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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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dass wir angegriffen werden?« »Das ist das Einzige, worauf ich im Augenblick mein Leben verwetten würde. Aber dieses Mal kann ich wenigstens dafür sorgen, dass ihr fliehen könnt.«
    Als Hesther in die Villa zurückkehrte, fiel ihr Blick auf die drei Triremen, die im tiefen Wasser vor Anker lagen. Sie fragte sich, wie viel Zeit ihr noch blieb, ehe sie eines der Schiffe ihr Heim nennen musste.
     
    »Die verdammten Schwachköpfe«, murmelte Jhered, während er über die kurze Treppe aufs Deck hinaufstampfte und die Luke zuknallte, um das Jammern und Zetern nicht mehr zu hören. »Wenn ihnen die Decke zu niedrig ist, können sie auch hier oben schlafen.«
    »Mein Schatzkanzler?«
    Jhered wandte sich zum Kapitän des kleinen Ausflugsbootes um, das Marschallin Mardov ihm zur Verfügung gestellt hatte. Er war ein durchaus angenehmer junger Mann, der jedoch abgesehen von der Navigation auf dem Fluss über keinerlei herausragende Fähigkeiten verfügte. Außerdem erbebte er förmlich vor Ehrfurcht vor dem großen Einnehmer. Der Kutter verfügte über vierundzwanzig Ruder und einen einzigen Mast mit einem bunt bemalten Segel. Der Bug und das Heck waren im Baustil von Gestern nach oben gezogen. Vorne gab es ein mit Leinwand überdachtes Privatdeck, das von einer kostbaren geschnitzten Reling umgeben war. Die luxuriösen Möbel waren allerdings entfernt worden.
    Auf die Seiten des Bootes waren Berglandschaften gemalt, die den Aufgestiegenen gefallen hatten, doch das Schiff war nur für Ausflüge bei Tage gedacht und bot unter Deck, abgesehen von den Kojen für die Mannschaft, nur wenig Platz. Es gab lediglich zwei Kabinen. Mirron und Appros Menas teilten sich die eine, sodass die Jungen in die andere gepfercht wurden. Jhered schlief unter einem Segeltuch auf Deck, was ihm keinerlei Schwierigkeiten bereitete. Die kühle Luft, die von den Bergen Karks herunterwehte, strich ihm angenehm übers Gesicht, wenn die Sonne unterging, und es gefiel ihm sehr, im Halbschlaf das Flattern des Segels beobachten zu können.
    Es war nur eine dreitägige Reise flussaufwärts bis zur Grenzstadt Ceskas, aber schon am zweiten Morgen fragte Jhered sich, worauf er und Menas sich eingelassen hatten. Der Kapitän hatte offensichtlich die Anweisung bekommen, keinerlei Fragen über seine jungen Fahrgäste zu stellen, und dafür, wenn schon für nichts anderes, war Jhered sehr dankbar.
    »Schon gut. Es ist eben eine Plage, mit solchen Gören zu reisen«, sagte er. »Ihr könnt nicht zufällig die Decken der Kabinen höher legen und Federn in die Kissen stopfen?«
    Der Kapitän lachte. »Ihr habt wohl keine eigenen Kinder, Herr?«
    »Die da unten sind vier gute Gründe dafür. Sie sind hitzköpfig, haben ein viel zu kurzes Gedächtnis und sind anscheinend jederzeit fähig, etwas völlig Falsches zu sagen.« Er schüttelte den Kopf.
    »Wir waren alle mal jung.«
    »Aber so wie die war ich nie, verdammt«, knurrte Jhered, dessen Laune sich allmählich besserte. »Mein Vater hätte mich windelweich geschlagen, wenn ich so frech gewesen wäre wie die.« Er trat näher zum jungen Kapitän. »Demnach nehme ich an, dass Ihr Kinder habt?«
    »Drei«, erwiderte der Mann.
    »Dann seid Ihr sehr tapfer. Ich würde mich lieber im Lendentuch einer tsardonischen Horde stellen, als jeden Tag dieses Tollhaus zu ertragen.«
    »Ich fahre nicht von ungefähr zur See. Hier draußen ist es friedlich, nicht wahr?«
    »Ihr seid tapfer und weise obendrein«, sagte Jhered. Dann schüttelte er wieder den Kopf. »Sie fühlen sich da unten nicht wohl, und doch verbringen sie die meiste Zeit genau dort. Ich verstehe das nicht. Seht Euch nur an, was sie verpassen. Oh, da fällt mir etwas ein.«
    Er marschierte zur Luke und öffnete sie. Unten ging das Gezanke unvermindert weiter.
    »Hört mal zu, ihr alle. Ich will jetzt kein Wort mehr hören. Kommt sofort herauf. Es ist Zeit, dass ich rede und ihr zuhört. Ihr braucht etwas Nachhilfe in Geografie.« Er hielt einen Moment inne. »Es nützt nichts, etwas Böses über mich zu murmeln, Gorian. Du kannst vielleicht nicht ertrinken, aber bis zur nächsten warmen Mahlzeit müsstest du ziemlich weit schwimmen. Kommt jetzt rauf.«
    Der Kapitän sah sein Gesicht und beschloss, nicht zu lächeln. Jhered marschierte zum Baldachin und wartete, bis alle fünf sich zu ihm gesellt hatten.
    »Wenn ihr wollt, dass dies nicht bloß so hart wird, wie es ohnehin sein muss, sondern obendrein auch noch eine Folter, dann werde ich euren Wunsch gern

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