Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14
seinen Griff gelockert. »Von allen möglichen Leuten!« Auf Johnsons Kinn klebten Speicheltropfen, durchmischt mit Reiskrümeln. »Man muss schon stocktaub sein, um das Gerede in der Stadt nicht zu hören.« Es stimmte: Rebus hatte tatsächlich die Fühler ausgestreckt. Er hatte Peacock Johnson zur Strecke bringen wollen. Er hatte irgendeine - egal was für eine - Form von Vergeltung für das gewollt, was mit Callis passiert war. Und obwohl die Leute den Kopf geschüttelt und etwas von »Nachbauten« und »Souvenirs« und »entschärft« gemurmelt hatten, hatte Rebus weitergebohrt. Und irgendwie hatte Johnson davon erfahren.
»Seit wann wissen Sie das schon?« »Was?« »Seit wann?« Aber Johnson hob nur sein Glas, mit wachsamem Blick, als erwarte er, dass Rebus versuchen werde, es ihm aus der Hand zu schlagen. Aber Rebus griff nach seinem eigenen Glas und leerte es in einem einzigen, in seinem Mund brennenden Zug.
»Eines sollten Sie wissen«, sagte er und nickte bedächtig.
»Ich bin nachtragend. Gewisse Dinge vergesse ich mein Lebtag nicht: Sie werden es erleben.« »Obwohl ich gar nichts getan habe?« »Hören Sie, irgendetwas haben Sie garantiert getan.« Rebus stand auf. »Ich hab nur noch nicht herausgefunden, was - das ist alles.« Er zwinkerte Johnson zu und wandte sich zum Gehen. Hörte, wie der Tisch hinter ihm heftig beiseite gestoßen wurde, und drehte sich um. Johnson war aufgesprungen und hatte die Fäuste geballt. »Na los, klären wir das jetzt sofort!«, rief er. Rebus schob die Hände in die Taschen. »Wenn's recht ist, warte ich lieber bis zur Gerichtsverhandlung«, sagte er. »Kommt nicht in Frage! Ich hab die Schnauze endgültig voll!« »Gut«, sagte Rebus. Er sah, wie Siobhan im Durchgang erschien und ihn ungläubig anstarrte. Sie hatte wahrscheinlich angenommen, er sei zur Toilette gegangen. Ihr Blick war eindeutig: Kann man Sie denn keine fünf Minuten allein lassen...?
»Gibt's hier Ärger?« Die Frage kam nicht von Siobhan, sondern von einer Art Türsteher, stiernackig und mit einem engen schwarzen Anzug bekleidet, unter dem er ein schwarzes Poloshirt anhatte. Er trug einen Kopfhörer mit Mikrofon. Sein rasierter Schädel schimmerte in der schwachen Beleuchtung. »Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit«, versicherte ihm Rebus. »Vielleicht können Sie die Sache ja klären: Wie hieß die frühere Plattenfirma von Elton John?« Der Türsteher sah ihn verblüfft an. Der Barkeeper hob die Hand. Rebus nickte ihm zu. »DJM«, sagte der Barkeeper.
Rebus schnippte mit den Fingern. »Stimmt genau! Zur Belohnung dürfen Sie sich einen Drink genehmigen, egal was er kostet...«Er war schon auf dem Weg zum Durchgang und zeigte über die Schulter auf Peacock Johnson. »Der Wichser da hinten bezahlt...« »Sie reden nicht oft über Ihre Militärzeit«, sagte Siobhan, während sie zwei Teller aus der Küche hereintrug. Rebus hatte bereits Messer und Gabel und ein Tablett von ihr bekommen. Die Gewürze standen neben ihm auf dem Boden. Er nickte ihr dankend zu und nahm den Teller: gegrilltes Schweinekotelett mit Backkartoffeln und einem Maiskolben.
»Sieht gut aus«, sagte er und hob sein Weinglas. »Mein Lob an die Köchin.« »Die Kartoffeln sind aus der Mikrowelle und der Maiskolben aus der Gefriertruhe.« Rebus legte den Finger an die Lippen. »Man soll seine Geheimnisse hüten.« »Ein Rat, den Sie vorbildlich beherzigen.« Sie blies auf das Stück Schweinefleisch auf ihrer Gabel. »Soll ich die Frage wiederholen?« »Es war doch gar keine Frage, Siobhan.« Sie dachte nach und sah ein, dass er Recht hatte. »Trotzdem«, sagte sie. »Sie wollen, dass ich darauf antworte?« Er sah zu, wie sie nickte, und trank dann einen Schluck von seinem Wein. Chilenischer Rotwein, hatte sie gesagt. Drei Pfund die Flasche. »Was dagegen, wenn ich erst einmal esse?« »Können Sie nicht gleichzeitig essen und reden?« »Das gehört sich nicht, pflegte meine Mutter zu sagen.« »Haben Sie denn immer auf Ihre Eltern gehört?« »Immer.« »Deren Worte waren also für Sie Gesetz?« Er nickte, während er auf einem Stück Kartoffelschale herumkaute. »Wie kommt es dann, dass wir gerade gleichzeitig reden und essen?«
Rebus spülte den Bissen mit einem Schluck Wein herunter. »Okay, ich gebe auf. Die Antwort auf die Frage, die Sie nicht gestellt haben, lautet ja.« Sie wartete auf die Fortsetzung, aber er konzentrierte sich schon wieder auf sein Essen.
»Was, ja?« »Ja, es stimmt, dass ich nicht oft über meine
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