Die Kinderbibel - Das Alte Testament (German Edition)
erklärten die Hirten.
Jakob schob den Stein vom Brunnen weg und half dem Mädchen, Wasser zu schöpfen; Rachel beobachtete sein Tun verwundert. Schließlich erzählte ihr Jakob, wer er war, und Rachel eilte nach Hause, um ihrem Vater davon zu berichten. Der lief zum Brunnen und lud Jakob in sein Haus ein, wo dieser ganz ehrlich über den Grund seines Kommens Auskunft gab. Zwar hatte Jakob Schlimmes getan, doch erlaubte Laban ihm zu bleiben, da er zur Familie gehörte und man seine Offenheit schätzte.
Selbstverständlich half Jakob bei allen anfallenden Arbeiten kräftig mit, und nach einem Monat sagte Laban: »Natürlich kannst du nicht immer ohne Lohn arbeiten. Wie viel soll ich dir bezahlen?« Nun hatte sich Jakob mittlerweile in Rachel verliebt, und deshalb entgegnete er: »Wenn du mir nach sieben Jahren deine Tochter zur Frau gibst, werde ich diese Zeit unentgeltlich arbeiten.« Laban stimmte zu.
Nach sieben Jahren forderte Jakob das Versprechen ein, Laban jedoch sann auf eine List. Zwar richtete er die Hochzeit aus, doch brachte er seine ältere Tochter Lea, die einen Schleier trug, zu Jakob. Später, als Jakob den Betrug bemerkt hatte, stellte er Laban zur Rede. Doch dieser sagte kühl: »Es ist bei uns nicht üblich, dass die jüngere vor der älteren Tochter heiratet. Aber da ich deine Liebe zu Rachel respektiere, werde ich sie dir nach einer Woche mit Lea ebenfalls zur Frau geben, wenn du dafür weitere sieben Jahre ohne Lohn arbeitest.« Da musste sich Jakob fügen, wollte er nicht aus dem Haus gewiesen werden und ganz ohne Familie leben müssen. Weitere sieben Jahre verrichtete er unentgeltlich Dienst für Laban.
Lea bekam viele Kinder, Rachel aber keine. Da flehte sie Gott um Hilfe an, und bald brachte Rachel einen Sohn zur Welt, der von seinen Eltern Josef genannt wurde.
Josef in Ägypten
Josef, der Sohn Rachels und Jakobs, war bei seinen vielen Halbbrüdern nicht beliebt. Alle wussten, dass er der Lieblingssohn seines Vaters war; außerdem hatte Jakob für Josef einen farbenprächtigen Mantel machen lassen, während die Brüder nur einfache Kleidung trugen. Zudem erzählte Josef ihnen seine Träume, die in ihren Gleichnissen auch noch Josefs besondere Position betonten. Die Brüder überlegten, wie sie Josef loswerden könnten: »Wir töten ihn und werfen ihn in den ausgetrockneten Brunnen«, schlug einer vor, »zu Hause sagen wir dann, die wilden Tiere hätten ihn gerissen.« Ein anderer erwiderte: »Wenn wir ihn töten, laden wir große Schuld auf uns. Stattdessen sollten wir ihn nur in den alten Brunnen werfen und sich selbst überlassen.«
Als Josef zu seinen Brüdern aufs Feld kam, um ihnen bei der Arbeit zu helfen, stürzten sie sich auf ihn, rissen ihm den farbenprächtigen Mantel vom Leib und stießen ihn mit vereinten Kräften in den Brunnenschacht.
Da kam eine Karawane vorbei, die Gewürze und andere Handelsware nach Ägypten transportierte. Einer der Brüder hatte eine Idee: »Wenn wir Josef hier liegen lassen, haben wir nichts davon. Es wäre doch viel besser, ihn als Sklaven an die Händler zu geben, die ihn in Ägypten weiterverkaufen können. Das wird uns Geld bringen!« So holten sie Josef aus dem Brunnen heraus und verkauften ihn an die Gewürzhändler für zwanzig Silberstücke. Nun tauchten die Brüder Josefs Mantel in das Blut eines geschlachteten Schafes und erzählten zu Hause, dass Josef den wilden Tieren zum Opfer gefallen wäre.
Beim Pharao
Die Gewürzhändler hatten Josef in Ägypten an Potifar verkauft, den Kommandanten der Leibwache des Pharaos.
Potifars Frau verliebte sich in Josef und wollte ihn verführen, was der aber zurückwies. Aus Rache beschuldigte die Frau ihn, er habe sie verführen wollen; daraufhin wurde Potifar wütend und ließ Josef ins Gefängnis werfen.
Eines Tages wurde der Mundschenk des Pharaos dort eingeliefert. Josef half ihm, einen Traum zu deuten; aus diesem Traum ersah Josef, dass der Mundschenk unschuldig war und seinen Posten wiederbekommen würde. Als dies geschah, versprach der Mann, sich für Josef zu verwenden.
Einmal hatte der Pharao Träume, die er nicht verstand; auch die Traumdeuter an seinem Hof waren ratlos. Da erinnerte sich der Mundschenk an Josef und schlug vor, die Träume von ihm deuten zu lassen. Der Pharao stimmte zu, Josef wurde aus dem Kerker befreit und in den Palast gebracht.
Der Pharao sprach: »In meinem ersten Traum sah ich, wie sieben fette Kühe dem Wasser entstiegen und am Ufer grasten. Dann erschienen
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