Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann
in vollem Galopp. Seine Extraordinarii lösten sich von ihm und kümmerten sich darum, dass die Befehle ausgeführt wurden. »Cartoganev, führt Eure Kavallerie nach links. Ich will die Gegner vom Wall vertreiben. Gesteris’ Legionäre können uns nicht helfen, solange sie sich mit dem Schildwall schützen müssen. Davarov wird die atreskanischen Triarii anführen und Euch unterstützen. Wenn Ihr die Palisade geräumt habt, reißt Ihr sie ein. Levium, ihr zerstört jedes tsardonische Katapult, ehe es in Schussweite kommt. Hütet euch vor Kavallerieangriffen. Wir wissen nicht, wie die Kämpfe zwischen Elise und der Steppenkavallerie geendet haben.«
Dann ritt Roberto zwischen seinen Hastati und Principes zurück, ohne auf die Pfeile zu achten, die aus den tsardonischen Reihen in seine Richtung abgeschossen wurden. Seine Leute mussten wissen, dass er in der Nähe war.
Drei neue Verbände schalteten sich nun ein, doch es kostete sie viel Überwindung. Seine Legionen waren am Ende. Eigentlich viel zu erschöpft, um zu kämpfen, und doch mussten sie es tun. Die Müdigkeit stand jedem ins Gesicht geschrieben, der sich zu ihm umdrehte, und viel zu viele Arme und Beine zitterten vor Schwäche. Er brauchte einen raschen Sieg, sonst konnten die Tsardonier sie doch noch zerschmettern.
Mit dem ersten Vorstoß hatten sie viel Boden gewonnen. Die Infanterie hatte die Tsardonier zurückgedrängt. Doch die Gegner hatten sich neu formiert und so weit erholt, dass sie wirkungsvoll an zwei Fronten kämpfen konnten. Immer noch war das Hauptlager völlig umzingelt, auch wenn Robertos Eingreifen sämtliche Reserven der Feinde gebunden hatte. Zumindest waren die Tsardonier auf seiner linken Seite geschwächt. Wenn Davarov und Cartoganev sie von dort vertreiben konnten, wäre die Schlacht schon fast gewonnen.
Vorher aber wollte er seine Onager und Bailisten singen hören. Neristus brauchte viel zu lange, um die Reichweite richtig einzustellen, damit die Palisaden geschont wurden. Die Dunkelheit war daran schuld. Beim Gott, der alle umfing, er kämpfte nicht gern in der Nacht. Seine Legionäre waren sowieso schon völlig erledigt, und die Tsardonier setzten ihnen zu. Ein paar gut gezielte Steine konnten das Blatt wenden. Gesteris und seine Verteidiger hatten noch Katapulte, doch die würden sie verlieren, wenn sie das Tor verloren. Die Tsardonier besaßen nur noch wenige Wurfmaschinen, die sie inzwischen auf Roberto ausgerichtet hatten.
Er galoppierte um seine Infanterie herum zu den Ingenieuren.
»Rovan, ich brauche dich jetzt. Kannst du ihre schweren Geschütze erreichen? Die Hastati meiner Reserve werden hier in Stücke geschossen.«
Der kleine Ingenieur zog instinktiv den Kopf ein, als ein Dutzend tsardonische Steine aus dem Nachthimmel herabsausten und ein ganzes Stück entfernt einschlugen. Auch Roberto zuckte zusammen, als er die Einschläge und danach die Schreie hörte. Flammen loderten auf.
»Ich glaube nicht. Ich müsste im Grunde weiter nach vorn, aber dann stimmt der Winkel nicht mehr, um mit den Ballisten über die Köpfe unserer Leute zu schießen. Das müssen wohl die Leviumkrieger erledigen.«
»Wie lange brauchst du noch?«
»Wir sind fast fertig.«
»Das ist immer noch zu lange.«
»Nun ja, wenigstens töten wir nicht unsere eigenen Leute.«
Roberto beugte sich zu ihm. »Nein, Rovan, das überlassen wir den Tsardoniern. Schieß endlich.«
Dann ritt er weiter zur linken Flanke. Davarov hatte wie in Gestern seine vier bevorzugten Manipel zur Seite dirigiert.
»Verdienst du dir heute deinen Sold, General?«, rief er, um den Tumult zu übertönen. Davarovs Augen strahlten, als wäre er gerade aus einem erholsamen Schlaf erwacht.
»Das kann man wohl sagen. Im Augenblick besteht die Kavallerie auf unserer rechten Flanke allein aus mir. Wenn Elise scheitert, haben wir große Schwierigkeiten.«
»Dann nimm Cartoganev. Wir kommen hier schon zurecht.«
»Große Worte, blinde Augen«, erwiderte Roberto lächelnd. »Kümmere du dich nur um die rechte Seite, damit Gesteris’ Legionen herauskönnen. Dann siegen wir vielleicht.«
»Hat unser Ingenieur denn endlich …«
In diesem Augenblick knallten die Katapultarme, und die brennenden Steine sausten durch den Himmel, um mitten in der tsardonischen Armee einzuschlagen. Seine Hastati stürmten wieder vor. Bei jedem Schritt hatten sie Schmerzen, bei jedem Schlag spürten sie ihre Müdigkeit.
»Ja, das hat er. Es ist wohl an der Zeit, dass du dich ebenfalls
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