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Die Klaue des Schlichters

Die Klaue des Schlichters

Titel: Die Klaue des Schlichters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gene Wolfe
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verpflichtet, ihm davon zu erzählen, was ich aber nicht tat; statt dessen richtete ich es so ein, daß die Klaue beim Ausziehen des nassen Stiefels in die Schuhkappe rutschte.
    Ich erwachte gegen Mittag und weckte, nachdem ich mich vergewissert hatte, daß die Klaue noch dort war, Jonas, der mich darum gebeten hatte. »Auf dem Markt gibt es bestimmt Schmuckhändler, die dafür einiges zahlen«, sagte er. »Zumindest kann ich mit ihnen handeln. Willst du mich begleiten?«
    »Wir müssen etwas essen, woraufhin es Zeit für mich wird, den Gang zum Schafott anzutreten.« »An die Arbeit also.«
    »Ja.« Ich hatte meinen Mantel aufgehoben. Er war arg zerrissen, und meine Stiefel waren stumpf und noch feucht.
    »Eine der Mägde hier kann ihn dir nähen. Er wird zwar nicht wieder wie neu aussehn, doch um einiges besser als jetzt.« Jonas öffnete die Tür. »Komm mit, wenn du Hunger hast! Was siehst du dich denn so nachdenklich um?«
    In der Gaststube wurde uns ein gutes Mahl aufgetragen, während die Frau Wirtin sich in einem Nebenraum mit Nadel und Faden meines Mantels annahm. Dabei erzählte ich Jonas, was sich unter dem Berg zugetragen hatte, und schloß mit den Schritten, die ich aus der Tiefe vernommen hatte.
    »Du bist ein seltsamer Mann«, war alles, was er sagte.
    »Du bist noch seltsamer. Du willst nicht, daß die Leute es erfahren, aber irgendwie bist du ein Fremdling.«
    Er lächelte. »Ein Cocogentile?«
    »Ein Fremdländer.«
    Jonas schüttelte den Kopf und nickte dann. »Ja, das bin ich wohl. Aber du – du hast einen Talisman, der dich über Alpträume gebieten läßt, und du hast einen Silberschatz entdeckt. Dennoch sprichst du davon, wie ein anderer übers Wetter redet.«
    Ich nahm einen Bissen Brot. »Es ist seltsam, du hast recht. Aber das Seltsame liegt in der Klaue selbst, nicht in mir. Und was das Sprechen darüber angeht, warum nicht? Würde ich dein Gold stehlen, könnte ich es verkaufen und den Erlös ausgeben, aber ich glaube nicht, daß es für denjenigen, der die Klaue stehlen würde, gut ausginge. Ich weiß nicht, warum ich das glaube, aber ich glaub’s, und gestohlen hat die Klaue natürlich Agia. Was das Silber angeht …«
    »Und sie dir in die Tasche gesteckt?«
    »In die Tasche, die an meinem Gürtel hängt. Wohlgemerkt war sie überzeugt, ihr Bruder würde mich töten. Dann wollten sie Anspruch auf meine Leiche erheben – so lautete ihr Plan – um Terminus Est und meine Gildentracht zu bekommen. So hätte sie nicht nur mein Schwert und meine Kleider, sondern auch die Klaue besessen, wobei man mir, nicht ihr, die Schuld gegeben hätte, wäre sie entdeckt worden. Ich erinnere mich …«
    »Woran?«
    »Daß die Pelerinen uns aufgehalten haben, als wir uns haben fortmachen wollen. Jonas, glaubst du, es stimmt, daß einige Leute die Gedanken anderer lesen können?«
    »Natürlich.«
    »Nicht jeder ist sich da so sicher. Meister Gurloes trat immer für diese Möglichkeit ein, Meister Palaemon indes wollte davon nichts hören. Ich glaube jedoch, die Oberpriesterin der Pelerinen hat es gekonnt, zumindest bis zu einem gewissen Grad. Sie wußte, daß Agia etwas genommen hatte und ich nicht. Sie ließ Agia zum Durchsuchen ausziehen, ich aber wurde nicht durchsucht. Nachher zerstörten sie ihre Kathedrale, wofür wohl die verlorene Klaue der Grund war – immerhin war es die Kathedrale der Klaue.«
    Jonas nickte versonnen.
    »Aber ich wollte dich etwas ganz anderes fragen. Ich möchte wissen, was du von den Schritten im Berg hältst. Jeder kennt Erebus und Abaia und die anderen Wesen des Meeres, die eines Tages an Land kommen werden. Nichtsdestoweniger glaube ich, du weißt mehr darüber als wir anderen.«
    Jonas Gesicht, das bis jetzt so offen gewesen war, wurde verschlossen und zurückhaltend. »Und wieso glaubst du das?«
    »Weil du ein Seemann gewesen bist und wegen der Geschichte über die Bohnen – die Geschichte, die du am Tor erzählt hast. Du mußt mein braunes Buch gesehen haben, als ich oben gelesen habe. Es nennt alle Geheimnisse der Welt oder zumindest das, was verschiedene Gelehrte als solche erachtet haben. Ich habe es nicht ganz, nicht einmal halb gelesen, obwohl Thecla und ich alle paar Tage einen Abschnitt gelesen und in den Zeiten zwischen den Lesungen darüber disputiert haben. Wie mir aufgefallen ist, sind alle Erklärungen in diesem Buch einfach und kindisch.«
    »Wie meine Geschichte.«
    Ich nickte. »Deine Geschichte könnte diesem Buch entnommen sein. Als ich es zu

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