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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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fünfzehn Jahre alt«, sagte Dahnishev. »Wie groß sind jetzt wohl seine Aussichten?«
    »Nach allem, was er getan hat, ist das Erfrieren, sofern er nicht vorher verhungert, immer noch besser als das, was er eigentlich verdient hätte.« Jhered wollte nicht mehr über Gorian nachdenken. »Sagt mir, wie es Mirron geht.«
    »Ich kann nichts berichten, was Ihr nicht schon wisst«, sagte Dahnishev. »Die Vergewaltigung kann ich bestätigen. Sie hat ihre Unschuld verloren, sie hat Verletzungen davongetragen und blutet, und auf ihrem Schenkel war getrockneter Samen. Aber wir sollten eher über ihre seelische Verfassung besorgt sein, und das nicht nur wegen ihrer eigenen Verletzung. Sie war auch Zeugin des Mordes.«
    Jhered nickte. »Darum kümmere ich mich. Jedenfalls will ich es versuchen.«
    »Sie müssen in zwei Stunden marschbereit sein«, erinnerte Roberto ihn.
    »Wir werden bereit sein.« Jhered wandte sich zum Gehen.
    »Paul?«
    »Ja?«
    »Du bist für sie verantwortlich, und sie müssen sich bewähren. Sie dürfen sich keine Freiheiten erlauben. Ich dulde keine Disziplinlosigkeit in meiner Armee.«
    Jhered kehrte durch das in Auflösung begriffene Lager zu dem Wagen zurück, in dem die Aufgestiegenen ruhten, seit ihr Zelt abgebrochen worden war. Er nickte Robertos Extraordinarii zu, die den Wagen bewachten, und schaute hinein. Die beiden Jungen und Kovan schliefen, nur Mirron saß aufrecht. Im Laternenlicht konnte er die Tränenspuren auf ihren Wangen erkennen.
    »Du musst nicht lautlos weinen«, sagte er.
    Sie drehte den Kopf zu ihm herum. »Ich will sie nicht stören, Schatzkanzler. Sie müssen schlafen.«
    »Paul. Ich sagte doch, nenne mich Paul.«
    Im nächsten Augenblick stürzte sie quer durch den Wagen und warf ihm die Arme um den Hals, schmiegte den Kopf an seine Schulter und weinte haltlos. Er hielt sie ungeschickt, eine Hand hinter ihrem Kopf und mit der anderen ihren Rücken streichelnd.
    »Schon gut«, sagte er. »Jetzt kann dir niemand mehr etwas tun.«
    »Warum musste er sie töten? Sie hat uns doch alle beschützt.«
    »Ich weiß, Mirron, ich weiß. Sie war eine großartige Einnehmerin, deren Verlust mich sehr schmerzt. Es tut mir leid, dass du es sehen musstest.«
    Mirron schniefte, löste sich von ihm und wischte sich die Augen trocken. »Wohin wird er jetzt gehen?«
    »Gorian? Das weiß ich nicht«, sagte Jhered.
    »Wird es ihm gut gehen?«
    »Ich …« Jhered unterbrach sich, er wusste keine Antwort.
    »Es wird ihm doch gut gehen, oder? Er wird doch eine sichere Zuflucht finden?«
    Jhered sah die Sehnsucht in ihren Augen. Den Wunsch, beruhigt zu werden. Das war jedoch etwas, das er ihr nicht geben konnte.
    »Ich weiß es nicht, Mirron. Mach dir lieber über dich selbst Sorgen, nicht über ihn.«
    »Die wird sich nie ändern«, sagte Ossacer hinten im Wagen. »Das war schon immer so.«
    »Was meinst du damit?«
    »Es spielt keine Rolle, was Gorian getan hat«, erklärte Ossacer. »Letzten Endes ist es egal.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Sie liebt ihn. Sie hat ihn schon immer geliebt.«

 
26

    848. Zyklus Gottes, 1. Tag des Dusasauf
    15. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    D ie Tage wurden kühler, der Gewaltmarsch ging geradewegs nach Südwesten. Mit jedem Schritt wurde deutlich, welchen Sieg die Aufgestiegenen für die Truppe errungen hatten, denn die Späher und Kavalleristen konnten sich zwei Tagesetappen voraus frei bewegen, um feindliche Spione abzufangen, die Nachschubwege zu stören und tsardonischen Überfallkommandos zuzusetzen.
    Es gab keine größeren Verbände, die sich ihnen in den Weg stellten. Roberto schickte bewaffnete Trupps in die Siedlungen, um die Gegner zu vertreiben und alles an Vorräten zu requirieren, was er nur bekommen konnte, obwohl es recht wenig war, nachdem die Tsardonier sich bereits bedient hatten. Die Armee marschierte dicht an der Grenze von Gestern und suchte nach der richtigen Stelle, um die Grenze zu überschreiten und die Feinde zu verjagen.
    Roberto überquerte die Hauptstraße nach Haroq, nachdem seine Späher von der Grenze nichts Wichtiges hatten berichten können. Auf den Festungen wehten die Flaggen von Gestern, die Verteidigungsanlagen waren intakt und unbeschädigt. Jeder Schritt und jede weitere Information bestätigte, dass Jhereds erste Einschätzung richtig gewesen war. Da die Tsardonier offenbar beschlossen hatten, ihren Angriff auf die Küste zu konzentrieren, hatten sie dort alles zusammengezogen, was sie aufbieten konnten.
    Längst war klar,

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