Die Klassefrau
unternahmen lange Spaziergänge Hand in Hand, hörten sich eine Sinatra-CD nach der anderen an und tanzten in seinem Wohnzimmer – Mallory hatte nicht gewusst, dass das Leben solche Erfüllung, so viel Freude bereithalten konnte.
Träge fuhr Peters Hand ihr Rückgrat entlang.
»Guten Morgen, Mr. Drake.«
»Guten Morgen, Ms. Atkinson«, murmelte er.
»Ich dachte gerade -«
»Schon wieder?«
Mallory knuffte ihn zärtlich in die Rippen. »Vorsicht, sonst entgeht dir noch eine Einladung zum Essen.«
»Du hast meine ungeteilte Aufmerksamkeit«, versicherte er eilig.
»Danke. Was hältst du davon, wenn ich dich heute zur Arbeit fahre, heute Abend wieder abhole und zum Essen ausführe?«
»Ich finde es einfach wunderbar, im einundzwanzigsten Jahrhundert zu leben. Das klingt fantastisch. Und jetzt mache ich dir einen Vorschlag: lass uns duschen.«
»Zusammen?«
»Mm-hm.«
»Peter, als wir das letzte Mal zusammen geduscht haben, sind wir fast eine Stunde zu spät zur Arbeit gekommen.«
»Ich gebe mir Mühe, versprochen.«
»Worauf warten wir dann noch?«
Lachend stand Peter auf, packte sie, warf sie sich über seine Schulter und trug sie in die Dusche.
Sie kamen nur eine Dreiviertelstunde zu spät zur Arbeit.
An diesem Abend fuhr Mallory auf den Besucherparkplatz und suchte nach dem Eingang in dem grauen Betonklotz. Kein sonderlich attraktiver Arbeitsplatz, dachte sie, aber Peter hatte schließlich auch keinen sonderlich attraktiven Job.
Sie ging durch einen grell erleuchteten Korridor, bis sie zu einem Schild mit der Aufschrift »Besucheranmeldung« gelangte.
»Entschuldigen Sie bitte«, machte Mallory sich bemerkbar.
Die Polizeibeamtin, eine junge stupsnasige Brünette mit Sommersprossen, drehte sich um, so dass Mallory ihr Namensschild erkennen konnte. Sergeant Maggie Flynn. »Ja?«
»Ich suche Inspector Peter Drake.«
Sergeant Flynn grinste. »Sind Sie vielleicht die geheimnisvolle Frau?«
Mallory sah sie erstaunt an. »Eigentlich habe ich mich bisher nicht für besonders geheimnisvoll gehalten.«
Das Grinsen wurde noch eine Spur breiter. »Hurra! Gewonnen! Ich wusste, dass Drake nicht auf Blondinen steht.«
»Da bin ich aber beruhigt.«
Sergeant Flynn lachte. »Oh, tut mir Leid, aber wir alle rätseln seit Wochen. Nur Consuela wusste Bescheid, und aus der war kein Wort herauszukriegen. Drake strahlt geradezu vor Glück, müssen Sie wissen. Und er kommt zu spät zum Dienst. Und geht jeden Abend pünktlich um sechs nach Hause. Für uns war klar, dass da etwas im Busch ist und dass es etwas mit einer Frau zu tun haben musste.«
»Natürlich«, grinste Mallory sie verständnisvoll an. »Er strahlt vor Glück, hm? Wie schmeichelhaft.«
»Finde ich auch. Ich hoffe nur, ich finde auch eines Tages einen Kerl, der meinetwegen vor Glück strahlt.«
Mallory neigte den Kopf. »Leihen Sie sich häufiger ein Buch in der Zentralbibliothek aus?«
»Eigentlich nicht.«
»Das sollten Sie aber tun. Also, wo ist Peter?«, fragte Mallory, während Sergeant Flynn sie verblüfft anstarrte.
»Dem hält Captain Bennett gerade eine Standpauke. Es wird wohl noch einige Zeit dauern. Der Captain ist auf hundertachtzig, weil der Bürgermeister ihm gerade eine halbstündige Standpauke gehalten hat. Zwei Schießereien in fünf Tagen. Ziemlich üble Sache.«
»Wo ist Consuela?«
»Oh, die ist auch dabei.«
»Die Ärmsten. Kann ich in ihrem Büro warten?«
»Klar. Die letzte Tür rechts.«
Mallory betrat Peters Büro und sah sich neugierig um. Peter wusste zwar, wo sie arbeitete, aber sie hatte bisher noch keine Gelegenheit gehabt, seinen Schreibtisch zu Gesicht zu bekommen. In dem Büro standen zwei Metallschreibtische im üblichen Einheitsgrau, die Kopf an Kopf in der Mitte des winzigen Raums standen. Da auf einem drei gerahmte Fotos eines muskulösen Hispano-Amerikaners standen, schloss sie, dass der andere Peter gehören musste.
Langsam ging sie um den Schreibtisch herum. Hm, sehr sauber und ordentlich, bis auf die Tüte mit den Doughnuts. Sie riskierte einen Blick. Ah, noch einer mit Glasur. Er hätte sicher nichts dagegen, wenn sie ihn nahm. Schließlich liebte er sie. Das behauptete er jedenfalls. Allerdings wusste man nie so genau, wie ein Mann reagierte, wenn ihm sein letzter glasierter Doughnut weggegessen wurde. Mallory beschloss, lieber kein Risiko einzugehen und ließ den Doughnut wieder in die Tüte fallen.
Sie drehte sich um und ließ ihren Blick durch den Raum wandern. An einer Wand war das große
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