Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14
inne. »Wie war's denn überhaupt?« Sie starrte ihn wütend an, lenkte dann aber ein. »Eher klein. Ledersitze. Auf den Flügen gibt es Champagner und eine warme Mahlzeit.« »Kommen Sie mir ja nicht auf dumme Gedanken.« Sie verzog nur den Mund, fragte, wohin er wollte, und er sagte es ihr: Die Polizeiwache in Craigmillar. Der zuständige Kriminalbeamte dort hieß Blake. Ein Detective Constable, der erst vor einem knappen Jahr die Uniform ausgezogen hatte. Rebus störte das nicht: Umso mehr würde er sich beweisen wollen. Also erzählte Rebus ihm alles, was er über Andy Callis und die Lost Boys wusste. Blake machte währenddessen ein konzentriertes Gesicht, unterbrach Rebus dann und wann, um eine Frage zu stellen, und notierte sich alles auf einem linierten A4-Block. Siobhan saß zusammen mit den beiden im Zimmer, die Arme verschränkt, den Blick meist starr auf die gegenüberliegende Wand gerichtet. Rebus vermutete, dass sie ans Fliegen dachte... Am Ende des Gesprächs fragte Rebus, ob es schon irgendwelche Fortschritte gab. Blake verneinte. »Immer noch keine Zeugen. Dr. Curt nimmt heute Nachmittag die Autopsie vor.« Er schaute auf seine Armbanduhr. »Ich fahre gleich dort hin. Wollen Sie mitkommen...?«
Rebus schüttelte den Kopf. Er hatte nicht das Bedürfnis mit anzusehen, wie sein Freund seziert wurde. »Werden Sie Rab Fisher vorladen?« Blake nickte. »Keine Sorge, ich werde ihm auf den Zahn fühlen.« »Erwarten Sie lieber nicht, dass er besonders kooperativ sein wird«, warnte Rebus. »Ich werde mit ihm reden.« Der Tonfall des jungen Mannes verriet Rebus, dass er fast schon zu weit gegangen war.
»Niemand lässt sich gern sagen, wie er seine Arbeit erledigen soll«, räumte Rebus lächelnd ein. »Jedenfalls nicht, solange er keinen Mist gebaut hat.« Blake stand auf, und Rebus tat es ihm nach. Die beiden Männer schüttelten sich die Hand.
»Netter Kerl«, sagte Rebus zu Siobhan, während sie zum Auto gingen. »Ziemlich überheblich«, erwiderte sie. »Der denkt doch, dass er niemals Mist bauen wird...« »Dann wird er es eben auf die harte Tour lernen müssen.« »Das hoffe ich. Das hoffe ich wirklich sehr.«
18
Eigentlich hatten sie vor, zu Siobhan nach Hause zu fahren, wo sie das Abendessen kochen wollte, das sie ihm versprochen hatte. Beide schwiegen unterwegs, bis sie an der Kreuzung Leith Street und York Place vor einer roten Ampel halten mussten. Rebus drehte sich zu ihr um. »Erst noch was trinken?«, schlug er vor. »Und natürlich darf ich anschließend fahren.« »Sie könnten ein Taxi nehmen und den Wagen morgen früh wieder abholen...«
Sie starrte auf die rote Ampel und überlegte. Als es Grün wurde, blinkte sie und bog in Richtung Queen Street ab.
»Gehe ich recht in der Annahme, dass wir das Ox mit unserer geschätzten Anwesenheit beehren werden?«, fragte Rebus.
»Welches andere Lokal könnte den Ansprüchen des gnädigen Herrn genügen?« »Wissen Sie was? Wir trinken dort ein Glas, und danach dürfen Sie entscheiden.« »Abgemacht.« Und so tranken sie also ein Glas im verrauchten Schankraum der Oxford Bar, der von Feierabend-Geplauder erfüllt war, während der Nachmittag allmählich in den Abend überging. Der Discovery Channel zeigte eine Sendung über das alte Ägypten. Siobhan beobachtete die Stammgäste; das war unterhaltsamer als jedes Fernsehprogramm. Ihr fiel auf, dass Harry, der sonst stets mufflige Barkeeper, lächelte. »Er wirkt ja geradezu fröhlich«, meinte sie zu Rebus. »Ich glaube, der junge Mann ist verliebt.« Rebus war bemüht, sein Bier möglichst langsam zu trinken: Siobhan hatte immer noch nicht verraten, ob sie noch auf eine zweite Runde bleiben würden. Sie hatte ein kleines Glas Cider bestellt, das schon fast leer war. »Wollen Sie nicht noch ein Kleines?«, fragte er und deutete dabei auf ihr Glas.
»Nur eins, haben Sie gesagt.« »Es wäre ja bloß, um mir Gesellschaft zu leisten.« Er hielt sein Bier in die Höhe, damit sie sah, wie viel noch übrig war. Aber sie schüttelte den Kopf.
»Ich weiß genau, was Sie im Schilde führen«, sagte sie. Er sah sie mit gespielter Empörung an, obwohl er wusste, dass sie garantiert nicht darauf hereinfallen würde. Weitere Stammgäste drängten in den überfüllten Raum. Drei Frauen saßen in dem ansonsten leeren Nebenzimmer an einem Tisch, aber hier vorn war Siobhan das einzige weibliche We sen. Sie rümpfte die Nase angesichts der Enge und des ständig steigenden Lärmpegels, setzte ihr Glas an die
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