Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14
nickte langsam. »Haben wir die Möglichkeit, uns das Gästebuch anzuschauen?« Sie hatten, aber es war nicht besonders ergiebig. Keine Einträge, deren Verfasser Derek Renshaw oder Anthony Jarvies hießen, bloß das Gesülze einiger Bewunderer von Miss Teri, die, ihrem Englisch nach zu urteilen, in der Mehrzahl im Ausland beheimatet waren. Rebus sah zu, wie Siobhan das Notebook ausschaltete. »Haben Sie den Fahrzeughalter ermittelt?«, fragte er. Sie nickte. »Das habe ich kurz vor Feierabend noch gemacht. Es ist Brimson.« »Eigenartig, sehr eigenartig...« Siobhan klappte den Bildschirm zu. »Wie kommen Sie zurecht?«, fragte sie. »Ich meine mit dem Ausziehen und Anziehen.« »Alles bestens.« »Sie schlafen nicht in Ihren Sachen?« »Nein.« Er versuchte, gekränkt zu klingen.
»Ich kann also morgen mit einem sauberen Hemd bei Ihnen rechnen?« »Hören Sie auf, mich zu bemuttern.« Sie lächelte. »Ich könnte Ihnen wieder ein Bad einlaufen lassen.« »Nicht nötig.« »Sicher?«, fragte sie.
»Todsicher.« Wieder musste er an seine erste Begegnung mit Teri Cotter denken... an ihre Frage, wie viele Tote er schon gesehen hatte... an ihren Wunsch zu wissen, wie es war, wenn man starb. Und gleichzeitig hatte sie eine Website, die manche Psychopathen geradezu als Einladung auffassen mussten. »Ich möchte Ihnen etwas zeigen«, sagte Siobhan und kramte in ihrer Schultertasche. Sie holte ein Buch hervor und hielt es so, dass er den Umschlag lesen konnte: Fm a Man von Ruth Padel. »Es geht um Rockmusik«, erklärte sie und schlug es an einer markierten Seite auf. »Hören Sie sich das an: >Der Traum vom Heldentum beginnt im Kinderzimmer des Teenagers.<« »Was bedeutet das?« »Sie meint, dass für Teenager Musik eine Form von Rebellion ist. Vielleicht benutzt Teri ihr Zimmer zu dem Zweck.« Sie blätterte zu einer anderen Seite. »Hier ist noch etwas: >Die Schusswaffe stellt die gefährdete männliche Sexualität dar.<« Sie sah ihn an. »Leuchtet mir ein.« »Sie wollen behaupten, dass Herdman eifersüchtig war?« »Waren Sie nie eifersüchtig? So sehr, dass Sie einen Wutanfall hatten?« Er überlegte einen Augenblick lang. »Vielleicht ein oder zwei Mal.« »Kate hat mir gegenüber ein Buch erwähnt. Es heißt Bad Men Do What Good Men Dream. Vielleicht hat Herdman vor Wut die Kontrolle verloren.« Sie hielt sich eine Hand vor den Mund und versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken.
»Zeit für Sie, ins Bett zu gehen«, sagte Rebus zu ihr. »Morgen gibt's sicher wieder reichlich Gelegenheit für laienhafte Analysen.« Sie zog die Kabel des Notebooks heraus und wickelte sie auf. Er brachte sie zur Tür und sah ihr dann vom Fenster aus nach, bis sie wohlbehalten in ihrem Wagen saß. Plötzlich stand ein Mann neben der Fahrertür. Rebus drehte sich um und rannte, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinunter. Riss die Haustür auf. Der Mann redete auf Siobhan ein, die Stimme so laut, dass er das Motorengeräusch übertönte. Er hielt etwas vor die Windschutzscheibe. Eine Zeitung. Rebus packte ihn an der Schulter, spürte ein glühendes Stechen in den Fingern. Drehte den Kerl zu sich herum - erkannte das Gesicht wieder. Es war der Reporter Steve Holly. Rebus wurde klar, dass die Zeitung in seiner Hand vermutlich die Morgenausgabe des nächsten Tages war.
»Da ist ja der Mann, zu dem ich eigentlich will«, sagte Holly, schüttelte Rebus' Hand ab und setzte ein Grinsen auf. »Wie nett, dass unsere Polizisten auch privat Kontakt miteinander pflegen.« Er drehte sich zu Siobhan um, die den Motor ausgestellt hatte und gerade ausstieg. »Manch einer dürfte es etwas zu spät am Abend für eine unverbindliche Plauderei finden.« »Was wollen Sie?«, fragte Rebus.
»Nur einen Kommentar.« Er hielt die Titelseite der Zeitung hoch, so dass Rebus die Überschrift lesen konnte. POLIZIST IN TÖDLICHES FEUER VERSTRICKT? »Bisher haben wir noch keine Namen genannt. Ich würde gerne Ihre Version der Geschichte hören. Stimmt es, dass Sie aufgrund eines Disziplinarverfahrens vorläufig vom Dienst suspendiert sind?« Holly faltete die Zeitung zusammen und holte einen Minirekorder aus der Tasche. »Das sieht wirklich übel aus.« Er deutete mit dem Kopf auf Rebus' bloße Hände. »Dauert eine Weile, bis Verbrennungen heilen, hab ich Recht?« »John...« Siobhans warnender Ton sollte ihn ermahnen, nicht die Beherrschung zu verlieren. Rebus zeigte mit einem seiner verbrühten Finger auf den Reporter. »Halten Sie sich von den
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