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Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14

Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14

Titel: Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Richtungen kein Auto mehr kam, ehe sie wendete. Die Mahnwache fand vor dem Schultor statt. Ein paar flackernde Kerzen schafften es, dem Wind zu trotzen, aber die meisten Leute waren so schlau gewesen, Fackeln mitzubringen. Siobhan parkte in zweiter Reihe neben einem Ü-Wagen. Die Presse war mit großem Aufgebot vertreten: Fernsehkameras, Mikrofone, Blitzlichter. Aber die Zahl der Sänger und Schaulustigen war noch um das Zehnfache höher. »Vierhundert Leute, würde ich schätzen«, sagte Siobhan. Rebus nickte. Die Straße war komplett von Menschen versperrt. Ein paar uniformierte Polizisten hatten am Rand der Menge Aufstellung genommen, die Hände hinter dem Körper verschränkt, was vermutlich als andächtige Haltung gedacht war. Rebus sah, dass Bell etwas abseits stand und gerade seine Ansichten einem halben Dutzend Journalisten darlegte, die auch brav mitschrieben und bei jedem Satz eifrig nickten.
    »Nettes Detail«, sagte Siobhan. Rebus erkannte, was sie meinte: Bell trug eine schwarze Armbinde. »Äußerst dezent«, pflichtete er ihr bei.
    In diesem Moment schaute Bell hoch, sah sie und verfolgte sie mit seinem Blick, während er gleichzeitig mit seinem Vortrag fortfuhr. Rebus schlängelte sich zwischen den Menschen hindurch und stellte sich immer wieder auf die Zehenspitzen, um das Geschehen direkt am Tor zu beobachten. Der Pfarrer war groß gewachsen, jung, mit schöner Singstimme. Neben ihm stand eine wesentlich kleinere Frau, etwa genauso alt, Rebus nahm an, dass es die Schulgeistliche war. Jemand zupfte ihn am linken Arm, und er drehte den Kopf und sah Kate Renshaw vor sich stehen, die sich zum Schutz gegen die Kälte einen pinkfarbenen Schal umgebunden hatte, der auch ihren Mund bedeckte. Er lächelte und nickte. Ein paar Männer in ihrer unmittelbaren Nähe, die enthusiastisch, aber vollkommen falsch mitsangen, schienen direkt aus einem von Queensferrys Wirtshäusern hergekommen zu sein. Der Geruch nach Bier und Zigarettenrauch stieg Rebus in die Nase. Einer der Männer boxte seinen Begleiter in die Rippen und deutete mit dem Kopf auf eine Fernsehkamera. Die beiden strafften die Schultern und sangen noch lauter.
    Rebus hatte keine Ahnung, ob das Ortsansässige waren oder nicht. Womöglich Schaulustige, die hofften, sich morgen beim Frühstück in der Glotze bewundern zu können... Das Lied endete, und die Schulgeistliche sagte ein paar Worte, doch ihre Stimme war nicht die Kräftigste und vermochte es kaum, sich gegen den auffrischenden Wind durchzusetzen, der von der Küste herüberwehte. Rebus schaute Kate erneut an und zeigte nach hinten. Sie folgte ihm zu Siobhan, die außerhalb der Menge stand. Ein Kameramann war auf die Schulmauer geklettert, um die Versammlung von oben zu filmen, und einer der Uniformierten befahl ihm, wieder herunterzukommen.
    »Hi, Kate«, sagte Siobhan. Kate schob ihren Schal nach unten. »Hallo«, sagte sie.
    »Ist dein Vater nicht hier?«, fragte Rebus. Kate schüttelte den Kopf. »Er setzt kaum einen Fuß vor die Tür.« Sie schlang die Arme um ihren Körper und wippte auf den Fußspitzen auf und nieder, offenbar fror sie.
    »Tolle Resonanz«, sagte Rebus mit Blick auf die Menge. Kate nickte. »Ich staune, wie viele von den Leuten wissen, wer ich bin. Ständig sagt mir jemand, wie Leid ihm das mit Derek tut.« »Ein solches Ereignis kann die Menschen einander näher bringen«, sagte Siobhan. »Wenn dem nicht so wäre... nun ja, das wäre nicht gerade ein Ruhmesblatt, oder?« Plötzlich schien jemand anders ihre Aufmerksamkeit geweckt zu haben. »Entschuldigung, aber ich muss weiter...« Sie ging hinüber zu dem Pulk aus Presseleuten. Bell war die Ursache; Bell hatte sie zu sich gewinkt. Er legte einen Arm um ihre Schulter, und etliche Blitzlichter erleuchteten die Hecke hinter ihnen. Dort waren Kränze und Blumensträuße abgelegt worden, an denen im Wind flatternde Botschaften und Schnappschüsse der Opfer befestigt waren. »... dank der Unterstützung von Menschen wie ihr haben wir, glaube ich, eine Chance. Genau genommen, ist es mehr als nur eine Chance, denn etwas Derartiges kann - und darf - in einer Gesellschaft nicht toleriert werden, die den Anspruch erhebt, zivilisiert genannt zu werden. Wir wollen verhindern, dass so etwas erneut passiert, und darum haben wir diese Initiative gestartet...« Als Bell kurz verstummte, um den Journalisten das Klemmbrett zu zeigen, das er in der Hand hielt, begannen die Fragen. Er hielt den Arm weiterhin beschützend um Kate gelegt.

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