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Die Klaue des Schlichters

Die Klaue des Schlichters

Titel: Die Klaue des Schlichters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gene Wolfe
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weil zu befürchten war, die Anordnung könnte anderweitig nicht ausgeführt werden, ehe die Klientin stürbe, augenblicklich und ohne Pulver oder Phallus und ohne Mühe handeln.)
    Meister Gurloes war also ein Feigling. Dennoch war seine Feigheit vielleicht besser als der Mut, den ich an seiner Stelle gehabt hätte, denn Mut ist nicht immer ein Vorzug. Ich war mutig (als solches wird so etwas erachtet), als ich gegen die Menschenaffen kämpfte, indes war mein Mut nicht mehr als eine Mischung aus Tollkühnheit, Überraschung und Verzweiflung; im Stollen, wo nun kein Anlaß mehr zur Furcht mehr bestand, bekam ich Angst und hätte mir fast den Schädel an der niedrigen Decke eingeschlagen; aber ich hielt nicht inne oder verlangsamte auch nur meinen Schritt, bis ich vor mir die Öffnung entdeckte, die der gelobte Mondschein sichtbar machte. Dann allerdings hielt ich inne; mich in Sicherheit wähnend, wischte ich mein Schwert notdürftig mit dem zerrissenen Mantelsaum sauber und steckte es in die Scheide.
    Sodann hängte ich es mir über die Schulter und schwang mich hinaus und hinab, indem ich mit den triefend nassen Stiefeln nach den Gesimsen tastete, die mir beim Aufstieg Halt gegeben hatten. Ich war gerade zum dritten gelangt, als dicht bei meinem Kopf zwei Bolzen ins Gestein schlugen. Einer davon mußte mit der Spitze in einen Riß im alten Gestein eingedrungen sein, denn er blieb, weiße Funken verströmend, darin stecken. Ich war zu Tode erschrocken und hoffte in den wenigen Augenblicken, bis der nächste noch näher aufprallen und mich fast blenden würde, daß es sich nicht um solche Armbrüste handelte, die beim Spannen ein neues Geschoß einlegten und somit in kürzester Zeit wieder schußbereit waren.
    Als der dritte Bolzen an der Wand explodierte, wußte ich, daß es solche waren, und ließ mich fallen, ehe der Schütze, der mich verfehlt hatte, noch einmal abdrücken könnte.
    Wo der Bach aus der Minenöffnung stürzte, befand sich, wie ich mir hatte denken können, ein tiefes Becken, wo mich abermals ein Tauchgang erwartete, was aber keine Rolle mehr spielte, da ich bereits durchnäßt war; das Bad löschte sogar die glühenden Teilchen, die an Gesicht und Armen hafteten.
    Geschickt unter Wasser fortzutauchen, das stand hier außer Frage. Die Strudel erfaßten mich wie ein Stück Holz und wirbelten mich an die Oberfläche, wo sie wollten. Das war zu meinem allergrößten Glück ein ganzes Stück stromabwärts, so daß ich meine Angreifer von hinten sah, als ich das Ufer erklomm. Diese starrten zusammen mit der Frau, die in ihrer Mitte stand, auf die Stelle, wo sich der Wasserfall ergoß.
    Zum letzten Mal in dieser Nacht zückte ich Terminus Est und rief: »Hier, Agia!«
    Ich hatte mir schon gedacht, daß sie es war, und als sie sich umwandte (schneller als einer der beiden Männer bei ihr), sah ich ihr Gesicht im Mondschein. Es war ein für mich gräßliches Gesicht (so anmutig trotz aller Selbstverachtung), denn es bedeutete, daß Thecla bestimmt tot war.
    Der Mann, der sich mir am nächsten befand, war so töricht, seine Armbrust an die Schulter zu legen, ehe er den Schuß auslöste. Ich duckte mich und schnitt ihm mit einem Hieb die Beine unter dem Leib ab, während der Bolzen des zweiten wie eine Sternschnuppe über meinen Kopf schwirrte.
    Während ich mich wieder aufrichtete, ließ der zweite Mann die Armbrust fallen und zog seinen kurzen Säbel. Agia war schneller und hatte mit ihrer Klinge auf meinen Hals eingestochen, ehe es ihm gelang, seine Waffe aus der Scheide zu lösen. Ich wich Agias erstem Hieb aus und parierte den zweiten, obschon Terminus Est zum Fechten ungeeignet war. Ein Angriff meinerseits drängte sie zurück.
    »Hinter ihn!« rief sie dem zweiten Armbrustschützen zu. »Ich pack’ ihn vorn.«
    Er antwortete nicht. Vielmehr sperrte er den Mund auf und holte mit seinem Säbel weit aus. Bevor ich erkannt hatte, daß sein Augenmerk nicht mir galt, huschte etwas fiebrig Glühendes an mir vorüber. Ich vernahm das häßliche Krachen eines zerberstenden Schädels. Agia drehte sich mit katzenhafter Grazie um und hätte den Menschenaffen aufgespießt, aber ich schlug ihr die vergiftete Klinge aus der Hand, so daß sie in hohem Bogen ins Wasser fiel. Daraufhin versuchte sie zu fliehen; ich packte sie am Haar und warf sie auf den Boden.
    Der Menschenaffe kauerte über dem Armbrustschützen, den er getötet hatte – ob er den Leichnam ausplündern wollte oder lediglich neugierig ob seines

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