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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Steuerbordruder es langsam drehten. Mit leichtem Knirschen berührte die Falkenpfeil die Mole. Ein breiter Laufsteg wurde angelegt.
    »Schatzkanzler Jhered, willkommen in Estorr«, rief der Kapitän.
    Jhered drehte sich um und nickte, dann schritt er übers Deck zum Laufsteg, wo der Kapitän ihn schon erwartete.
    »Danke. Es war eine angenehme Reise. Sagt mir, wie lange werdet Ihr noch im Hafen liegen?«
    »Zehn Tage, Herr. Wir müssen einige kleinere Reparaturen durchführen und Vorräte bunkern, und meine Mannschaft muss sich ausruhen. Dann fahren wir nach Norden, nach Neratharn.«
    »Ah, richtig, Ihr fahrt mit Appros Derizan und einer Gruppe von Einnehmern hinauf. Sie haben eine schwierige Aufgabe vor sich. Der Südwesten von Atreska ist ein gefährliches Gebiet.«
    »So ist es, Herr. Wir haben Befehl, auf See zu ankern, bis die Untersuchung beendet ist.«
    Jhered nickte. »Tut das. Möglicherweise begleite ich Euch sogar. Ich gebe Euch noch Bescheid. Lasst einstweilen mein Gepäck in mein Quartier auf dem Hügel schicken.«
    Dann polterte Jhered die Laufplanke hinunter, seine Ehrenwache von acht Soldaten folgte ihm. Als er sich der Kavallerie und der Kutsche näherte, die seine Schatzkisten aufnehmen sollte, lächelte er. Der ungläubig starrende Hauptmann der Abteilung stieg eilig ab und schlug die linke Hand auf die rechte Schulter.
    »Wir hatten gar nicht mit Euch gerechnet, Schatzkanzler Jhered.«
    »Dann müsst Ihr froh sein, dass Ihr Eure Soldaten heute Morgen habt die Beinschienen polieren lassen, Hauptmann Harkov«, erwiderte Jhered lächelnd. Er nickte in Richtung der Kavallerie, und die Soldaten lachten leise. Es entsprach jedoch der Wahrheit. Nicht nur die Beinschienen, sondern auch die Brustharnische, die Schwertscheiden, die Helme mit den Federbüschen und das Zaumzeug, alles glänzte und war wundervoll in Schuss. Jhered zeigte sich beeindruckt.
    »Die Kavallerie der Advokatur muss stets makellos auftreten, Schatzkanzler.«
    »Ihr gereicht Eurer Truppe zur Ehre.«
    »Wohin wollt Ihr? Unsere Pferde stehen Euch zur Verfügung.«
    »Direkt den Hügel hinauf zu einer Audienz bei der Advokatin«, erwiderte Jhered. »Vielen Dank für Euer Angebot, aber Ihr müsst Euch vor allem um die Schatzkisten kümmern. Es ist ein angenehmer Tag. Wir werden über die Mole bis zu Eurer Wache laufen. Ich nehme doch an, Ihr habt dort noch einige überzählige Pferde?«
    »Selbstverständlich. Ich werde dafür sorgen, dass geeignete Tiere bereitgestellt werden.« Er deutete auf eine Kavalleristin, die sofort kehrt machte und davongaloppierte. »Viele wollen derzeit dorthin.«
    »Ach, wirklich?« Jhered glättete den Mantel über dem Brustharnisch und seinem Rock. Der Wind fegte durch den Stoff, und seine Beine wurden kalt.
    »Erst vor zwei Tagen habe ich den Marschallverteidiger von Atreska dorthin begleitet. Soweit ich weiß, sind Abordnungen aus Gosland und Dornos schon seit sieben Tagen dort oben. Auch sollte ich Euch wissen lassen, dass das Banner der Kanzlerin über dem Stammhaus gehisst ist.«
    »Hat sie denn nicht irgendwo anders ein paar Ketzer zu verbrennen?«, murmelte Jhered so leise, dass nur Harkov es hören konnte.
    »Anscheinend gibt es in einigen weit entfernten Gebieten Schwierigkeiten«, antwortete Harkov. Er zog unter dem Helm die Augenbrauen hoch. »Soweit ich weiß, verlangt sie Verstärkungen.«
    »Das tun heute viele«, erklärte Jhered. Es missfiel ihm, dass er mit anderen um die Aufmerksamkeit der Advokatin buhlen musste. »Ich danke Euch für die Hinweise.« Er nickte. »Es ist schön, Euch zu sehen, Hauptmann Harkov. Ihr solltet noch einmal über mein Angebot nachdenken.«
    »Vielleicht, wenn meine Kinder etwas älter sind.« Er salutierte noch einmal.
    »Eure Familie hat mehr Glück, als ihr überhaupt bewusst ist.« Damit wandte er sich wieder an seine Leibwache. »Lasst uns gehen. Zwei Mann breit hinter mir, die Augen nach vorn. Marsch.«
    Mit Reittieren versorgt, führte Jhered seine Truppe von der Hafenwache auf den Hügel. Dort oben entließ er seine Ehrengarde, die nun zu Fuß zur Kaserne der Einnehmer weitergehen konnte, und schritt durch den Triumphbogen. Dieses Portal war zu Ehren von Jennin Havessel errichtet worden, des ersten Advokaten der Konkordanz. Es war ein mächtiges Monument, dessen Zinnen dreihundert Fuß hoch aufragten.
    Dennoch konnte man ohne Weiteres durch den gewaltigen Bogen schreiten, das Auge auf die prachtvollen Einzelheiten des Hofs dahinter richten und dabei die

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