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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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beherrschte. Er hatte schon den Anblick vor Augen, der ihn begrüßen würde, wenn er den Palast in wenigen Stunden aufsuchen würde.
    Einem Besucher, der durch das Prunktor eintrat, verschlug es gewöhnlich die Sprache. Hinter den Mauern stand im Mittelpunkt des großen Hofs der Siegesbrunnen. Vier Kavalleristen zierten den Brunnen und reckten das Banner der Konkordanz auf ihren hochsteigenden Pferden zum Gruß in alle vier Himmelsrichtungen. Im Süden und Osten schlossen sich die Verwaltungsgebäude des Senats und die Hauptquartiere des Heeres und der Einnehmer an. Von den Säulengängen abgesehen, waren es gesichtslose Gebäude mit mächtigen Türen, hinter denen in unzähligen Kammern und Räumen die Konkordanz organisiert, besteuert, beschützt und erweitert wurde.
    Im Westen erhob sich die Basilika. Zierliche geschmückte Säulen ragten mehr als hundert Fuß empor und stützten das mit Steinmetzarbeiten geschmückte Dach. Dort waren die großen Schlachten aus der Anfangszeit der Konkordanz verewigt, als sie sich Gestern, Avarn, Caraduk und Easthale einverleibt hatte. Im Innern beschäftigten sich die Advokatin und ihr innerer Kreis von Proprätoren, Prätoren, Ädilen und Magistraten damit, Gesetze zu erlassen, Recht zu sprechen und Beschwerden anzuhören.
    Im Norden stand schließlich der Palast selbst. Vierzig Stufen, eine jede zweihundert Fuß breit, führten zu dem Ehrfurcht gebietenden, von Säulen flankierten Eingang hinauf. Vom Balkon, der nur bei Feierlichkeiten benutzt wurde, hing eine Flagge herab und beschattete die riesigen, mit goldenen Einlegearbeiten verzierten und mit Stahl verstärkten Türen, die in die große Eingangshalle führten. Dahinter wiederum begann das gewaltige Atrium, in dessen Zentrum ein Springbrunnen sein Wasser auf Seerosen und Goldfische regnen ließ.
    Das Atrium war auf allen vier Seiten von Säulengängen umgeben. Von dort aus waren der Thronsaal, Speisesäle, Privatgemächer und Gärten zu erreichen. An allen Wänden hingen Wandteppiche und Kunstwerke. Stolze Statuen standen in allen Nischen, und das Gewicht von Ruhm und Geschichte war selbst für den stärksten Mann spürbar und machte ihn schwach und demütig.
    Jhered atmete tief durch, ließ die kalte Seeluft in seine Lungen strömen und ihn mit Lebenskraft erfüllen. Auch den Palast sollte jeder Bürger einmal sehen. Beredt sprach dieses Gebäude von der Majestät und Macht der Konkordanz. Es war eine Erinnerung an das, was die Konkordanz der Welt geschenkt hatte. Das strahlende Zentrum des Reichs, obwohl einige, die dort durch die Gänge wandelten, dekadent und verkommen waren.
    Aus diesem Grund hatte Jhered sich gezwungen gesehen, seine gegenwärtigen Aufgaben in Gestern zu vernachlässigen und die Einnehmer dort draußen sich selbst zu überlassen. Nur seine Ehrengarde begleitete ihn. Zu viele Schwierigkeiten, zu viele Gerüchte und zu viele Überfälle hatte es in diesem friedlichen Land gegeben, das dummerweise an Atreska grenzte. Jhered war es nie ganz geheuer, wenn sein Mitgefühl für den Herrscher einer Provinz erwachte, sobald es um steuerliche Belange ging. Doch er empfand große Achtung für die Marschallverteidigerin von Gestern, und nach seinen Gesprächen mit Katrin Mardov hatte er die Entscheidung getroffen, mit den Geldkisten und den genehmigten Abrechnungen nach Hause zu reisen.
    Die bleiche Sonne stand im Zenit, als die Falkenpfeil gemächlich die schützenden Festungen passierte. Inzwischen waren alle drei Ruderbänke besetzt, nachdem die Mannschaft die Segel gerefft hatte. Ein vierfaches Hornsignal von den Signaltürmen kündigte die Ankunft des Flaggschiffs der Steuereinnehmer an. Laut hallten die Töne über das Wasser und wurden von den Hügeln zurückgeworfen, auf denen Estorr sich erstreckte. Auf der Mole gerieten die Arbeiten einen Augenblick lang ins Stocken, als die Leute das Schiff anstarrten, das zielstrebig zu seinem eigenen Liegeplatz an der Mole gerudert wurde. In der Hafengarnison ertönten Pfiffe, und eine Abordnung von Reitern rückte aus, um das Schiff zu begrüßen. Sie hoben das Banner der Advokatin und hatten sogar eine gepanzerte Kutsche dabei.
    Der Kapitän der Falkenpfeil brüllte eine Reihe von Befehlen, während das Schiff sich dem Liegeplatz näherte. Matrosen machten die Taue bereit. Zwölf verteilten sich mit Stangen backbord an der Reling, um das Schiff am Dock abzufedern, sobald es anlegte. Es kam schräg herein, die Backbordruder wurden einzogen, während die

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