Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
Reste von Hoffnung und Liebe, an die ihr euch noch klammert. Der Krieg nimmt es euch weg und zertritt es mit harten Stiefeln. Wenn wir scheitern, bleibt nichts mehr übrig. Überhaupt nichts.«

 
13

     
    848. Zyklus Gottes, 12. Tag des Solasab
    15. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    R oberto Del Aglios nahm die Scheide mit dem Kavallerieschwert an sich und stürzte aus dem Zelt in die schwüle, ruhige Nacht hinaus. Er trug nur die leichte Tunika und die Sandalen, in denen er eingeschlafen war. Man musste Gott auch für die kleinen Gnaden danken.
    Unten am Haupttor brannten einige Zelte der Hastati, und er hörte Waffen klirren. Im flackernden Zwielicht tanzten groteske Schatten. Aus allen Richtungen strömten Soldaten zum Ort des Geschehens. Er befahl ihnen, in ihre Zelte zurückzukehren. Dann rief er nach seinen Extraordinarii und hatte keine Ahnung, ob überhaupt jemand auf ihn hörte.
    Während er Befehle brüllte, eilte er über den festgetretenen Boden, sprang über die Reste von Kochfeuern und die Ständer mit den Schilden und Schwertern hinweg. Näher am Kampfgeschehen kam er im Gedränge langsamer voran und musste sich durch Infanterie, Kavallerie und Ingenieure mit beiden Ellenbogen einen Weg bahnen. Mit jedem Schritt wuchs sein Zorn.
    Der Streit war ausgeufert. Zwischen der Achten Estoreanischen und der Fünfzehnten Atreskanischen Legion kämpften die Bürger mit Schwert, Speer, Dolch und Faust vor den brennenden Zelten. Es war ein wildes Durcheinander und ein schreckliches Handgemenge. Hunderte prügelten sich oder lagen schon am Boden, und immer mehr strömten von allen Seiten herbei.
    Ein paar Augenblicke wartete Roberto ab und schaute zu, während sich seine Extraordinarii um ihn sammelten und die klügeren Angehörigen seiner Truppe sich zurückzogen, nachdem sie ihn bemerkt hatten. Ein paar Kämpfer stellten unter seinem wütenden Blick die Auseinandersetzungen ein, aber viel zu viele gingen völlig im hitzigen Gefecht auf. Viel zu viele Verletzte lagen am Boden, und er entdeckte mindestens einen Toten. Es war genug.
    »Geht dazwischen«, befahl er. »Verscheucht sie und folgt mir.« Darauf rannte Roberto zu den Kämpfenden und schob sich mit geballten Fäusten zwischen zwei Männer. Er stieß sie zur Seite und brüllte sie an zurückzuweichen. Ein Stück weiter klirrten die Schwerter, dass die Funken flogen.
    »Zurück!«, rief er. »Zur Seite. Weg mit den Waffen.« Seine Extraordinarii, es waren dreißig oder mehr, stürmten an ihm vorbei und drängten sich mit erhobenen Klingen zwischen die Streithähne. Roberto rammte unterdessen einen Legionär und stieß ihn zu Boden. Der Mann richtete sich wieder auf und hob das Schwert, aber Roberto zog rasch seine Klinge aus der Scheide und setzte sie ihm auf die Brust.
    »Vergiss es«, sagte er. »Lass es bleiben, Soldat.« Als hinter ihm abermals Metall klirrte und Metall auf Leder prallte, drehte er sich um. Aus einer Wunde spritzte Blut. Freunde kamen dem Geschlagenen zu Hilfe und hoben zornig die Stimmen. Ein riesiger Atreskaner hatte den Streich geführt. Jetzt drehte er sich um, suchte ein neues Ziel und fand Roberto, der sich ihm in den Weg stellte. Er hob und senkte das Schwert. Roberto parierte mühelos, machte einen Ausfallschritt und knallte dem Mann seinen Schwertknauf ins Gesicht. Er stürzte und wollte blind vor Wut wieder aufstehen, aber schon kratzte eine Schwertspitze über seinen Hals, und er ließ seine Waffe fallen.
    »Hört sofort auf«, überbrüllte Roberto den nachlassenden Lärm. »In meinem Lager herrscht Ordnung.«
    Nach und nach gehorchten sie. Erfahrene Soldaten stellten sich auf die Seite der Extraordinarii und trennten die Streitenden. Schließlich breitete sich Schweigen aus. Immer noch wurden auf beiden Seiten Verwünschungen laut, und die Zelte brannten knisternd, obwohl die Ersten schon versuchten, sie zu löschen.
    »Ruhe«, befahl Roberto.
    Er sah sich um. An einem Dutzend Stellen war die Lagerstraße rot vor Blut. Verletzte Männer und Frauen lagen am Boden. Er zählte dreißig, und unter denen, die ihn voller Wut anstarrten, waren vermutlich noch mehr Verwundete. Er schritt zwischen den Reihen der Hastati auf und ab. Niemand erwiderte seinen Blick. Schließlich gab er sein Schwert Herides, der links neben ihm aufgetaucht war.
    »Ich bin froh, dass du dich an dieser Dummheit nicht beteiligt hast«, flüsterte er. Dann hob er die Stimme. »Ärzte und Träger, schafft die Verwundeten fort. Mit ihnen rede ich später. Was

Weitere Kostenlose Bücher