Die Klassefrau
starrte sie an. »Sieben Jahre ohne alles?«
»Genau. Es war zu gefährlich.«
Peter strich ihr einige rotbraune Haarsträhnen aus dem Gesicht und musterte sie verblüfft. »Womit habe ich nur eine so mutige, leidenschaftliche, wundervolle und ehrliche Frau wie dich verdient?«, murmelte er.
Mallory seufzte tief. »Du hättest ein Nein einfach nicht akzeptiert.«
Peter lachte leise und bedeckte sie von Kopf bis Fuß mit Küssen. »Wo wir gerade beim Thema sind …«
Frühstück und Mittagessen waren vergessen, ebenso das Abendessen. Erst als der Sonntag heraufdämmerte, schliefen beide erschöpft in den Armen des anderen ein. Sie hatten zwar nicht alle Kondome verbraucht, aber Peters Vorrat war doch beträchtlich geschrumpft.
10
Unruhig warf Mallory im Schlaf den Kopf hin und her. Sie murrte verärgert und kuschelte sich wieder an Peters warmen Körper.
Sie träumte von Peter, der sich mit gezogener Pistole vorsichtig vorwärts schob. Er war bis zum Äußersten gespannt, ließ seine Augen wachsam über seine Umgebung schweifen, suchte jeden Winkel ab. Überall um ihn herum waren Leute, die schrien und wegrannten, aber ihre Gesichter und Körper waren verschwommen. Nur Peter war deutlich zu sehen, nur das Entsetzen deutlich spürbar.
Plötzlich knallten Schüsse. Sie konnte ihr ohrenbetäubendes Echo hören. Peters Körper zuckte, wirbelte herum und fiel dann wie in Zeitlupe zu Boden. Blut strömte auf die nachtblauen Fliesen.
»Peter!«, schrie Mallory. »Peter!«
»Mallory, Liebste, wach auf. Ist ja schon gut«, murmelte Peter und zog sie enger an sich. »Du bist in Sicherheit. Alles ist in Ordnung.«
Keuchend riss sich Mallory von ihrem Traum los und spürte Peters Wärme, die jedoch nicht die Eiseskälte durchdringen konnte, die sich in ihr ausgebreitet hatte.
»Na, na«, murmelte er, »so ist es schon besser.« Er fuhr ihr beruhigend durchs Haar. »Ein Albtraum?«
»Nein«, antwortete Mallory. Sie hatte die Zukunft gesehen. Peter würde in Ausübung seines Dienstes sterben.
»Was dann?«, fragte er schläfrig.
Überwältigendes Entsetzen packte Mallory. Schwer atmend riss sie sich los, sprang aus dem Bett, stand zitternd davor und starrte auf ihn hinunter. Alles wiederholte sich. Sie hatte ihrer Liebe zu Peter nachgegeben, und jetzt würde er sterben, genau wie all die anderen, und sie konnte nichts dagegen tun. Überhaupt nichts.
»Du Lügner !«, schrie sie voller Entsetzen. »Du dreckiger, widerlicher Lügner !«
»Was ist denn?«, fragte Peter, der jetzt hellwach war, setzte sich auf und sah sie verwirrt an.
Mallory suchte bereits ihre Kleidungsstücke zusammen und zog sich an. »Du hast mich angelogen, Peter Drake! Du hast mich angelogen und es geschafft, dass ich dir diese Lügen abkaufte. Ich habe dir alles gegeben, mich mit Haut und Haaren ausgeliefert, und du hast mich angelogen! «
»Mallory, Liebes -«, begann Peter und streckte die Arme nach ihr aus.
»Fass mich nicht an!«, kreischte sie und wich zurück. »Wie konnte ich nur so dumm, so unglaublich gutgläubig sein, dich zu lieben, mit dir zu schlafen? Hätte ich es nicht besser wissen müssen? Hat das Leben mich denn nichts gelehrt? Ich darf nicht in einem efeuberankten Haus mit dem Mann meiner Träume leben. Ich muss allein bleiben. Und das werde ich auch tun. Du wirst nämlich sterben, Peter Drake, und dann bin ich allein, einsamer als je zuvor. Wie konntest du es wagen … Wie konntest du es wagen , mir die wundervollen Möglichkeiten eines Lebens mit jemandem, den ich liebe und der mich ebenfalls liebt, vor Augen zu halten?«
Sie lachte voller Bitterkeit auf. »Wie sehr es dem Schicksal doch zu gefallen scheint, mich erst auf den Geschmack zu bringen und mir dann alles für immer wegzunehmen.« Sie starrte ihn einen Moment lang an, ohne das nackte Entsetzen auf seinem Gesicht zu registrieren. »Und was bin ich für eine Masochistin, dass ich mich all dem immer wieder aussetze. Auf Wiedersehen, Peter. Und wage es ja nicht, mich noch einmal wiedersehen zu wollen.«
Sie stürzte aus dem Schlafzimmer und hatte die Wohnungstür bereits erreicht, als Peter ihre Hand packte, sie herumzerrte und zwang, ihn anzusehen. Er sah schrecklich aus, und seine Hände zitterten.
»Mallory, was ist los? Wovon verdammt noch mal redest du überhaupt?«
Das Ausmaß der Wahrheit ließ sie schwanken. »Du wirst sterben, Peter Drake. Diese oder die nächste Woche, ich weiß es nicht. Aber schon bald. Du wirst genau wie alle anderen
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