Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann
sie zogen sich dort zusammen. Sie hatten noch nicht aufgegeben, und ein Durchbruch durch eine der konkordantischen Linien hätte verhängnisvolle Folgen gehabt, da die Tsardonier zahlenmäßig immer noch weit überlegen waren.
»Marschformation«, rief sie. »Wir reiten hinüber. Blase zum Angriff und gib weiter Signal, bis wir drüben sind. Ich muss die Reiter dort ausschalten.«
Sie hob das Schwert und ließ es sinken, gab ihrem Pferd die Sporen und donnerte los. Die Kavallerie stürmte durch das knietiefe Wasser neben der Brücke, gelangte auf festen Boden und warf sich dem Feind entgegen. Die Flankenverteidigung der Kavallerie hörte das Hornsignal, ließ von den Tsardoniern ab und kehrte hinter die eigenen Linien zurück. Im Glauben, sie hätten einen Durchbruch erzielt, stießen die Feinde in die Lücke hinein und sahen sich auf einmal tausend Reitern gegenüber. Der zögernde tsardonische Vorstoß kam sofort zum Erliegen, in den Linien rissen die ersten Breschen auf.
Lächelnd griff Elise an, hackte mit der Klinge um sich und trennte einem feindlichen Schwertträger den Arm ab. Ihr Pferd stieg hoch, weil es eng wurde, kam stampfend wieder herunter und raste weiter. Sie kam nicht mehr besonders schnell voran, aber inzwischen blickten die meisten Tsardonier ohnehin nicht mehr in ihre Richtung. Sie trieb das Pferd weiter, schlug mit der Klinge zu und ließ sich auf der linken Seite von ihren Kavalleristen decken, während sie unermüdlich kämpfte. Rechts eilten andere Reiter an ihr vorbei, die tief in das Hauptkontingent der Feinde vorstießen. Dann brüllten die Infanteristen. Der Sieg war nahe. Eine tsardonische Klinge blitzte vor ihr, die ihr Hornist abfing. Sie nickte dankbar und stieß dem Feind ihr Schwert durch die Brust.
Von rechts kamen Pfeile geflogen und fällten Pferde und Reiter. Ihre eigenen Bogenschützen reagierten sofort und feuerten eine Salve ab, dann änderte die ganze Kavallerie die Stoßrichtung und trieb einen Keil zwischen die tsardonischen Linien. Doch die Feinde hatten sich schon wieder formiert und gingen zum Gegenangriff über. Sie signalisierte eine Kehrtwende und eilte auf sicheren Grund zurück, die Pfeile ihrer Bürger deckten den Rückzug. »Noch einmal«, rief sie. »Wir wollen sie erledigen.« Sie wandte sich nach rechts, ließ ihre Kavallerie Aufstellung nehmen und griff erneut an.
»Was ist da los?«
Mirron hatte ihr Pferd angehalten und blickte über das Kampfgeschehen hinweg bis zu den von Lagerfeuern umgebenen tsardonischen Wurfmaschinen. Die konkordantischen Truppen waren noch nicht so weit vorgestoßen, und von hier oben sah es aus, als bewegte sich dort nicht viel, außer dass am Fluss immer mehr Feinde aufzutauchen schienen. Jhered kam zu ihr. Sie waren ein Stück weit den Abhang hinuntergeritten und standen jetzt oberhalb von Neristus und seiner Artillerie.
»Sie drehen die Katapulte«, erklärte Jhered. »Sie wollen unsere Linien mit brennenden Steinen zerschmettern.«
Mirron schaute zu ihm auf und erkannte, dass er sich Sorgen machte.
»Können unsere Soldaten das nicht verhindern?«
»Noch nicht.« Er deutete nach rechts. »Da drüben ziehen sich die Gegner zurück, aber noch halten ihre Linien. Uns ist kein schneller Durchbruch gelungen, und sie haben viele Onager, die sie jetzt gegen uns einsetzen können.«
Mirron beobachtete die Kämpfe. Dort unten herrschte ein unbeschreiblicher Lärm, und das Ausmaß der Gewalt war unerträglich. Schon flogen die ersten brennenden Steine in Richtung der Brücke und der Festung. Sie beobachtete die Flugbahn und sah Männer, die dem Einschlag entkommen wollten, in alle Richtungen davonlaufen. Da landeten die Steine auch schon. Mirron zuckte zusammen. Als der Rauch und die hochgeworfene Erde sich wieder gelegt hatten, sah sie dunkle Blutflecken und viele Tote, dort wo die Steine heruntergekommen waren. Ein einzelner Mann rannte noch, er brannte lichterloh. Andere krochen oder humpelten. Es war widerwärtig.
»Ich kann das verhindern«, sagte sie.
Jhered schüttelte den Kopf. »Du hast schon genug getan, du brauchst Ruhe.«
»Aber ein Schild kann die Steine nicht abhalten. Es ist so unfair.«
Die anderen waren schon weiter den Abhang hinuntergeritten. Jhered winkte, sie sollten nicht anhalten.
»Deshalb fürchten die Leute die Onager. Aber wir werden sie bald erreichen.«
Mirron schüttelte den Kopf und stieg ab. »Für einige wird es zu spät sein.«
»Mirron.«
Sie blickte zu ihm auf. »Ich will etwas
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