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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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versiegelt worden. Auf den Wehrgängen konnten Bogenschützen in Stellung gehen, und in gewissen Abständen waren Plattformen für die Katapulte eingerichtet. Einem konzentrierten Beschuss konnte die Anlage jedoch nicht standhalten.
    Unmittelbar hinter dem Wall stand die Hälfte aller Onager, über die er verfügte, hundert Einheiten in Gruppen von jeweils zehn Geschützen. Dahinter wiederum würden die restliche Artillerie und die Kavalleristen ihre Posten beziehen, deren Pferche und Zelte sich augenblicklich noch ein paar hundert Schritte weiter hinten im Hauptlager befanden.
    All das würde jedoch nicht ausreichen. Er hatte fünfundzwanzigtausend reguläre Infanteristen und Kavalleristen in seinen Legionen. Dreitausend Leviumkrieger würden nördlich vom Iyresee patrouillieren und Flankenangriffe auf die Feinde unternehmen. Außerdem hatte er zwei- oder dreitausend Bauern und Töpfer aus dem Hinterland von Neratharn bekommen. Tapfer, aber dem Untergang geweiht.
    Von seinem Standort über dem Tor an der Hauptstraße konnte er weit nach Osten blicken. Es war kaum zu glauben. Schon in Scintarit hatte er über die große Zahl der Feinde gestaunt. Hier verblüffte ihn das Ausmaß des Verrats. Trotz der vereinzelten Berichte, die aus Atreska eingegangen waren, hatte er gehofft, die Alae der Konkordanz würden nicht überlaufen. An diesem Morgen bekam er den letzten Beweis, dass Yuran und seine hinterhältigen Verräter den vollen Rückhalt des atreskanischen Volkes genossen.
    In der riesigen Armee, die vor ihm aufmarschierte, entdeckte er größere Einheiten von Kämpfern, die noch die Rüstungen und Waffen der Konkordanz trugen. Ein großer Teil der Wurfmaschinen, die er durch sein Spähglas beobachtet hatte, waren in der Konkordanz hergestellt worden. Ihm wurde übel, wenn er die Gesichter von Männern und Frauen sah, die er kannte und die einst für ihn gekämpft hatten. Seine treuen Anhänger würden durch Waffen sterben, die in der Konkordanz geschmiedet worden waren. Wut flammte in ihm auf.
    Er öffnete die Augenklappe, um die kühle Luft über die Wunde streichen zu lassen. Grimmig fraß sich die Kälte in die geschundene Haut, die mit Salben eingerieben war, um Infektionen und Entzündungen zu bekämpfen. Er blies die Wangen auf und genoss das taube Gefühl, das sich über sein Gesicht bis zum Riss auf seiner Wange und zum steifen Kiefergelenk ausbreitete.
    »General Gesteris?«
    Er drehte sich um und ließ die Augenbinde zurückgleiten. Vor ihm stand ein in Pelze gekleideter Bote, der dem verschwitzten Gesicht und seinem Geruch nach gerade vom Pferd gestiegen war.
    »Ja?«, sagte Gesteris.
    Er rückte den Riemen seines neuen Helms mit dem grünen Federbusch zurecht und strich seinen pelzbesetzten Mantel glatt. Die Rüstung war seine eigene, ausgebeult und makellos poliert. Jeder sollte die Kratzer unter dem Glanz sehen und erkennen, dass diese Rüstung die Wiedergeburt einer Hoffnung verkörperte, die der Träger allerdings nicht teilte.
    »Appros Harin meldet, dass die Feinde vollständig aufmarschiert sind, General. Seiner Ansicht nach werden sie bald angreifen.«
    Gesteris lächelte gezwungen. »Er ist ein guter Soldat, aber er hat keine großen Neuigkeiten zu berichten, nicht wahr?«
    Der Bote starrte den Boden an wie viele andere, die in der letzten Zeit vor Gesteris gestanden hatten. Der General war noch nie ein Mann gewesen, den man seines blendenden Äußeren wegen gepriesen hätte. Jetzt aber begegneten ihm die Leute vor allem mit morbider Faszination und Mitgefühl. Für beides hatte er keine Zeit.
    »Hat er dir eine neue Schätzung der Zahlen mitgegeben?«
    »Er rechnet jetzt mit fünfzigtausend, General.« – Gesteris nickte. »Das entspricht meinen eigenen Annahmen. Kannst du ungefährdet zu ihm zurückkehren?«
    »Ja, mein General.«
    »Er soll selbstständig handeln, aber erst angreifen, wenn die Gegner schon vor unseren Wällen stehen. Geh jetzt, beeile dich.«
    Der Bote presste die rechte Faust an die Brust und rannte durchs Tor davon. Gesteris sah ihm nach, dann kehrte er dem Feind den Rücken. Sie waren kampfbereit wie er. Bogenschützen und Artillerie ganz vorn, dahinter stand die Infanterie bereit, um jeden Bruch der Wälle sofort auszunutzen. Kavallerie war nirgends zu entdecken. Wahrscheinlich patrouillierten die Reiter an den Flanken und schützten die Nachschubwege.
    So weit er blicken konnte, drängten sich im Süden Männer und Katapulte bis hin zum Seeufer. Mit dem Spähglas konnte

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