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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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drehte sein Pferd einmal ganz herum. Die niedrig hängenden Wolken begrenzten sein Sichtfeld, und jetzt, in der Dämmerung, begann es auch noch zu schneien. Im Nordosten aber bewegte sich ein Schatten. Er war breit, und in den letzten Sonnenstrahlen blinkte etwas. Harin ließ sein Pferd ein paar Schritte traben und kniff die Augen zusammen, um es zu erkennen. Dann schälten sich die Schatten aus dem Zwielicht.
    »Oh nein«, keuchte er.
    Reiter. Hunderte Berittene kehrten aufs Schlachtfeld zurück. Die blinkenden Lichter waren die Reflexionen auf den Spitzen der Lanzen. Nur eine Einheit benutzte sie in so großer Zahl, und er war so dumm gewesen zu glauben, sie wären besiegt und verstreut worden. Er fragte sich, ob sie ihn und seine Leute schon bemerkt hatten. Falls dies noch nicht geschehen war, würde es bald so weit sein.
    »Levium! Wir müssen verschwinden. Steppenkavallerie im Nordosten.« Er ritt an ihnen vorbei, und sie stellten ihr Zerstörungswerk an der feindlichen Artillerie ein. Ein kleiner Schlag für die Konkordanz. »Was ihr auch macht, hört sofort auf.«
    Er trieb eine Stute so schnell an, wie sie nur laufen wollte. Die Leviumkrieger rasten am Rand des feindlichen Lagers entlang und ignorierten die wenigen Wächter. Sobald sie wieder auf der Hauptstraße waren, galoppierten sie nach Osten und hofften, in den Gawbergen untertauchen zu können.
    Als er jedoch vor sich Rufe hörte, wurde ihm klar, dass der Allwissende noch nicht mit ihnen fertig war. Auf der Hauptstraße kamen ihnen noch mehr Reiter entgegen. Es mussten mehr als tausend sein. Harin hätte am liebsten geweint. An jeder Ecke stießen sie auf neue Widerstände, niemals war das Glück auf ihrer Seite. So war es an den Wällen gewesen, und so war es auch jetzt.
    Harin setzte sich vor seine Leviumkrieger, um den Angriff anzuführen, der ihr Schicksal besiegeln würde. Es wäre sinnlos gewesen, umzukehren und sich den anderen zu stellen. Er gab Befehl, im Trab zu reiten. Sie würden warten, bis die Gegner nur noch hundert Schritte entfernt waren, und dann in vollem Galopp zuschlagen.
    »Leviumkrieger, macht euch bereit. Wir wollen eine letzte ruhmreichen Attacke durchführen. Jeder Reiter, den ihr aus dem Sattel holt, ist einer weniger, dem Gesteris sich stellen muss. Setzt euer Leben klug ein.«
    Er hob das Schwert. Der letzte Angriff. Harin sah sich über die Schulter um. Sie waren bereit und gefasst, sie zeigten keine Furcht, sondern nur Entschlossenheit und Stolz. Sie alle machten dem Rock der Einnehmer Ehre. Er wandte sich wieder nach vorn.
    »Levium!« Doch er senkte das Schwert nicht zum Angriff, sondern nahm es langsam vor sich herunter. Erleichterung durchflutete ihn, und sein Kopf war auf einmal so leicht, dass ihm beinahe schwindlig geworden wäre. »Zurückbleiben, zurückbleiben.«
    Er deutete auf die Standarte, die sich ihnen näherte. Es war das Wappen der Familie Del Aglios.
    Die Leviumkrieger richteten sich in den Steigbügeln auf und jubelten. Sie bemerkten nicht, wie die Schmerzen Harin übermannten. Ihm entglitt das Schwert, und er presste die Hand auf die Pfeilwunde. Seine Rüstung, sein Sattel und die Flanke seines Pferds waren nass von seinem Blut. Seine Schwäche hatte nichts mit der Erleichterung zu tun. Er schwankte im Sattel.
    Die Reiter, die sich ihnen näherten, hoben die Speere. Die Rittmeisterin in ihrer Mitte ließ sie mit hochgerecktem Arm anhalten, und das Donnern der Hufe verebbte zu einem leisen Grollen, als die Kavallerie in den Trab fiel und ein paar Schritte vor ihnen zum Stehen kam.
    »Ich bin Appros Harin, und dies sind meine Einnehmer«, quetschte er mühsam heraus. In seinem Kopf entstand ein lautes Rauschen.
    »Elise Kastenas, Schwertmeisterin der Legionen von Del Aglios.« Sie trabte zu ihm. »Kommen wir zu spät?«
    »Nein«, sagte Harin, der Mühe hatte, sich aufrecht zu halten. »Im Norden auf dem Schlachtfeld sind tausend Steppenkavalleristen. Reitet auf der Straße nach Westen. Die Verteidigung von Neratharn ist zerstört. General Gesteris wird hinter der Palisade belagert. Er hat höchstens noch zehntausend Kämpfer. Draußen sind dreißigtausend Tsardonier.«
    »Diese Belagerung wird bald durchbrochen sein.«
    Harin nickte. Ihm wurde übel. »Gesteris ist ein guter Mann. Kell und Nunan sind bei ihm, aber er wird die Nacht nicht überstehen. Ich weiß, wie er sich fühlt.«
    Harin spürte, dass er stürzte, aber vom Aufprall bekam er schon nichts mehr mit. Er hörte Lärm und sah verschwommene

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