Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann
euch angeht …«
»Sie nennen uns Verräter«, rief ein Atreskaner, worauf die anderen sofort wieder drohend mit den Waffen herumfuchtelten und Flüche ausstießen.
»Ruhe!« Roberto marschierte zum Sprecher hinüber. »Wenn ich die Gründe für diese Dummheit wissen will, werde ich danach fragen.« Er wandte sich ab. »Der Nächste, der spricht, bevor ich es befohlen habe, wird ausgepeitscht. Der Übernächste wird hingerichtet. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
Schweigen.
»Falls die Tsardonier uns beobachten, dann werden sie schon heute Nacht ihren Sieg feiern. Sie müssen nicht einmal die Klinge gegen uns erheben, damit wir unser Blut vergießen und sterben. Wie wollt ihr die Bedrohung bekämpfen, der unsere Heimat und unsere Familien ausgesetzt sind? Vielleicht sollte ich mein Kommando niederlegen und die Hastati entscheiden lassen, wohin wir marschieren und wann wir kämpfen.«
Er brüllte jetzt fast.
»Wie könnt ihr es wagen, das Blut eurer Kameraden zu vergießen? Männer und Frauen, mit denen ihr in den letzten Jahren Seite an Seite gekämpft habt. Wie könnt ihr es wagen, den Ruf dieses Heeres zu besudeln? Meines Heeres? Wollt ihr wirklich, dass ich von euch verlange, die Schwerter an den Toren abzugeben, wenn ihr das Lager betretet? Sind wir Kinder, oder sind wir die besten Kämpfer der Konkordanz? Nun?«
Zustimmendes Brüllen erhob sich.
»Ja. Ja, das sind wir«, sagte Roberto. »Was ein paar von euch getan haben, raubt vielen anderen die Zuversicht. Ihr habt mich enttäuscht.«
Wieder wanderte er an den Reihen entlang. Sie ließen die Köpfe hängen, und einige, die ihn anzuschauen wagten, machten betretene Mienen.
Inzwischen holten die Sanitäter schon die ersten Verletzten und Toten ab.
»Einige von euch kenne ich sogar mit Namen. Ich habe gehört, wie stolz ihr seid, in meiner Armee zu dienen. Wo ist dieser Stolz jetzt geblieben? Seid ihr so empfindlich, dass ihr keine Sticheleien mehr vertragt? Ist eure Moral wirklich so zerbrechlich? Diejenigen, auf die das zutrifft, wissen, wo die Tore dieses Lagers sind. Ich will euch nicht in meiner Truppe haben. Ich will nicht, dass ihr unter dem Banner meiner Mutter kämpft. Ihr entehrt es, ihr beleidigt es, ihr besudelt es.
Glaubt ihr denn, es ist mir wichtig, wo eure persönlichen Sympathien liegen? Ihr marschiert geeint unter dem Banner der Konkordanz. Zwietracht dulde ich nicht, und ich werde nicht zulassen, dass die Kämpfer, die unter meinem Befehl stehen, die Klingen gegeneinander erheben. Wir werden einen Ring für die bauen, die sich wegen ihrer kleinlichen Ärgernisse prügeln wollen. Das ist aber auch der einzige Ort, wo so etwas stattfinden wird.
Wer in Zukunft noch einmal diese Regel bricht, wird hingerichtet. Es gibt keine Verhandlung und keine Einsprüche. Wir sind im Krieg, und ich habe keine Zeit, mich mit Unwürdigen abzugeben.« Ein letztes Mal schüttelte er den Kopf. »Idioten seid ihr, ihr alle. Erbärmliche, großmäulige Idioten. Macht euch auf lange Jahre bei den Hastati gefasst, weil weder die Principes noch die Triarii euch haben wollen. Geht mir aus den Augen.«
Damit machte er kehrt, rief seine Kommandanten zu sich und kehrte in sein Zelt zurück.
Shakarov und Davarov waren sofort an seiner Seite und redeten auf ihn ein. Er ignorierte sie, bis er sein Zelt erreichte und alle acht, die er gerufen hatte, versammelt waren.
»Setzt euch. Goran, Davarov, setzt euch.«
»General, du kannst doch diese Beleidigungen nicht …«
»Goran, ich will mich nicht wiederholen. Es war auch so schon eine lange Nacht. Mach es mir bitte nicht noch schwerer.«
Davarov legte Shakarov eine Hand auf die Schulter, und die beiden setzten sich. Elise, Dahnishev und Neristus waren schon da. Die Rittmeister der atreskanischen Legionen waren gekommen, ebenso der Schwertmeister der Achten Estoreanischen Legion.
»Niemand, der hier sitzt, ist völlig ohne Schuld«, begann er.
»General, es gab …«
»Ich will es nicht hören, Goran. Wirklich nicht. Jammert mir nichts vor. Du und ich und wir alle stehen vor demselben Problem. Seit Nunan den Abfall Atreskas bestätigt hat, wissen wir, dass es Schwierigkeiten geben würde. Uns ist bekannt, wie dies die Alae zerreißt und wie sehr es ihre Moral trifft. Wir wussten, dass die Estoreanische Legion sich bedroht fühlen und sich in Unterzahl wähnen würde. Wir haben hier in diesem Zelt gesessen, über all dies gesprochen und uns gefragt, wie wir den Ausbruch der Konflikte verhindern
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