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Die Klaue des Schlichters

Die Klaue des Schlichters

Titel: Die Klaue des Schlichters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gene Wolfe
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Achico.
    Mein Entführer zog nun an der Drahtschlinge, bis ich aufstand. Ich war mir wie bei verschiedenen ähnlichen Anlässen bewußt, daß wir in einem gewissen Sinne ein Spiel austrugen. Wir taten so, als wäre ich ihm völlig ausgeliefert, obwohl ich mich zum Aufstehen hätte weigern können, bis er mich entweder erdrosselt oder einen Kameraden herbeigerufen hätte, um mich fortzutragen. Ich hätte auch andere Möglichkeiten gehabt – so hätte ich versuchen können, ihm den Draht zu entwinden oder ihn ins Gesicht zu hauen. Ich hätte entkommen, getötet, bewußtlos geschlagen oder gemartert werden können; aber mich zu dem, was ich tat, zwingen, das hätte man nicht gekonnt.
    Ich wenigstens wußte, daß es sich um ein Spiel handelte, und ich lächelte, als er Terminus Est in die Scheide steckte und mich zu Jonas führte.
    Jonas sagte: »Wir haben nichts Schlimmes getan. Gebt meinem Freund das Schwert und uns unsere Tiere zurück, und wir gehen wieder.«
    Er bekam keine Antwort. Stumm ergriffen zwei Prätorianer (vier flatternde Sperlinge, wie es schien) unsere Streitrosse und schafften sie fort. Wie wir so folgten auch diese Tiere, ohne zu wissen wohin, fromm mit ihren riesigen Schädeln hinter dünnen Lederrriemen. Neun Zehntel des Lebens, so dünkt es mich, bestehen aus solchen Unterwerfungen.
     
    Unsere Entführer brachten uns vom Wald auf eine Wiese, aus der bald ein Rasen wurde. Die Statue schritt hinter uns her, und weil sich ihr weitere anschlossen, waren es schließlich ein Dutzend oder mehr, alle riesig, alle anders und alle schön. Ich fragte Jonas, was für Soldaten das seien und wohin man uns führte; aber er gab keine Antwort, und ich wäre zum Dank beinahe erdrosselt worden.
    Soweit ich sah, waren die Krieger vom Scheitel bis zur Sohle gepanzert, wobei der vollendete Glanz der Metallrüstung sie scheinbar weich und nachgiebig, fast flüssig wirken ließ, was das Auge täuschte, so daß der Harnisch sich in einigen Schritten Entfernung offenbar in Himmel und Gras auflöste. Nach einer halben Meile Fußmarsches über den Rasen gelangten wir zu einem blühenden Pflaumenhain, und sogleich umspielten die kammgeschmückten Helme und funkelnden Halsbergen rotweiße Farben.
    Wir stießen dort auf einen Pfad, der sich in vielen Kurven durch das Gehölz wand. Unmittelbar am anderen Rand des Hains würden wir angehalten und unsanft zurückgestoßen. Ich hörte, wie die Füße der uns folgenden Statuen im Kies knirschten, als diese ebenfalls stehenblieben; einer der Krieger wies sie mit einem anscheinend unartikulierten Zuruf zurück. Ich spähte durch die Blütenzweige, um zu sehen, was uns erwartete.
    Vor uns lag ein viel breiterer Weg als derjenige, auf dem wir uns befanden. Es war eigentlich eine zur Prunkstraße ausgewachsene Parkallee, mit weißen Steinplatten gepflastert und beidseitig von Marmorbalustraden gesäumt. Eine bunte Prozession zog darüber hinweg. Die meisten gingen zu Fuß, aber einige ritten auf verschiedenen Tieren. Einer führte einen zotteligen Höhlenbären; einer hockte auf dem Hals eines riesigen Faultiers, das grüner als der Rasen war. Kaum war diese Gruppe vorüber, folgte die nächste. Obschon sie noch zu weit entfernt war, um Gesichter zu erkennen, fiel mir darunter einer auf, dessen gebeugtes Haupt die übrigen um mindestens drei Ellen überragte. Sodann erkannte ich einen zweiten, der mit geschwellter Brust und hoch getragenem Kopf stolzierte, als Dr. Talos. Dicht hinter ihm ging meine geliebte Dorcas, die mehr denn je wie ein verlorenes, von höheren Sphären kommendes Kind aussah. Von Schleiern umweht saß unter ihrem Sonnenschirm die schmuck-behangene Jolenta im Damensattel eines winzigen Ponys, und hintendrein tappte, geduldig auf einem Handwagen ziehend, was er nicht auf die Schultern hatte packen können, der Riese Baldanders, der mir als erster aufgefallen war.
    War es für mich auch schmerzlich, sie vorüberziehen zu sehen, ohne sie anrufen zu können, so mußte es für Jonas eine Qual gewesen sein. Als Jolenta in unsere Höhe gekommen war, drehte sie den Kopf in unsere Richtung. Mich dünkte, daß sie sein Verlangen gewittert hatte, wie bestimmte unreine Geister in den Bergen angeblich vom Geruch des Fleisches angezogen werden, das man für sie auf ein Feuer geworfen hat. Gewiß waren es nur die blühenden Bäume, unter denen wir uns verbargen, die ihre Neugier erregt hatten. Ich hörte, wie Jonas einen tiefen Atemzug tat; aber die erste Silbe ihres Namens

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