Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14
versuchte sich an Pettifers Anweisung zu erinnern. Es war nicht das neuste Modell. Pettifers Kommentar: »Wenn Ihnen das Ding zu langsam ist, werfen Sie einfach eine Schippe Kohlen nach.« Rebus hatte gefragt, wie alt der Computer war. Antwort: zwei Jahre und bereits so gut wie unbrauchbar.
Rebus beschloss, ein so ehrwürdiges Gerät respektvoll zu behandeln. Er wischte Bildschirm und Tastatur mit einem feuchten Tuch ab. Genau wie er, war es ein Überlebender einer vergangenen Epoche. »Okay, altes Haus«, sagte er zu ihm. »Dann zeig mal, was du kannst.« Ein paar frustrierende Minuten später rief er Pettifer an und erreichte ihn schließlich auf seinem Handy - im Auto auf der Fahrt zum heimischen Bett. Weitere Instruktionen... Rebus behielt Pettifer so lange am Apparat, bis es klappte.
»Danke, Mark«, sagte er, beendete das Gespräch und stellte seinen Sessel so hin, dass er den Bildschirm im Blick hatte.
Kurz darauf saß er da, die Beine übereinander geschlagen, die Arme verschränkt, den Kopf leicht zur Seite geneigt.
Und schaute Teri Cotter beim Schlafen zu.
12
»Sie haben in Ihren Sachen geschlafen«, stellte Siobhan fest, als sie ihn am nächsten Morgen abholte. Rebus beachtete sie gar nicht. Auf dem Beifahrersitz lag die aktuelle Ausgabe eines gewissen Revolverblatts, dieselbe, die Steve Holly ihnen am gestrigen Abend vor die Nase gehalten hatte. POLIZIST IN TÖDLICHES FEUER VERSTRICKT?
»Der Artikel ist ziemlich dürftig«, versicherte Siobhan ihm. Und das war er auch. Reich an Mutmaßungen, arm an Tatsachen. Und trotzdem hatte bei Rebus morgens um sieben, Viertel nach sieben und halb acht das Telefon geklingelt. Er hatte nicht abgenommen, denn er ahnte, wer es war: das Complaints Department, das einen Termin vereinbaren wollte, um ihn möglichst bald zu piesacken. Es gelang ihm, die Zeitung umzublättern, indem er die Finger seines Handschuhs anfeuchtete. »In St. Leonard's kursieren jede Menge Gerüchte«, fügte Siobhan hinzu. »Fairstone war an einen Stuhl gefesselt und geknebelt. Inzwischen wissen alle, dass Sie dort waren.« »Habe ich das je bestritten?« Sie sah ihn an. »Es ist nur so: Als ich wegging, war er noch am Leben.« Er blätterte noch ein paar Seiten um, auf der Suche nach etwas Tröstlichem. Fand es in Form eines Artikels über einen Hund, der einen Ehering verschluckt hatte - der einzige Lichtblick in einer Zeitung voller deprimierender Überschriften. Messerstecherei in einem Pub, die Geliebte eines Prominenten packte aus, Ölteppich im Atlantik, Wirbelsturm in Amerika.
»Komisch, dass die Moderatorin einer Nachmittags-Talk-Show mehr Zeilen wert ist als eine Umweltkatastrophe«, bemerkte er, faltete die Zeitung zusammen und warf sie auf den Rücksitz. »Wohin fahren wir eigentlich?« »Ich dachte, wir machen vielleicht einen Besuch bei James Bell.« »Gute Idee.« Sein Handy klingelte, aber er ließ es in der Tasche stecken. »Ihr Fanklub?«, vermutete Siobhan.
»Was soll ich machen, ich bin eben beliebt. Wie kommt's, dass Sie über den Klatsch und Tratsch in St. Leonard's auf dem Laufenden sind?« »Ich war dort, ehe ich Sie abgeholt habe.« »Ein Anfall von Masochismus also.« »Ich war im Fitnessraum.« »Tut mir Leid, aber das Wort höre ich zum ersten Mal.« Sie lächelte. Als ihr eigenes Handy klingelte, sah sie Rebus erneut an. Er zuckte die Achseln, und sie überprüfte die Nummer auf dem Display.
»Bobby Hogan«, sagte sie, ehe sie den Anruf entgegennahm. Er konnte nur ihren Teil der Unterhaltung verstehen. »Wir kommen, so schnell es geht... wieso, was ist passiert?« Ein Seitenblick auf Rebus. »Er sitzt neben mir... vielleicht ist der Akku seines Handys leer... ja, ich richte es ihm aus.« »Höchste Zeit, dass Sie sich eins von diesen Freisprechdingern anschaffen«, meinte Rebus, nachdem sie das Gespräch beendet hatte.
»Fahre ich einhändig so schlecht?« »Nein, aber dann könnte ich mithören.« »Bobby sagt, dass die Jungs vom Complaints Department nach Ihnen suchen.« »Tatsächlich?« »Sie haben ihm aufgetragen, die Nachricht an Sie weiterk##290 zuleiten. Wie es scheint, meldet sich unter Ihrer Handynummer niemand.« »Vielleicht ist der Akku leer. Was hat er noch gesagt?« »Er will sich mit uns im Yachthafen treffen.« »Hat er verraten, warum?« »Vielleicht will er uns einen Tagesausflug auf dem Wasser spendieren.« »Das wird's sein. Ein Dankeschön für unsere sorgfältige, aufopferungsvolle Ermittlungsarbeit.« »Seien Sie lieber nicht
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