Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann
eigenen Blut ersticken müssen.«
Roberto zuckte zusammen und zog sich von Dahnishev zurück. Eine kalte Angst breitete sich in ihm aus.
»Was habt ihr mit mir getan?«
»Es war einfach unglaublich«, berichtete Dahnishev. »Dieser Junge hat dich zusammengeflickt, einfach indem er die Hände aufgelegt und seine Gedanken benutzt hat. Und zwar von innen nach außen, Roberto. Es ist nicht einmal eine Narbe zurückgeblieben.«
Im Zelt waren noch weitere Leute. Davarov, Neristus, Herides. Roberto spähte unter sein Hemd und untersuchte den Bereich, wo die Klinge eingedrungen war. Eine kleine wunde Stelle, aber sonst keine Spur.
»Ist das wahr?«, fragte er.
»Du lagst im Sterben«, bestätigte Davarov. »Das durften wir nicht zulassen.«
»Wenn es für mich an der Zeit war, in die Umarmung Gottes zurückzukehren, dann hattet ihr nicht das Recht, etwas daran zu ändern«, sagte Roberto. »Das ist nicht natürlich.«
»Doch, das ist es«, widersprach Jhered sanft. »Es ist so natürlich wie die Morgensonne.«
»Wie kannst du hier stehen und so etwas sagen? Du, der Schatzkanzler?«
»Weil ich meine Augen geöffnet habe. Genau wie dein Feldarzt Dahnishev. Du nimmst an, die Aufgestiegenen seien eine Beleidigung für Gott, und das kann ich verstehen. Das dachte ich zunächst auch selbst. Aber sie sind keine Beleidigung Gottes, sondern ein beschenk Gottes, und du bist gesegnet, weil sie die Möglichkeit boten, dein Leben zu retten.«
Roberto runzelte die Stirn und sah sich im Kreis seiner erfahrenen Gefährten um. Offensichtlich waren sie alle Jhereds Meinung.
»Sie werden mich für unverwundbar halten«, sagte Roberto, und er konnte die Erregung nicht verhehlen, die ihn ergriff.
»Du hast die Seuche und einen Dolchstoß ins Herz überlebt«, sagte Jhered. »Du bist der gesegnete, geliebte Soldat. Stell dir nur vor, was dies für die Herrschaft der Advokatin bedeutet, wenn es bekannt wird. Schließlich ist sie doch, wie es in den Schriften heißt, die Verkörperung Gottes auf dieser Erde.«
»Und dieses Geschenk, die Aufgestiegenen, hat Gott dir in die Hände gegeben«, ergänzte Davarov. »Nicht Gesteris, der vermisst wird. Nicht Jorganesh, der tot ist. Sondern dir. Dir, der du immer noch über eine Armee verfügst und die besten Aussichten hast, die Tsardonier zu besiegen. Wenn du unbedingt willst, kannst du sie in Estorr immer noch vor Gericht stellen, aber bei Gott, der uns umfängt, Roberto, du musst sie vorher einsetzen, um den Krieg zu gewinnen.«
»Glaubst du, ich kann das Heer davon überzeugen?«, fragte Roberto.
»Sie reden schon darüber. Es gibt Gerüchte über dein Überleben. Zeige dich, und du hast es so gut wie geschafft«, sagte Davarov.
»Dennoch sind sie Missgeburten. Eine Waffe, die es nach den Schriften nicht geben dürfte. Der Orden verurteilt sie als Ketzer.«
»Bei allem gebührenden Respekt gegenüber Ellas Lennart, wir sind im Krieg«, wandte Neristus ein. »Wen kümmert es?«
Roberto beäugte Jhered, und trotz seines unguten Gefühls musste er lächeln. »Ja, wen kümmert es?«
Mirrons Schreie hatten sie gerufen. Kastenas war vom Pferd gesprungen, um sie mit dem Mantel zu bedecken, und Kovan hatte die Wurzeln zerhackt, die ihre Arme gefesselt hatten. Dann hatte sie sich aufgerichtet, sich an seine Brust geschmiegt und haltlos geschluchzt.
Später hatte Kovan Gorian gerufen und herausgefordert, sich zu zeigen und sich dem Tod zu stellen, aber nichts als Schweigen geerntet. Es hatte eine Weile gedauert, bis er die reglos am Boden liegende Menas entdeckt hatte. Kastenas hatte sie auf den Rücken gedreht und war zurückgeschreckt. Dann hatte sie noch einmal hingeschaut und sich übergeben und sich sogar hinknien müssen, um sich zu fassen.
Kovan hatte verlangt, dass Jhered geholt werden müsse. Kastenas war im Galopp aufgebrochen, und Kovan hatte Mirron die ganze Zeit gehalten, bis der Schatzkanzler eingetroffen war. Andere Leute begleiteten ihn. Kavalleristen des Heeres. Jhered hatte Menas betrachtet und anschließend Mirron auf ein Pferd gesetzt, um sie ins Lager bringen zu lassen. Dann war er auf beiden Seiten am Bach entlanggelaufen und hatte gebrüllt, dass Gorian sich zeigen möge.
Er war völlig sicher, dass Gorian sich ganz in der Nähe versteckt hielt, und in der Nähe geblieben, bis der Abend den Himmel verdunkelt hatte. Er hatte ihm Gnade und Hilfe nach seiner Tat angeboten, nachdem sein Zorn verraucht war.
Eine kleine Weile lang hatte Gorian mit dem Gedanken
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