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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Westfallen abgesondert. Wenn man Verbündete hat, ist es leicht, andere davon abzuhalten hierher zureisen. Schließlich kann ich ebenso gut über diesen stillen, gläubigen Ort berichten, wenn ich mich nach Cirandon begebe. Wie Ihr wisst, haben wir einen sehr mächtigen Verbündeten.«
    Jhered hatte sich unwillkürlich die Hände vor Nase und Mund gehalten. Jetzt ließ er sie langsam wieder sinken. Die Überheblichkeit der Frau verschlug ihm die Sprache. Er hatte damit gerechnet, dass sie sich hinter den Schriften verschanzte und obskure Zitate hervorholte, die ihre ketzerischen Ansichten rechtfertigen sollten. Doch sie war unverfroren und selbstbewusst und vertraute denen, von denen sie annahm, sie würden sie schützen, weil der Orden nicht gekommen war, um Gerechtigkeit zu üben. Jhered hielt nicht viel von den eifrigen Verkündigungen der Kanzlerin, die überall die Kontrolle behalten wollte, aber das hier war mindestens genauso schlimm. Möglicherweise wurden hier Unschuldige verführt und vom Weg Gottes und des Glaubens abgebracht.
    Er wandte sich an Harkov und D’Allinnius. Letzterer ließ sich nichts anmerken, Ersterer betrachtete Gueran anscheinend voller Achtung und mit einem leichten Lächeln. Genau deshalb hatte er die beiden auf diese Reise mitgenommen. Vasselis verdiente eine gerechte Beurteilung.
    »Was Ihr gesagt habt, gilt nach den Gesetzen des Ordens als Schuldeingeständnis«, erklärte Jhered. »Ihr verhöhnt den Ort, an dem wir sitzen, und den Titel, den Ihr führt. Eure Taten sollten Euch eigentlich auf den Scheiterhaufen bringen. Euer Glück ist, dass Ihr in diesem Augenblick mir antwortet.«
    »So ist es«, stimmte Elsa zu. »Aber warum seid Ihr ohne den Orden hier? Ihr sollt die Vernunft und Unparteilichkeit verkörpern, oder nicht?«
    »Nein«, erwiderte Jhered energisch. »Ich bin auf Bitten der Advokatin hier, um zu beurteilen, ob eure … eure Experimente ein Verbrechen gegen die Konkordanz, den Allwissenden oder beides darstellen. Ich bin nicht unparteiisch, und Ihr tut gut daran, das nicht zu vergessen. Nun gut. Ich habe Fragen und will aufrichtige Antworten hören. Der Orden hat diesen Zweig des Glaubens vor Jahrhunderten für ungesetzlich erklärt. Es ist verboten, ihn weiter zu pflegen, da er eine Perversion von Gottes Lehren darstellt. Welches Recht habt Ihr, dies hier zu predigen !«
    »Ich predige die Lehren der Schriften. Der verbotene Zweig, wie Ihr ihn nennt, wird hier nicht gepredigt. Er ist überall und durchdringt unser ganzes Leben. Ich muss den Leuten nicht erzählen, was sie sowieso schon wissen.«
    »Ihr sagt, niemand in Westfallen lehnt euren Glauben ab?«, fragte Harkov.
    Elsa schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich glaube nicht, dass auch nur einer von Euch die leiseste Ahnung hat, was Ihr hier erkunden sollt. Der verbotene Glaube, den wir übrigens den Aufstieg nennen, ist seit Jahrhunderten ein Teil des Lebens von Westfallen. Seit er vom Orden verworfen wurde. Es ist für uns die natürliche Lebensart, wie es bei allen sein sollte, die unserem Glauben anhängen.«
    »Ihr strapaziert Euer Glück, Leserin Gueran«, schalt Jhered sie. »Ich habe die Schriften ausführlich studiert. Ich bin ein wahrer Anhänger des Glaubens und ein Angehöriger des Ordens der Allwissenheit. Ihr übt Euch in Ketzerei, wenn Ihr so mit der Natur spielt. Wie kann es der natürlichen Ordnung des Lebens entsprechen, Regen zu erzeugen, wenn Gott einen blauen Himmel erschaffen hat? Oder die Kontrolle über den Körper einer Kuh zu übernehmen, um ein Kalb in die Welt zu bringen, dessen Leben nach Gottes Willen nicht beginnen sollte? Wo in den Schriften steht das geschrieben?«
    Elsa legte die Hände auf die vor ihr aufgestapelten Bücher.
    »Vieles, was wir heute wissen, war noch nicht bekannt, als die Schriften entstanden. Was die Gesetze des Ordens nicht ausdrücklich erlauben, ist damit noch nicht gleich als etwas Verbotenes zu betrachten. Wäre Euer Argument zutreffend, dann dürften wir keine von Menschen gemachte Hilfsmittel verwenden, um die Kranken zu behandeln.«
    Genau dorthin hatte er kommen wollen. Er wollte den Kern des Glaubens angreifen, den sie angeblich unterstützte. Dort würde er ihr Selbstvertrauen untergraben und ihre Naivität bloßstellen.
    »Wäre das mein Argument gewesen, dann würde ich zustimmen. Aber das ist es nicht. Unsere Fortschritte in der Medizin und der Wissenschaft erlauben es uns, unseren Kranken die Mittel zu geben, sich zu erholen, falls ihr Wille stark

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