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Die Klaue des Schlichters

Die Klaue des Schlichters

Titel: Die Klaue des Schlichters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gene Wolfe
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gezweifelt.
    M ESCHIANE : Sie ist keine Frau. Laß dich nicht täuschen von ihr.
    V ERTRAUTER (indem er die letzte Fessel von N OD zuschnappen läßt): Das wird ihr nicht gelingen. Glaubt mir, die Zeit der Faxen ist vorbei.
    E RSTER S OLDAT : D U wirst viel Spaß haben, nicht wahr, wenn ich gegangen bin?
    Er greift nach J AHI , die faucht wie eine Katze.
    E RSTER S OLDAT : D U wärst wohl nicht so gut und würdest uns kurz den Rücken zukehren?
    V ERTRAUTER (der die Folter für M ESCHIANE vorbereitet): Wäre ich so gut, würd’ ich mich recht bald auf dem eigenen Rad gebrochen sehen.
    Aber wenn du wartest, bis mein Meister der Inquisitor wiederkehrt, kommst du vielleicht neben ihr zu liegen, wie du begehrst.
    Der E RSTE S OLDAT zögert, erkennt dann, was gemeint ist und eilt fort.
    N OD : Diese Frau wird die Mutter meines Schwiegersohns sein. Tu ihr nicht weh. (Er zerrt an seinen Ketten.)
    J AHI (ein Gähnen unterdrückend): Ich bin schon die ganze Nacht auf den Beinen, und obwohl der Geist willig wie immer ist, ist dieses Fleisch bettreif. Kannst du dich bei ihr nicht beeilen und zu mir kommen?
    V ERTRAUTER (ohne sich umzusehen): Hier gibt es weder Bett noch Rast.
    J AHI : S O ? Nun, es ist hier nicht ganz so heimelig, wie man denken möcht’.
    J AHI gähnt abermals. Als sie die Hand bedeckend zum Mund führen will, fallen ihre Schellen ab.
    M ESCHIANE : D U mußt sie festhalten – verstehst du denn nicht? Die Erde hat an ihr nicht teil, also hat Eisen keine Macht über sie.
    V ERTRAUTER (immer noch auf M ESCHIANE blickend, die er foltert): Es hält, keine Bange.
    M ESCHIANE : Riese! Kannst du dich befreien? Die Welt hängt davon ab!
    N OD zerrt an seinen Fesseln, aber kann sie nicht brechen.
    J AHI (aus ihren Fesseln steigend): Ja! Ich bin’s, die Folge leistet, denn in dieser Welt der Wirklichkeit bin ich viel größer als ein jeder von euch. (Sie geht um das Pult und beugt sich über die Schulter des V ERTRAUTEN .,) Interessant! Grausam, aber interessant!
    Der V ERTRAUTE wendet sich um und macht große Augen. Sie flieht lachend. Er rennt ihr tollpatschig nach und kehrt nach einem Moment niedergeschlagen zurück.
    V ERTRAUTER (keuchend): Sie ist fort.
    N OD : Ja. Frei.
    M ESCHIANE : Und kann ungehindert Meschia verfolgen und alles verderben, wie sie es schon einmal getan.
    V ERTRAUTER : Ihr seid euch nicht im klaren, was das bedeutet. Bald wird mein Meister wiederkehren, und ich bin ein toter Mann.
    N OD : Die Welt ist tot. Das hat sie dir doch gesagt.
    M ESCHIANE : Folterer, dir bleibt noch eine Chance – hör mich an. Du mußt den Riesen ebenfalls freilassen.
    V ERTRAUTER : Damit er mich tötet und dich befreit. Ich will’s mir überlegen, ’s war’ wenigstens ein rascher Tod.
    M ESCHIANE : Er haßt J AHI und kennt ihren Wandel und ist sehr stark, wenn auch nicht sehr schlau. Und mehr noch: Ich kann dir einen Eid nennen, den er nicht brechen wird.
    Gib ihm den Schlüssel für seine Schellen und stell dich, das Schwert an meinem Hals haltend, neben mich! Laß ihn schwören, J AHI zu suchen, hierher zurückzubringen und sich wieder zu fesseln! Der V ERTRAUTE zögert.
    M ESCHIANE : D U hast nichts zu verlieren. Dein Meister weiß nicht einmal, daß er hier sein sollte. Aber wenn sie bei seiner Rückkehr verschwunden ist …
    V ERTRAUTER : Ich tu’s! (Er löst einen Schlüssel aus seinem Bund am Gürtel.) N OD : Ich schwöre, da ich hoffe, durch das Band der Ehe mit der Menschenfamilie verwandt zu werden, auf daß wir Riesen uns Söhne des Vaters nennen dürfen, den Inkubus einzufangen, zurückzubringen und festzuhalten, auf daß er nicht wieder entwische, und mich zu fesseln, wie ich nun gefesselt bin.
    V ERTRAUTER : Ist das der Eid?
    M ESCHIANE : Ja!
    Der V ERTRAUTE wirft N OD den Schlüssel zu, zieht sein Schwert und hält es zum Schlage bereit über M ESCHIANE .)
    V ERTRAUTER : Kann er sie finden?
    M ESCHIANE : Er muß sie finden.
    N OD : (sich befreiend): Ich werd’ sie erwischen. Der Leib wird schwach, wie sie gesagt hat. Sie wird ihm die Peitsche geben, aber nie lernen, daß sich nicht alles mit der Peitsche bewerkstelligen läßt. (Geht ab.)
    V ERTRAUTER : Wir müssen fortfahren. Ich hoffe, das verstehst du …
    Der Vertraute foltert Meschiane, die schreit. Vertrauter (halblaut): Wie schön sie ist! Ich wünschte, wir … wären uns unter bessren Umständen begegnet.
    Die Bühne wird dunkel; man hört J AHIS rennende Schritte. Nach einer Weile zeigt ein schwaches Licht, wie N OD durch die Korridore

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