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Die Klaue des Schlichters

Die Klaue des Schlichters

Titel: Die Klaue des Schlichters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gene Wolfe
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Soldaten
     
    Eine Statue
    Ein Prophet
    Der Generalissimus
    Zwei Dämonen (verkleidet)
    Der Inquisitor
    Sein Vertrauter
    Engel
    Die Neue Sonne
    Die Alte Sonne
    Der Mond
     
    Der Hintergrund ist dunkel. G ABRIEL tritt auf, in goldenem Licht gebadet und ein kristallenes Clarino tragend.
     
    G ABRIEL : Zum Gruß. Ich habe Euch die Bühne bereitet – das ist schließlich meine Aufgabe. Die Alte Sonne ist untergegangen. Sie wird nicht wieder am Himmel erscheinen. Morgen wird die Neue Sonne aufgehn, und meine Geschwister und ich werden sie willkommen heißen. Heut’ nacht … Heut’ nacht weiß man nicht. Alle schlafen. Schwere, langsame Schritte. N OD kommt.
    G ABRIEL : Allwissender! Schütze deinen Diener!
    N OD : Dienst du ihm? So auch wir Himmlischen. Ich werd’ dir nichts zuleide tun, es sei denn, er gibt mir das zu verstehen.
    G ABRIEL : D U bist aus seinem Hause? Wie setzt er sich mit dir in Verbindung?
    N OD : Offengestanden gar nicht. Ich muß raten, was er von mir verlangt.
    G ABRIEL : Das hatte ich befürchtet.
    N OD : Hast du Meschias Sohn gesehn?
    G ABRIEL : Ob ich ihn gesehn hab’? Nun, du Dummkopf, er ist noch gar nicht geboren. Was willst du mit ihm?
    N OD : Er soll kommen, um mit mir in meinem Land östlich dieses Gartens zu wohnen. Er soll eine meiner Töchter zum Weib haben.
    G ABRIEL : D U irrst in der Schöpfung, mein Freund – du bist fünfzig Millionen Jahre zu spät.
    N OD (nickt langsam, ohne zu verstehen): Falls du ihn sehen solltest …
    M ESCHIA und M ESCHIANE treten auf, gefolgt von J AHI . Alle sind nackt, aber J AHI trägt Juwelen.
    M ESCHIA : Was für ein hübscher Ort! Entzückend! Blumen, Springbrunnen und Statuen – ist das nicht wunderbar?
    M ESCHIANE (zaghaft): Ich sah einen zahmen Tiger mit Fängen, länger als meine Hand. Wie sollen wir ihn nennen?
    M ESCHIA : Wie er will. (Zu G ABRIEL .) Wem gehört dieses hübsche Fleckchen?
    G ABRIEL : Dem Autarchen.
    M ESCHIA : Und er gestattet uns, hier zu leben. Das ist sehr gnädig von ihm.
    G ABRIEL : Nicht ganz. Es folgt dir etwas, mein Freund. Weißt du was? M ESCHIA (ohne sich umzusehen): Auch hinter dir steht etwas.
    G ABRIEL (das Clarino, Zeichen seines Amtes, schwingend): Ja, Er steht hinter mir!
    M ESCHIA : Und dicht obendrein. Wenn du mit diesem Horn um Hilfe blasen willst, tu’s lieber gleich!
    G ABRIEL : Was bist du aufmerksam. Aber nein, die Zeit ist noch nicht reif.
    Das goldene Licht geht aus, und G ABRIEL verschwindet. N OD verharrt regungslos, auf seine Keule gestützt.
    M ESCHIANE : Ich mache Feuer, und du solltest besser mit dem Hausbau beginnen. Es muß hier oft regnen – sieh nur, wie grün das Gras ist.
    M ESCHIA (N OD betrachtend): Ach, ist nur ’ne Statue. Kein Wunder, daß er vor uns nicht Angst bekommen hat.
    M ESCHIANE : Sie könnte zum Leben erwachen. Mir ist einst zu Ohren gekommen, daß Söhne aus Stein gezeugt worden sind.
    M ESCHIA : Einst! Du bist doch erst geboren worden. Gestern, glaube ich.
    M ESCHIANE : Gestern! Ich kann mich nicht erinnern … Ich bin noch so ein Kind, Meschia. Ich kann mich an nichts erinnern, bis ich ins Licht hinausgetreten bin und dich mit einem Sonnenstrahl habe sprechen sehen.
    M ESCHIA : Das war kein Sonnenstrahl! Es war … Um ehrlich zu sein, ich habe mir noch keinen Namen dafür überlegt.
    M ESCHIANE : Dann hab’ ich mich in dich verliebt.
    Der A UTARCH tritt auf.
    A UTARCH : Wer seid ihr?
    M ESCHIA : Wer seid Ihr denn?
    A UTARCH : Der Besitzer dieses Gartens.
    M ESCHIA verneigt sich, und M ESCHIANE beugt ein Knie, obschon sie kein Gewand zum Halten hat.
    M ESCHIA : Wir sprachen soeben mit einem Eurer Diener. Übrigens sah er Eurer erlauchten Person verblüffend ähnlich. Außer, daß er … ah …
    A UTARCH : Jünger war?
    M ESCHIA : Zumindest jünger wirkte.
    A UTARCH : Nun, das ist wohl unvermeidlich. Nicht daß ich es jetzt rechtfertigen möchte. Aber ich bin jung gewesen, und gleichwohl es besser wäre, sich auf Frauen von ebenbürtigem Stande zu beschränken, gibt es Zeiten – wie du verstehen würdest, junger Mann, wärst du je in meiner Position gewesen – wenn eine kleine Maid oder ländliche Magd, die sich mit einer Handvoll Silber oder einem Ballen Samt freien läßt und nicht im ungelegensten Augenblick den Tod eines Rivalen oder eine Gesandtschaft für ihren Gemahl fordert … Nun, wenn so ein kleines Persönchen zu einer höchst verlockenden Sache wird.
    Während der A UTARCH sprach, war J AHI hinter M ESCHIA geschlichen. Nun legt sie ihm die Hand auf

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