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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Und selbst wenn, es gab keine Garantie, dass die Notfallbefehle, die schon vorab erlassen worden waren, tatsächlich gelesen, verstanden und befolgt wurden.
    Vor ihr waren die Diplomaten und hohen Offiziere versammelt, die sich ständig in Estorr aufhielten, außerdem die Konsuln aus Easthale, Caraduk und Avarn, die erst vor Kurzem eingetroffen waren. Insgesamt neunzehn Leute, die nun ihren Kriegsrat bildeten. Keiner von ihnen war wirklich dafür geeignet, einen solchen Posten zu bekleiden. Nur eine Handvoll hatte jemals an bewaffneten Kämpfen an den Grenzen teilgenommen.
    »Können wir sie aufhalten?«, fragte sie die Versammelten, sobald die offizielle Begrüßung abgeschlossen war. »Lasst die Förmlichkeiten beiseite. Sprecht eure Gedanken aus. Heute sind wir alle gleichgestellt.«
    »Bei allem Respekt, ich bin nicht sicher, ob das die erste Frage ist, die wir erörtern sollten«, erklärte Proprätor Cisone, der für die Handelsbeziehungen verantwortlich war. Ein alter, gebeugter Mann, der schon viele Jahre im Dienst der Konkordanz stand. »Ich würde lieber hören, ob wir unsere Legionen zu den strategisch wichtigen Positionen schicken können, bevor sie vom Feind überrannt werden. Ich weiß, dass ich Altbekanntes wiederhole, aber wir sind blind und taub, was die Lage an den Grenzen von Atreska, Gosland, Dornos und Gestern angeht. Alles, was wir erfahren, ist mindestens zehn Tage alt, wenn es uns zugetragen wird.«
    Herine spreizte die Finger. »Das ist nun einmal nicht zu ändern. Wir vermögen Botschaften nicht mit der Geschwindigkeit eines Gedankens zu übermitteln und können nur auf das reagieren, was wir erfahren. Ja, Konsul Hathones?«
    Auch Estoreas oberster Vertreter in Neratharn war erst vor Kurzem eingetroffen. Sie war dankbar, ihn in ihrem Kreis zu wissen.
    »Neratharn ist in erhöhter Alarmbereitschaft, seit vor einigen Jahren in Atreska die Unruhen ausbrachen. Wir haben beachtliche Kräfte zur Verteidigung an den Grenzen zusammengezogen, die vom stehenden Heer verstärkt werden. Wir sind zuversichtlich, dass wir die Tsardonier aufhalten können.«
    »Atreska wird jedoch untergehen«, warf Megan ein. Herine hatte die junge Frau als kenntnisreiche Botschafterin aus Atreska in ihren Rat berufen. »Ihr nehmt an, unsere Legionen könnten dem Vorstoß nicht standhalten, und weigert euch deshalb, meinem Marschall stärkere Kräfte zur Verfügung zu stellen. Ich begreife diese Schlussfolgerung nicht. Ich bin hergekommen, weil ich um Hilfe bitten wollte. Ihr überlasst mein Volk schutzlos einem rücksichtslosen Feind.«
    »Hier zeigt sich wohl, warum Ihr nicht schon längst ein höheres Amt erreicht habt, meine junge Dame«, sagte Hathones.
    »Seid nicht so überheblich«, erwiderte Megan.
    »Ich entschuldige mich«, erwiderte Hathones, und Herine zog die Augenbrauen hoch. »Aber Eure Legionen waren in den letzten zehn Jahren nicht einmal in der Lage, mit den Unruhen im eigenen Land fertig zu werden. Die Legionen der Konkordanz, die durch Euer Land marschiert sind, waren den Angriffen des Volkes ausgesetzt, das sie durch einen Sieg über die Tsardonier schützen wollten. Es wäre sinnlos, jetzt in Atreska eine Verteidigungslinie einzurichten. Die Tsardonier standen schon vor zwanzig Tagen an Euren Grenzen, und jetzt sind sie tief in Euer Land eingedrungen. Wir müssen uns dort aufstellen, wo wir einen taktischen Vorteil haben, und diese Position liegt nicht in Atreska, sondern vielmehr an der Grenze zu Neratharn, wo unsere Verteidigung noch stark ist.«
    Herine ließ Hathones’ Worte auf sich wirken. Megan starrte ihn nur an und konnte anscheinend nicht begreifen, dass Atreska aller Wahrscheinlichkeit nach schon verloren war. Doch die Auswirkungen reichten noch viel weiter.
    »Eigentlich haben wir Glück, dass es in Atreska in den letzten Jahren solche Unruhen gab«, sagte Cisone. »Es ist nur schade, dass es in Gosland nicht schon viel früher zu einem ähnlichen Ungehorsam gekommen ist.«
    »Das solltet Ihr ausführlich erklären«, durchbrach Herine das darauf folgende Schweigen.
    »Das will ich gern tun«, sagte Cisone, »und Euch noch einmal an meine erste Bemerkung erinnern, dass wir hoffentlich nicht überrannt werden, ehe wir unsere Positionen erreicht haben. Erst Atreskas Bürgerkrieg hat unsere Wachsamkeit erhöht und dafür gesorgt, dass Goslands Nordgrenze schwer bewacht wird. Auch an der Südgrenze von Gosland patrouillieren Truppen und sichern das Gebiet. Diese Verbände werden dafür

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