht, dass man uns nicht fürchten muss, und dass Gott Westfallen nicht verflucht hat. Vielmehr hat er uns Geschenke und Wunder gegeben.«
    Farius nickte. »Du weißt, dass ich früher anders geurteilt habe. Es tut mir leid, dass ich gezweifelt habe.«
    Kessian legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Das ist nicht nötig. Wir hatten alle Angst vor dem, was wir gesehen haben, und wir alle haben unsere Herzen erforscht, um herauszufinden, ob wir gegen Gottes Willen handeln. Vertraue uns. Vertraue Elsa Gueran. Wir wollen nur das Beste für Westfallen, für Gott und die Konkordanz.«
    Mirron seufzte. Sie hatte Vater Kessian noch nicht aus ihrer Umarmung entlassen. Sie freute sich, weil er mit solcher Überzeugung gesprochen und sie getröstet hatte. Er würde dafür sorgen, dass aus dem Aufstieg nur Gutes erwuchs. Er konnte alles vollbringen.
    »Seht nur«, sagte Arducius.
    Sie drehten sich in die Richtung um, in die er deutete. Auf der Anhöhe am Westrand der Stadt waren auf der Straße von Cirandon Reisende aufgetaucht. In gemächlichem Schritt kamen sie zu dem Ort herunter. Ihnen folgten eine Kutsche und wenigstens dreißig oder vierzig weitere Leute zu Pferd. Alle hatten gewusst, dass die Ermittler bereits unterwegs waren, aber sie nun zu sehen, jagte ihr, dem Vater und Arducius einen kalten Schauder über den Rücken.
    »Es kommt mir vor, als würde ich schon sehr bald die Gelegenheit bekommen, euch einen Gefallen zu erweisen«, meinte Farius.
    »So ist es«, bestätigte Kessian. »Kommt mit, Kinder. Wir müssen nach Hause gehen und uns vorbereiten.«
    »Gott wird euch schützen«, sagte Farius. »Viel Glück.«
    »Danke«, sagte Kessian.
    Mirron lächelte Farius an. »Danke, dass wir dir helfen durften.«
    »Ich werde den Aufstieg bedingungslos unterstützen«, erwiderte Farius.
    Sie sah es in seinen Augen, er meinte es ernst.

 
23

     
    848. Zyklus Gottes, 40. Tag des Genasab
    15. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    G orian hatte mehr denn je das Gefühl, etwas Besonderes und sehr wichtig zu sein. So ähnlich wie ein Schauspieler, aber das hier war besser, weil die Schauspieler nur der Unterhaltung dienten. Was er tun konnte, vermochte das Schicksal aller zu verändern. Auch Ossacer war ausgewählt worden, aber er hatte so große Angst, dass er fast nichts Gescheites vollbringen konnte. Ein Glück, dass sie ihn für die einfachen Aufgaben ausgewählt hatten, sonst hätte er am Ende noch versagt, und sie hätten dumm dagestanden. Gorian wollte ihnen etwas viel Besseres zeigen.
    Vater Kessian hatte ihn gebeten, es langsam anzugehen und alles zu erklären, was er tat, aber er war nicht sicher, ob sie überhaupt etwas verstehen konnten.
    Im Stall herrschte ein schrecklicher Lärm. Die Kuh hatte furchtbare Schmerzen, und das Kalb in ihrem Bauch war eine Steißgeburt. Sie und auch ihr Kalb würden sterben, wenn

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