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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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blicken als die meisten seiner Untergebenen. Ihm ging das letzte Bild seines Sohnes Kovan nicht aus dem Sinn, als dieser einem Ungewissen Schicksal entgegengerannt war. Auch wenn er es, genau wie Netta, unter einem Mantel aus Anstrengung und Arbeit zu verbergen suchte, es zehrte an ihm und untergrub seine Zuversicht. Kovans Ausbildung, so hatte er in den ersten Tagen nach der Flucht der Aufgestiegenen gesagt, sei wie ein fast vollendetes Werk, an dem eben doch noch ein paar Pinselstriche fehlten.
    »Willst du deine Arbeitskräfte kontrollieren, Mutter Naravny?« Der Titel lastete wie eine Bürde auf ihren Schultern.
    »Wie jeden Tag vertreibe ich mir nur die Zeit«, erwiderte sie. »Werdet ihr fertig sein, bevor der Frost des Dusas kommt?«
    Vasselis zuckte mit den Achseln. »Ich würde das gern bestätigen, aber das Wetter wird allmählich unberechenbar.« Sie ließ den Kopf sinken, weil ihr schon wieder die Tränen in die Augen schossen. »Ich weiß, Hesther. Niemand sonst in der Konkordanz konnte mit solcher Genauigkeit das Wetter vorhersagen. Wir haben es so lange Zeit als selbstverständlich hingenommen, dass wir uns jetzt hilflos fühlen, den Himmel anstarren und uns fragen, wann es dunkel wird und der Schnee fällt.«
    »Ardol hätte es uns sagen können«, sagte sie in einem vergeblichen Versuch, heiter zu klingen. »Er liebte diese Jahreszeit, wenn die Stürme von Süden her in die Bucht fegen und von Gestern die Kaltfronten über das Tirronische Meer kommen. Er hat immer gesagt, wenn während des Wechsels der Jahreszeiten alles zusammenprallte, könnte er nur noch raten, aber er hat sich nie geirrt, was?«
    Vasselis’ Augen funkelten. »Nein, er hat sich nie geirrt. Bis Arducius zurückkehrt, müssen wir uns eben irgendwie behelfen.«
    »Am Morgen öffne ich meine Fensterläden nicht gern«, sagte sie. »Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen, an einem Solastag von einer Wolke oder einem kühlen Wind überrascht zu werden. Was meinst du, wird er jemals zurückkehren?«
    »Ich glaube wirklich, dass er zurückkommt. Dass sie alle zurückkommen.«
    Hesther betrachtete ihn. Anscheinend kam für ihn wirklich nichts anderes in Betracht. Wie eine helle Flamme brannte der Glaube in ihm. Sie wünschte, sie könnte das auch von sich selbst sagen.
    »Ich bin froh, dass dein Sohn bei ihnen ist«, fuhr sie fort. »Sie vertrauen ihm und lieben ihn.«
    »Alle bis auf Gorian.« Vasselis kicherte.
    »Sie sind doch nur Jungs. Das wird sich geben. Da draußen bleibt ihnen gar nichts anderes übrig.« Hesther warf einen Blick auf die Karte, die den größten Teil von Caraduk, Estorea und einen Teil des Tirronischen Meeres zeigte. »Willst du dein Reich erweitern?«
    »Es gibt gewisse Staatsangelegenheiten, die keinen Aufschub dulden«, sagte er. »Harkov hat mir bei der Entscheidung geholfen, wo ich meine defensiven Legionen aufstellen soll.«
    Hesther runzelte die Stirn. »Ich dachte, dafür hätten schon die Befehle aus Estorr gesorgt.«
    »Die haben mich nur aufgefordert, drei Legionen nach Neratharn zu schicken. Mit dem wenigen, das mir noch bleibt, muss ich mich um etwaige tsardonische Angriffe von Osten her kümmern, die unmittelbar mein Land betreffen, falls Gestern fällt.«
    »Aber die Insel Kester ist doch …« Die Falten auf ihrer Stirn vertieften sich.
    Vasselis sah sich um. Im Augenblick waren nur sie drei im Unterstand.
    »Hesther, es wird da draußen nicht besser. Ich habe nicht mehr viele loyale Truppen, und allmählich mache ich mir unter meinen eigenen Leuten Feinde.«
    »Was meinst du damit?«
    »Wir richten die Anlage nicht nur ein, um die Kanzlerin abzuwehren«, sagte Harkov mit einer Geste zu den Befestigungen hin. »Sie hat auf ihrem nicht eben geradlinigen Rückweg nach Estorr unter den gläubigen Anhängern des Allwissenden Zwietracht gesät. Nach den Berichten, die ich bekomme, können sich die Legionen des Ordens eines noch nie da gewesenen Zulaufs an Freiwilligen erfreuen. Für die meisten Menschen in Caraduk scheint der Krieg weit weg zu sein, aber dafür haben sie Angst vor der Gefahr, die sich ihrer Ansicht nach hier in Westfallen zusammenbraut.«
    Vasselis kratzte sich am Kopf. »Ich habe mein Volk gespalten.« »Nein, das hast du nicht«, widersprach Hesther. »Das hat die Kanzlerin getan.«
    »Das Ergebnis ist dasselbe. Jetzt ist nur noch die Frage, ob zuerst die Ritter Gottes oder die Bäcker und Bauern aus Caraduk diese Wälle auf die Probe stellen werden.«
    »Bist du denn so sicher,

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