Die Klassefrau
auszubauen.«
Sie schlenderten Arm in Arm durchs Casino und blieben hier und da stehen, um den Leuten beim Pokern oder Würfeln zuzusehen. Dann platzierten sie noch eine Wette für den Super Bowl am Sonntag und setzten auf die Niners, die mit vier Punkten Vorsprung gewinnen würden. Sie gingen an einem grell erleuchteten Spielautomaten vorbei, der einen Höchstgewinn von einer Viertelmillion Dollar versprach, als Mallory plötzlich stehen blieb und die Hand auf die Schulter einer grauhaarigen Frau in einem geblümten Kleid legte, die gerade entnervt aufstehen und gehen wollte.
»Noch fünf Einsätze, und Sie gewinnen«, sagte Mallory leise.
»Was?« Die Frau starrte sie völlig verdattert an.
»Vertrauen Sie mir«, sagte Mallory und drückte ihr aufmunternd die Schulter, bevor sie weiterging.
»Wieso führen wir eigentlich ein so normales, durchschnittliches Leben, wenn wir uns doch ein Luxusdasein auf irgendeiner Karibikinsel leisten könnten?«, fragte Peter, während sie auf den Fahrstuhl warteten.
Mallory grinste ihn an und schlang den Arm um seine Taille. »Vielleicht, weil wir unsere Arbeit lieben und die Karibik auch nicht alles ist.«
In dem Moment, als die Fahrstuhltüren aufglitten, ertönte ein Höllenlärm aus dem Casino. Es klingelte, schepperte, Musik erschallte, dennoch war der schrille Schrei einer Frau nicht zu überhören.
»Wer hätte das gedacht?«, murmelte Mallory und betrat den Fahrstuhl. »Jackpot.«
»Du bist wirklich eine gefährliche Frau«, sagte Peter und drückte auf den Knopf für ihr Stockwerk.
»Hast du es erst jetzt gemerkt?«
»Oh, das wusste ich von Anfang an«, sagte Peter und zog sie in seine Arme.
Den Rest des Wochenendes verbrachten sie in ihrer Suite. Am Sonntagabend holten sie ihren Super-Bowl-Gewinn ab – die Niners hatten mit vier Punkten Vorsprung gewonnen – , bestellten ein Taxi zum Flughafen und küssten sich den gesamten Weg zurück nach San Francisco.
Am Montag schoss der Amokschütze in einem Einkaufszentrum am Union Square in die Menge. Sechsunddreißig Menschen wurden getroffen, neunzehn davon tödlich, darunter auch die beiden Polizisten, die dazu abkommandiert waren, den Haupteingang zu bewachen.
12
Hochzufrieden kuschelte Mallory sich an Peters warmen Körper in ihrem Bett. Neun Tage. Wie viele Menschen konnten schon von sich behaupten, dass sie neun perfekte Tage höchsten Glücks verlebt hatten? Sie konnte es jedenfalls. Obwohl es an manchen Tagen nicht ganz einfach gewesen war.
Für sie war es immer noch das reinste Wunder, dass sie die Begegnung mit Peters Eltern überlebt hatte, dabei waren es absolut reizende Menschen. Als Peter und sie sein Elternhaus betreten hatten, feierten Roger und Louise Drake die glückliche Rückkehr ihres verlorenen Sohnes mit Glocken, Gongschlägen, Luftschlangen und Verbeugungen vor ihm. Peter hatte ihren Sarkasmus ziemlich souverän aufgenommen, indem er seine Eltern umarmte und geküsst und ihnen dann Mallory vorgestellt hatte.
Seine Eltern waren sehr nett, aber während des ganzen Abendessens hatten sie sich dezente Andeutungen über Enkelkinder nicht verkneifen können. »Wir werden schließlich auch nicht jünger, Peter«, und »Findest du nicht auch, dass es am schönsten ist, im Frühling zu heiraten?«, hatten sie ständig gesagt.
Mallory konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ihr Auftauchen und ihre Bedeutung für Peter in den Augen seiner Eltern an ein Wunder grenzte, das zwangsläufig zu Heirat und Kindern führen musste. Das war das Schwierigste daran: dazusitzen und zu wissen, dass nichts davon je passieren würde. Dass sie einander wahrscheinlich beim nächsten Mal an Peters Grab begegnen würden. Sie hatte lächeln und lachen und gegen ständiges Erröten ankämpfen müssen, während Peters Eltern sie beide schamlos geneckt hatten. Dennoch fühlte sie sich von ihnen aufgenommen, so als hätte sie eine neue Familie gefunden. Es war schwierig gewesen, ihre aufsteigenden Tränen zu unterdrücken.
Während dieser neun Tage hatte es nur Peter für sie gegeben, jede Minute des Tages, egal, ob er bei ihr war oder nicht. Aber sie musste all ihren ganzen Mut zusammennehmen, um die Angst und die Verzweiflung, die im Hintergrund lauerten, abzuwehren.
Sie wollte sie nicht zulassen, jedenfalls jetzt noch nicht. Sie würden noch schnell genug ihre ständigen Begleiter sein. Für den Moment gab es nur … Unzertrennlichkeit, und sie wollte jede Sekunde davon auskosten. Sie machten Puzzles,
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