Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)
ihr vor, der gerade frisch geschieden ist, »und die Kinder sind bei seiner Ex!« Es ist gut gemeint von allen, sie machen nichts anderes als das, was ich an ihrer Stelle gemacht hätte.
Dann kommt der Tag, an dem Vera mir den »Zeitplan« unter die Nase reibt. Das letzte Mittel, um eine Freundin davon abzubringen, sich selbst und ihr Leben wegen eines männlichen Totalausfalls zu ruinieren. Der »Zeitplan« geht in meinem Fall so: »Ramona, du bist jetzt 34. Sagen wir, du kriegst das jetzt hin mit eurer Beziehung, und alles wird echt wieder so wie früher, dann hält das statistisch gesehen noch zwei Jahre, bis es trotzdem vorbei ist. Dann bist du 36. Aus Erfahrung wissen wir, dass du mindestens ein Jahr lang Rainer hinterhertrauern wirst. Dann kommen die zwei Jahre, in denen du dich mit anderen Männern triffst und mindestens eine neue Beziehung anfängst, die aber maximal ein Jahr halten wird, weil du sie ständig mit vorher vergleichst und dadurch kaputt machst. Dann bist du 39 oder 40. Wenn du riesiges Glück hast, triffst du dann einen potentiellen Neuen. In dem Alter ist der dann entweder geschieden oder verheiratet. Den Teil mit den Kindern hat er bereits mit einer anderen hinter sich gebracht und kann sich eh keine weiteren leisten, weil er Alimente und/oder Unterhalt zahlt …«
Wie gesagt, dieser »Zeitplan« bringt im Normalfall jede Frau auf den Boden der Tatsachen zurück. Vor fünf Jahren hatte ich ihn für Nicole erstellt, und sie hatte mich bei der Hälfte unterbrochen und schluchzend gefragt: »Wenn ich nur ein Kind will, kann ich Jochen dann noch ein Jahr behalten …?«
Es ist wirklich das allerletzte Mittel, und man wendet es nur an, wenn man sich wirklich echte Sorgen um die Freundin macht. Mein Zeitplan heißt übersetzt also: Mach gestern Schluss!
Miri sieht meine zunehmende Verzweiflung und will mir beistehen, indem sie sagt, es gehe ja im Grunde nur um zwei Fragen, die ich mir stellen müsste: »Liebst du Rainer, und willst du dein Leben mit ihm verbringen?« und »Liebt Rainer dich , und bist du dir sicher, dass er sein Leben mit dir verbringen will?«
Wenn ich beides mit einem klaren »Ja« beantworten kann, soll ich auf niemanden von den untervögelten Single-Frauen hier mehr hören, sondern mit Rainer reden und ihm genau das sagen.
Ich breche in Tränen aus und bitte Vera um den ausgedruckten »Zeitplan«.
Die Sache mit dem allerletzten Akt
Ganz oben auf der Liste der schönsten drei Worte in deutscher Sprache für eine Frau steht: »Hast du abgenommen?« Dann kommt länger nichts. »Ich liebe dich«, ist zwar gern gehört, klingt aber etwas abgenutzt und oft unglaubwürdig. Männer sagen das häufig nach gutem Sex oder nach gutem Essen, das die Frau gekocht hat, oder wenn sie feststellen, dass die Frau, im Gegensatz zu ihnen, dran gedacht hat, Bier in den Kühlschrank zu stellen. Es hat schon einen Grund, dass »Ich liebe dich« mit »Ich« anfängt.
Ich glaube, was Frauen gerne hören, weil sie es selbst sehr oft sagen, ist »wir müssen reden». Das fängt mit »wir« an und hört mit »reden« auf, deswegen hören sie es natürlich nie von einem Mann, und deswegen, denke ich, ist mir Aufmerksamkeit und Wohlwollen auf Ramonas Seite sicher, wenn ich den entscheidenden Tag mit »Hast du abgenommen?« beginne, um dann ein »Wir müssen reden« hinterherzuschieben. Ich werde später mit einem »Ich liebe dich« enden, aber ein gezielt eingesetztes, eines, das sie mir glaubt.
Ich sehe mich schon in ein paar Wochen Freunden und Bekannten von meinem genialen Schlachtplan erzählen, ich kann mir Miris Blicke auf Möhre vorstellen (»Wieso bist du nicht auf so was gekommen!«). Ich werde mir mit diesem Antrag ein schönes Liebespolster aufbauen. Eine emotionale Paybackkarte kann man als Mann immer gebrauchen, für die Zeiten, wo man sich weniger super verhält, und die werden ja zwangsläufig kommen. Dann kann ich dezent darauf hinweisen, wie toll ich alleine!! diesen Antrag eingefädelt habe.
Der Mann im Wetterbericht sagt am Vorabend, dass es regnen könnte. Aber seit Kachelmann wissen wir, dass diese Wetterheinis schlimmste Hallodris sind und von Wetter keine Ahnung haben. Draußen scheint entsprechend am Morgen die Sonne, und ich frage nach dem Frühstück: »Hast du abgenommen?«
Ramona reagiert allerdings anders als geplant. Sie weint, und ich bin wieder mal fasziniert vom rätselhaften Wesen Frau. Frauen weinen ja oft. Wenn sie etwas Kleines sehen. Tierbabys,
Weitere Kostenlose Bücher