Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14
mich für ihn.« »Aus irgendeinem speziellen Grund?« Rebus zuckte bloß die Achseln.
»Wer ist er eigentlich?«, fragte Siobhan. »Muss ich ihn kennen?« »Er ist nur eine kleine Nummer, aber das sind manchmal die Gefährlichsten. Verkauft Nachbauten von Waffen an Gott und die Welt... vertickt vielleicht auch das eine oder andere echte Schießeisen. Handelt mit Hehlerware, dealt, aber nur weiche Drogen, kleine Mengen Hasch und so...« »Wo betreibt er seine Geschäfte?« Rebus machte eine Miene, als dächte er nach. »Draußen, in Richtung Burdiehouse.« Sie kannte ihn zu gut, um sich von ihm täuschen zu lassen. »Burdiehouse?« »Ja, da in der Gegend...« Die Zigarette in seinem Mund bewegte sich auf und nieder. »Vielleicht sollte ich mir seine Akte anschauen.« Sie hielt seinem Blick stand, wartete, bis er blinzelte. »Southhouse, Burdiehouse... irgendwo da draußen.«
Rauch strömte aus seinen Nasenlöchern und ließ sie an einen in die Enge getriebenen Bullen denken. »Mit anderen Worten, ganz der Nähe von Gracemount.« Er zuckte die Achseln. »Das ist bloß Zufall.« »Das ist der Stadtteil, in dem Fairstone gewohnt hat... sein Revier. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich zwei solcher Mistkerle nicht kennen?« »Womöglich kannten sie sich ja.« »John...« »Was war in dem Umschlag?« Nun war sie es, die sich um ein Pokerface bemühte. »Lenken Sie nicht vom Thema ab.« »Das Thema ist beendet. Was war in dem Umschlag?« »Nichts, worüber Sie sich Ihr hübsches Köpfchen zerbrechen sollten, DI Rebus.« »Jetzt mache ich mir aber wirklich Sorgen.« »Es war nichts Wichtiges, ehrlich.« Rebus wartete einen Moment, dann nickte er langsam. »Weil Sie sich um Ihre Angelegenheit selber kümmern können, stimmt's?« »Stimmt genau.« Er senkte den Kopf und ließ den Rest der Zigarette auf den Boden fallen. Trat ihn mit der Schuhspitze aus. »Wissen Sie, ich brauche Sie morgen nicht.« Sie nickte. »Ich werde versuchen, die Zeit irgendwie herumzubringen.« Er suchte im Geiste nach einer Replik, gab es dann aber auf. »Kommen Sie, verschwinden wir von hier, ehe Gill Templer sich einen neuen Grund für einen Anschiss ausdenkt.« Er steuerte ihren Wagen an. »In Ordnung«, sagte Siobhan. »Und unterwegs können Sie mir alles über Mr. Peacock Johnson erzählen.« Sie verstummte. »Übrigens: Ihre Top Drei der schottischen Rock- und Popkünstler?«
»Warum wollen Sie das wissen?« »Na los, sagen Sie einfach, wer Ihnen spontan einfällt.« Rebus dachte einen Moment lang nach. »Nazareth, Alex Harvey, Deacon Blue.« »Rod Stewart nicht?« »Ist kein Schotte.« »Er darf trotzdem dabei sein, wenn Sie wollen.« »Gut, aber er kommt erst später dran, wahrscheinlich gleich nach Ian Stewart. Vorher sind auf jeden Fall noch andere an der Reihe - John Martyn, Jack Bruce, Ian Anderson ... nicht zu vergessen Donovan und die Incredible String Band... Lulu und Maggie Bell...« Siobhan verdrehte die Augen. »Ist es schon zu spät, die Frage zurückzuziehen?« »Viel zu spät«, sagte Rebus und stieg auf der Beifahrerseite ein. »Und dann ist da noch Frankie Miller... die Simple Minds in ihrer Glanzzeit... Ich hatte schon immer eine Schwäche für Pallas...« Siobhan stand an der Fahrertür, die Hand am Griff, machte aber keine Anstalten, die Tür zu öffnen. Von drinnen hörte sie, wie Rebus mit seiner Rangliste fortfuhr und dabei so laut sprach, dass sie auch ja keinen einzigen Namen verpasste.
»Nicht unbedingt eines der Lokale, in denen ich normalerweise verkehre«, murmelte Dr. Curt. Er war groß und dünn und wurde hinter seinem Rücken oft als »gruselig« beschrieben. Ende fünfzig, langes Gesicht mit schlaffer Haut und Tränensäcken. Er erinnerte Rebus an einen Bluthund. Einen gruseligen Bluthund.
Was durchaus passend war, denn er war einer der renommiertesten Pathologen Edinburghs. Unter seiner Anleitung vermochten Leichen ihre Geschichte zu erzählen und offenbarten dabei manchmal Geheimnisse: Ein vermeintlicher Selbstmörder entpuppte sich als Mordopfer; Knochen entpuppten sich als nicht von Menschen stammend. Curts Fähigkeiten und seine Intuition hatten Rebus im Laufe der Jahre bei der Aufklärung dutzender Fälle geholfen, deshalb wäre es ungehörig gewesen, Nein zu sagen, als er anrief und Rebus bat, sich mit ihm auf ein Glas zu treffen, zumal er als PS hinzufügte: »Am besten an einem ruhigen Plätzchen. Wo wir uns unterhalten können, ohne dass lauter Klatschtanten mithören.« Aus diesem
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