Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14
»John wurde gesehen, wie er den Pub zusammen mit Martin Fairstone verlassen hat und mit ihm in dessen Wohnung gegangen ist. Später hat man ihn dann wieder herauskommen sehen, und zwar kurz bevor das Feuer ausbrach. Die Zeitung, für die besagter Reporter arbeitet, will die Geschichte auf der Titelseite bringen.«
»Wir sind schon unterwegs.« »Ich warte hier.« Die Verbindung wurde unterbrochen. Siobhan ließ den Wagen an. »Wir müssen nach St. Leonard's «, sagte sie zu Rebus und erklärte wieso. »Um welche Zeitung geht es?«, meinte Rebus lediglich nach längerem Schweigen. »Hab ich nicht gefragt.« »Dann rufen Sie Gill an.« Siobhan sah ihn an, tat es aber nicht.
»Geben Sie mir das Handy«, befahl Rebus. »Ich will nicht, dass Sie von der Straße abkommen.« Er nahm das Telefon, hielt es an sein Ohr und bat darum, zur Chief Super durchgestellt zu werden. »John hier«, sagte er, als Templer abnahm. »Wer ist an der Story dran?« »Ein Reporter namens Steve Holly. Und der miese Kerl benimmt sich wie ein Terrier auf einer Laternenpfahl-Versammlung.«
6
»Ich wusste, es würde keinen guten Eindruck machen«, erklärte Rebus. »Darum habe ich nichts gesagt.« Er befand sich in Templers Büro. Templer saß, Rebus stand. Sie hielt einen angespitzten Bleistift in einer Hand, drehte ihn hin und her, betrachtete die Spitze, vielleicht um zu überlegen, ob der Stift als Waffe taugte. »Du hast mich angelogen.« »Ich habe bloß ein paar Einzelheiten weggelassen, Gill...« »Ein paar Einzelheiten}« »Alle vollkommen unwichtig.« »Du bist mit zu ihm nach Hause gegangen!«
»Wir haben zusammen ein Glas getrunken.« »Nur du und ein Krimineller, der die Kollegin terrorisiert hat, die dir am nächsten steht? Der gegen dich den Vorwurf des tätlichen Angriffs erhoben hat?« »Ich habe mich bloß ein bisschen mit ihm unterhalten. Wir haben uns in keiner Weise gestritten oder so.« Rebus begann die Arme zu verschränken, aber das erhöhte den Blutdruck in seinen Händen, deshalb löste er sie wieder voneinander. »Frag die Nachbarn, ob irgendwer laute Stimmen gehört hat. Das hat garantiert niemand. Wir haben im Wohnzimmer Whisky getrunken.« »Nicht zufällig in der Küche?« Rebus schüttelte den Kopf. »Ich habe keinen Fuß in die Küche gesetzt.« »Wann bist du weggegangen?« »Keine Ahnung. War bestimmt nach Mitternacht.« »Also nicht lange vor dem Ausbruch des Feuers.« »Lang genug.« Sie starrte ihn an.
»Der Mann war blau, Gill. Das kennen wir doch: Jemand kriegt Kohldampf, schaltet die Friteuse an und schläft dann ein. Entweder das, oder eine brennende Zigarette fällt neben das Sofa.« Templer überprüfte mit einer Fingerkuppe, wie spitz der Bleistift war. »Wie tief sitze ich in der Tinte?«, fragte Rebus, der die Stille nicht mehr aushielt. »Das hängt von Steve Holly ab. Wenn er es an die große Glocke hängt, müssen wir ein sichtbares Zeichen setzen.« »Beispielsweise mich vom Dienst suspendieren?« »Der Gedanke ist mir schon gekommen.« »Ich fürchte, ich könnte es dir nicht einmal verübeln.« »Wirklich großmütig von dir, John. Wieso bist du mit zu ihm gegangen?«
»Er hat mich eingeladen. Ich glaube, er spielte gerne Spielchen. Mehr war die Sache mit Siobhan für ihn nicht. Dann bin ich ihm über den Weg gelaufen. Er hat mir was zu trinken angeboten und mit seinen Abenteuern geprahlt... Ich glaube, das hat ihm einen Kick gegeben.« »Und was hast du dir davon versprochen?« »Ich weiß nicht genau... Ich dachte, ich könnte seine Aufmerksamkeit von Siobhan ablenken.« »Hat sie dich um Hilfe gebeten?« »Nein.« »Das hätte mich auch gewundert. Siobhan kann ihre Kämpfe selbst austragen.« Rebus nickte.
»Es war also alles reiner Zufall.« Rebus nickte.
»Mit Fairstone musste es irgendwann ein böses Ende nehmen. Ein wahrer Segen, dass es keine weiteren Opfer gegeben hat.« »Ein wahrer Segen?« »Ich werde seinetwegen keine schlaflosen Nächte verbringen.« »Nein, das wäre vermutlich zu viel verlangt.« Rebus setzte sich kerzengerade hin und schwieg demonstrativ. Templer zuckte zusammen. Sie hatte sich mit der Bleistiftspitze so fest in den Finger gestochen, dass es blutete. »Letzte Verwarnung, John«, sagte sie und ließ ihre Hand sinken, nicht willens, sich in seiner Gegenwart mit der Verletzung - dem unerwarteten Anzeichen von Fehlbarkeit - zu befassen. »Jawohl, Gill.« »Und wenn ich letzte sage, dann meine ich das auch so.« »Verstehe. Willst du, dass ich dir ein
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