Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14
haben?« »Ja, manchmal.« Sie schwieg einen Moment. »Mit Ihnen ist etwas passiert, stimmt's?« »Wie meinen Sie das?« »Ich weiß nicht genau.« Sie dachte darüber nach. »Ich glaube, Sie sind zu einem bestimmten Zeitpunkt zu der Ansicht gelangt, eine Familie sei eine Belastung, weil sie zu einer persönlichen Schwachstelle werden kann.«
»Ihnen ist sicher bereits aufgefallen, dass ich kein Freund von Küssen und Umarmungen bin.« »Mag sein, aber Sie haben da drin eben Ihren Cousin umarmt.« Er setzte sich auf den Beifahrersitz und schloss die Tür. Die Schmerzmittel umgaben seinen Verstand wie mit Polsterfolie. »Fahren Sie los.« »Wohin?« Rebus fiel etwas ein. »Nehmen Sie Ihr Handy, und rufen Sie im Container an.« Sie drückte die Zahlen und übergab den Apparat seiner ausgestreckten Hand. Als jemand abhob, sagte Rebus, er wolle mit Grant Hood sprechen.
»Grant, hier ist John Rebus. Hören Sie, ich brauche die Nummer von Steve Holly.« »Aus irgendeinem besonderen Grund?« »Er hat eine der Familien belästigt. Ich dachte, ich rede mal ein Wörtchen mit ihm.« Hood räusperte sich. Rebus erinnerte sich, dasselbe Geräusch auch auf der Kassette gehört zu haben und fragte sich, ob es sich bei ihm zu einer festen Angewohnheit entwickelte. Als er die Nummer durchgab, wiederholte Rebus sie, damit Siobhan sie mitschreiben konnte. »Warten Sie einen Moment, John. Der Boss möchte mit Ihnen sprechen.« Damit meinte er Bobby Hogan. »Bobby?«, sagte Rebus. »Neuigkeiten über die Kontobewegungen?« »Was?« »Die Kontobewegungen... irgendwelche größeren Gutschriften? Reicht das als Gedächtnisstütze?« »Vergiss es.« Hogan klang ungeduldig.
»Was ist los?«, erkundigte sich Rebus.
»Lord Jarvies hat einen alten Kumpel von Herdman verknackt.« »Ach ja? Wann denn?«
»Erst letztes Jahr. Einen Typen namens Robert Niles - erinnerst du dich an den Fall?« Rebus legte die Stirn in Falten. »Robert Niles?«, wiederholte er. Siobhan nickte und machte eine rasche Handbewegung quer über ihren Hals.
»Der Kerl, der seiner Frau die Kehle durchgeschnitten hat?« »Genau der«, sagte Hogan. »Wurde für schuldfähig erklärt und bekam von Lord Jarvies lebenslänglich. Ich habe telefonisch erfahren, dass Herdman ihn regelmäßig besucht hat.« »Wie lange ist die Sache her... neun, zehn Monate?« »Man hat ihn nach Barlinnie gebracht, aber er ist dort ausgerastet, hat einen Mitgefangenen angegriffen und dann versucht, sich die Pulsadern aufzuschneiden.« »Und wo ist er jetzt?« »Im Carbrae Special Hospital.« Rebus überlegte. »Du glaubst, Herdman hat es auf den Sohn des Richters abgesehen gehabt?« »Das wäre eine Möglichkeit. Rache für die Verurteilung...« Rache. Nun schwebte dieses Wort über beiden toten Jungen... »Ich werde ihn besuchen«, sagte Hogan.
»Niles? Darfst du ihn vernehmen?« »Scheint so. Willst du mitkommen?« »Ich fühle mich wirklich geschmeichelt, Bobby. Wieso ich?« »Weil Niles ein Ex-SASler ist, John. Hat zusammen mit Herdman dort gedient. Wenn überhaupt jemand weiß, wie's in Herdmans Kopf aussah, dann er.« »Ein Mörder, der in der Klapse einsitzt. Mann, wir haben echt Glück.« »Das Angebot steht, John.« »Wann fährst du hin?«
»Gleich morgen früh. Mit dem Auto ist man in zwei Stunden da.« »Ich bin dabei.« »Braver Junge. Wer weiß, vielleicht kriegst du ja mehr als ich aus Niles heraus... Empathie und so.« »Glaubst du wirklich?« »So wie ich das sehe, wird er dich nach einem Blick auf deine Hände für einen Leidensgenossen halten.« Hogan gluckste, als Rebus Siobhan das Handy zurückgab. Sie beendete das Gespräch. »Das meiste habe ich mitgekriegt«, sagte sie. Sofort zwitscherte ihr Handy. Es war Gill Templer. »Wieso geht Rebus nicht dran?«, bellte Templer. »Ich glaube, er hat sein Handy abgeschaltet«, sagte Siobhan, den Blick auf Rebus gerichtet. »Sie wissen doch, er kann es wegen seiner Verletzung gerade nicht festhalten.« »Ach, und ich dachte, er hätte immer alles im Griff.« Siobhan lächelte: Ganz besonders Sie, dachte sie. »Wollen Sie ihn sprechen?«, fragte sie.
»Ich will, dass Sie beide sofort herkommen«, sagte Templer. »Was ist passiert?« »Es gibt Ärger. Von der schlimmsten Sorte...« Templer schwieg bedeutungsvoll. Siobhan ahnte, was sie meinte. »Die Presse?« »Bingo. Ein Reporter ist an der Story dran, und er hat sie mit ein paar netten Extras angereichert, für die ich eine Erklärung von John haben will.« »Was für Details?«
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