Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14
all dem ziemlich müde. Könnten Sie den beiden sagen, ich sei eingedöst?« Damit endete die Aufzeichnung. Siobhan ließ die Kassette noch ein paar Sekunden laufen, dann schaltete sie das Gerät aus. »Das war also die erste Befragung - wollen Sie sich noch eine anhören?« Sie wies mit dem Kopf in Richtung Aktenschrank. Rebus winkte ab.
»Vorläufig nicht, aber ich würde nach wie vor gerne mit ihm reden«, meinte er. »Er hat gesagt, er kannte Herdman. Dadurch wird er für uns umso wichtiger.« »Er hat aber auch gesagt, dass er nicht weiß, wieso Herdman es getan hat.« »Trotzdem...« »Er klang so ungerührt.« »Lag wahrscheinlich am Schock. Hood hatte Recht, es dauert eine Weile, bis man richtig kapiert, was geschehen ist.« Siobhan wirkte nachdenklich. »Was glauben Sie, wieso er seine Eltern nicht sehen wollte?« »Haben Sie vergessen, wer sein Vater ist?« »Nein, aber dennoch... Wenn einem so etwas zugestoßen ist, will man, dass einen jemand in den Arm nimmt - egal, wie alt man ist.« Rebus schaute sie an. »Sie auch?« »Die meisten Menschen bestimmt... die meisten normalen Menschen, meine ich.« Es klopfte an der Tür. Sie wurde ein Stück geöffnet, und der Kopf des Uniformierten tauchte auf. »Kein Glück mit den Getränken«, sagte er.
»Wir sind hier sowieso fertig. Danke, dass Sie's versucht haben.« Sie gaben dem Polizisten die Kassette zurück, damit er sie wieder einschloss, und traten, ins Tageslicht blinzelnd, vor die Tür. »James hat uns nicht viel Neues verraten, stimmt's?«, sagte Siobhan. »Nein, hat er nicht«, gab Rebus zu. Er spielte die Befragung im Geiste noch einmal durch, auf der Suche nach etwas, das ihnen weiterhalf. Das einzig Brauchbare vielleicht: James Bell hatte Herdman gekannt. Ja, und? Viele Bewohner der Stadt hatten Herdman gekannt.
»Wollen wir in der High Street nach einem geöffneten Cafe suchen?« »Ich weiß, wo wir einen Tee kriegen«, sagte Rebus. »Wo?« »Da, wo wir schon gestern einen gekriegt haben...« Allan Renshaw hatte sich seit dem Tag zuvor nicht rasiert. Er war allein zu Haus, denn er hatte Kate aufgefordert, Freunde zu besuchen.
»Tut ihr nicht gut, die ganze Zeit mit mir hier rumzuhocken«, sagte er, während er die beiden durch das Wohnzimmer in die Küche führte. Das Wohnzimmer wirkte nahezu unverändert, noch immer warteten die Fotos darauf, dass jemand sie durchsah, sortierte oder zurück in die Kartons legte. Rebus sah, dass einige Beileidskarten auf das Sims gestellt worden waren. Renshaw nahm eine Fernbedienung von der Armlehne des Sofas und schaltete den Fernseher aus. Es war ein selbst gedrehtes Urlaubsvideo gelaufen. Rebus verkniff sich einen Kommentar dazu. Renshaws Haare standen teilweise ab, und Rebus fragte sich, ob er komplett angezogen geschlafen hatte. Renshaw sank kraftlos auf einen der Küchenstühle und überließ es Siobhan, Wasser aufzusetzen. Boethius lag auf der Arbeitsplatte, und Siobhan wollte ihn streicheln, aber der Kater sprang vorher auf den Boden und verzog sich ins Wohnzimmer.
Rebus nahm gegenüber von seinem Cousin Platz. »Wollte mich bloß mal erkundigen, wie's dir geht«, sagte er. »Tut mir Leid, dass ich euch und Kate gestern allein gelassen habe.« »Kein Problem. Schläfst du gut?« »Viel zu viel.« Ein bitteres Lächeln. »Meine Methode, das alles zu verdrängen, nehme ich an.« »Wie steht's mit den Vorbereitungen für die Beerdigung?« »Die Leiche ist noch nicht freigegeben.« »Das dauert nicht mehr lange, Allan. Bald ist das alles vorbei.« Renshaw sah aus blutunterlaufenen Augen zu ihm hoch. »Kannst du mir das versprechen, John?« Er wartete ab, bis Rebus nickte. »Wie kommt es dann, dass andauernd das Telefon klingelt und irgendein Reporter mit mir reden will? Diese Leute scheinen nicht der Ansicht zu sein, dass es bald vorbei ist.« »Doch, das sind sie. Darum belästigen sie dich. Du wirst schon sehen, bereits in ein paar Tagen werden sie jemand anderem auf die Nerven gehen. Gibt es jemand Speziellen, den ich verscheuchen soll?« »Auf einen der Kerle war Kate ziemlich sauer, nachdem sie mit ihm gesprochen hat.« »Wie heißt er?« »Sie hat den Namen irgendwo aufgeschrieben...« Renshaw sah sich um, so als rechne er damit, den Namen direkt vor seiner Nase zu entdecken.
»Beim Telefon vielleicht?«, riet Rebus. Er stand auf und ging in die Diele. Das Telefon stand auf einem Mauervorsprung dicht bei der Haustür. Rebus nahm den Hörer ab, aber die Leitung war tot. Er sah, dass der Stecker aus
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