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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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verstanden?«
    »Natürlich.«
    »Dann rede ich mit ihm.« Ein leises Lächeln spielte um ihre Lippen. »Was hat er schon zu verlieren?«
    Später begleitete Arducius Ossacer zum Krankenzimmer. Ossacer hätte sich dank der Spuren im lebenden Holz auch selbst zurechtgefunden, aber Kapitän Patonia hielt es nicht für klug. Das Krankenzimmer entpuppte sich als kleiner Bereich mit einem Tisch und einigen am Boden festgeschraubten Kommoden, der von den Kojen, in denen die dienstfreien Matrosen ruhten, nur durch einen Vorhang abgeteilt war. Es roch nach altem Blut und den süßen Düften von Kräutermedizin. Arducius sah mehr Hängematten, die in drei Etagen an Balken pendelten, und mehr Schlafsäcke auf dem Boden und in verknoteten Tüchern steckende Habseligkeiten, als er zählen konnte. Er hatte ihre Kabine für eng und karg gehalten, aber diese Leute hier hatten so gut wie nichts.
    Der Gang durch das Mannschaftsquartier stimmte ihn traurig. Gorian wäre vermutlich stolz gewesen. Die Matrosen, die sie bemerkten, wichen ihnen aus, machten religiöse Zeichen und murmelten Schutzsprüche. Viele trugen Ketten mit Glücksbringern und Amulette von einer Art, die er noch nie gesehen hatte. Auch hörte er, wie sie hinter ihm ausspuckten und mit den Füßen über das Deck rieben. Es hätte Vater Kessian das Herz gebrochen.
    Die Schiffsärztin, eine kleine Frau von eigenartigen Proportionen, empfing sie am Vorhang. Ihre Gliedmaßen waren lang, und sie hatte kräftige Hände mit langen Fingern, was für eine Ärztin sicherlich von Vorteil war. Es war schwer zu schätzen, wie groß sie wirklich war, weil sie sich in dem engen Raum bücken musste. Ihre Haut war blass, und er glaubte sogar, in ihrem Gesicht und auf den Handrücken einen weichen Flaum zu entdecken. Dann wurde ihm bewusst, dass er sie anstarrte, und er errötete. Sie kicherte; es war ein grobes Geräusch tief in ihrer Kehle. Als sie dann sprach, war ihre Stimme wie ein Steinschlag.
    »Jemanden wie mich hast du wohl noch nie gesehen, Bursche«, sagte sie.
    »Es tut mir leid«, erwiderte er. »Ich wollte nicht …«
    »Ich bin Gorres und stamme aus Kark.«
    Er riss den Mund weit auf.
    »Sind sie das?«, rief Anthus von hinten. Seine Stimme klang viel zu laut. Ängstlich.
    »Ja«, bestätigte Gorres und ersparte Arducius weitere Peinlichkeiten. »Keine Grund zur Sorge.«
    Sie winkte die Aufgestiegenen weiter. Anthus saß neben dem Tisch auf einem Hocker. Seine Augen waren verbunden, und er hielt sich mit weißen Knöcheln am Hocker fest.
    »Wer ist da?« Anthus’ Kopf fuhr ruckartig hin und her.
    »Ich bin Ossacer. Ich bin auch blind.«
    »Komm ja nicht näher. Blind oder nicht, du hast auch diese Augen, die ständig die Farbe wechseln. Nicht gut. Habe ich auch solche Augen, wenn du mich in Ordnung bringst?«
    »Nein«, sagte Ossacer. »Die haben nur wir.«
    »Gorres?«
    »Ja, Anthus. Sprich.«
    »Das wird doch auch von selbst heilen, oder? Irgendwann?«
    »Ich glaube nicht. Du kannst nicht einmal Hell und Dunkel unterscheiden. Willst du den Rest deines Lebens im Schatten verbringen? Und an Land?«
    Anthus schüttelte den Kopf. »Mach es nur nicht noch schlimmer.«
    Ossacer fasste dies als Einwilligung auf und streckte vorsichtig die Hände aus. Gorres beobachtete ihn wie gebannt und leckte sich aufgeregt über die Lippen.
    »Ich werde über deinen Verbänden die Hände auf deine Augen legen«, erklärte Ossacer. »Du wirst die Wärme spüren, vielleicht kribbelt es auch. Falls es wehtut, sage es mir sofort.«
    Anthus atmete tief durch. »Das ist nicht recht.«
    »Was Gorian mit dir getan hat, war nicht richtig. Das hier wird die Dinge wieder in Ordnung bringen.«
    Als Ossacer ihn berührte, zuckte Anthus heftig zusammen.
    »Schon gut. Entspanne dich.«
    »Mich entspannen? Wie denn?«
    »Es ist gleich vorbei. Spürst du die Wärme?«
    »Ja, es juckt. Im Kopf. Mach, dass es aufhört.«
    »Es wird gleich aufhören. Nur noch einen Augenblick.«
    Gorres wandte sich flüsternd an Arducius. »Was macht er da, Bursche?«
    »Ossacer findet heraus, wo die Energiebahnen unterbrochen sind, und dann entfernt er die Blockaden, indem er ein wenig von seiner eigenen Lebensenergie hineingibt. So werden die Narben aus seinen Augen entfernt, und Anthus’ eigene Lebenslinien können sich wieder verbinden. Dann kann er wieder sehen.«
    »Er schneidet ihn nicht auf?«
    »Er muss nicht einmal die Verbände wegnehmen.«
    »Fertig«, verkündete Ossacer.
    »Du hast doch überhaupt nichts

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