Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14
verschwand. Rebus wandte sich an Hogan. »Amtsanmaßung, Bobby. Du solltest dich vielleicht einmal fragen, wieso die beiden das Boot durchsucht haben, ohne dich vorher zu informieren.« Er zeigte auf die beiden Ermittler. »Ich traue denen etwa genauso, wie ich einem Junkie mit einem Chemiebaukasten trauen würde.« »Woher nehmen Sie das Recht, so etwas zu sagen?« Simms lächelte, aber nur mit den Lippen. Er musterte Rebus von oben bis unten. »Und wie war das mit dem Glashaus und den Steinen? Gegen uns laufen keine Ermittlungen wegen -« »Das reicht, Gavin!«, zischte Whiteread. Der junge Mann verstummte. Plötzlich schien sich über den gesamten Yachthafen Stille gelegt zu haben.
»Das hilft uns jetzt auch nicht weiter«, sagte Bobby Hogan. »Schicken wir die Pillen erst einmal zur Analyse...« »Ich weiß, wer hier eine Analyse nötig hätte«, murmelte Simms. »...ins Labor. In der Zwischenzeit sollten wir uns gemeinsam überlegen, welche Auswirkungen dieser Fund auf die Ermittlungen hat. Einverstanden?« Er sah Whiteread an, die nickte und anscheinend zufrieden war. Doch dann richtete sie ihre Augen auf Rebus und starrte ihn durchdringend an. Er hielt stand, erwiderte ihren Blick, wohl wissend, dass er damit seine Aussage bekräftigte. Ich traue euch nicht...
Bald darauf fuhren sie alle im Konvoi zur Port Edgar School. Draußen vor dem Tor standen weniger Gaffer und weniger Fernsehcrews als in den vergangenen Tagen, und entlang des Grundstücks patrouillierten auch keine Uniformierten mehr, um unbefugtes Betreten zu verhindern. Der Bürocontainer wurde nicht mehr benutzt; jemand war auf die Idee gekommen, eines der Unterrichtszimmer zu requirieren. Die Schule würde erst in ein paar Tagen den Betrieb wieder aufnehmen; allerdings würde das Zimmer, in dem die Tat gek##294 schehen war, bis auf weiteres verriegelt bleiben. Die Beamten setzten sich an die Pulte, an denen normalerweise Schüler saßen und ihrem Erdkundelehrer lauschten. An den Wänden hingen Landkarten, Diagramme mit Niederschlagsmengen, Bilder von afrikanischen Ureinwohnern, Fledermäusen und Iglus. Einige aus dem Ermittlungsteam zogen es vor zu stehen, die Beine leicht gespreizt, die Arme verschränkt. Bobby Hogan stand vor der makellos sauberen Tafel. Daneben befand sich ein Marker-Board, auf das nur ein einziges Wort geschrieben war, »Hausaufgaben«, versehen mit drei Ausrufungszeichen. »Könnte für uns bestimmt sein«, meinte Hogan und klopfte auf das Marker-Board. »Dank unserer Freunde vom Militär...«, er nickte Whiteread und Simms zu, die sich dafür entschieden hatten, in der Tür zu stehen, »hat der Fall eine kleine Wendung erfahren. Eine seetüchtige Yacht und eine Ladung Drogen. Was schließen wir daraus?« »Schmuggel«, ließ sich eine Stimme vernehmen.
»Nur zu Ihrer Information...« Der Sprecher stand an der Rückwand des Raums. Zollfahndung. »Der größte Teil des in England verkauften Ecstasys stammt aus Holland.« »Wir sollten uns also Herdmans Logbücher ansehen«, verkündete Hogan. »Um festzustellen, wohin er gesegelt ist.« »Logbücher können problemlos gefälscht werden«, fügte der Mann vom Zoll hinzu. »Wir müssen uns außerdem beim Drogendezernat erkundigen, was die dort über die Ecstasy-Szene wissen.« »Steht fest, dass es wirklich Ecstasy ist?« »Was immer es ist, eine Ladung Pillen gegen Seekrankheit bestimmt nicht.« Das brachte ihm ein paar gequälte Lacher ein.
»Was meinen Sie, Sir, wird der Fall dem DMC übertragen werden?« DMC: Drugs and Major Crime, die Abteilung für Drogendelikte und Schwerverbrechen.
»Dazu kann ich noch nichts sagen. Wir sollten uns vorläufig darauf konzentrieren, die angefangene Arbeit weiterzuführen.« Hogan schaute sich im Raum um, denn er wollte sich vergewissern, dass alle ihm ihre Aufmerksamkeit schenkten. Der Einzige, der ihn nicht ansah, war John Rebus. Rebus starrte, die Augenbrauen nachdenklich zusammengezogen, die beiden Personen in der Tür an. »Wir müssen auch noch einmal mit der Lupe die Yacht absuchen, um sicherzugehen, dass nichts übersehen wurde.« Hogan sah, wie Whiteread und Simms einen Blick tauschten. »Okay - irgendwelche Fragen?«, sagte er. Es gab ein paar, die er kurz und knapp abhandelte. Einer der Anwesenden wollte wissen, wie viel eine Yacht wie die von Herdman kostete. Diese Information hatte der Hafenmeister bereits geliefert: Für eine Zwölf-Meter-Yacht mit sechs Kojen musste man sechzigtausend Pfund hinblättern. Wenn man sie
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