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Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Titel: Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tsokos
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Papiere bei sich.
    In der Regel waren die Leichenschauhäuser an die Obduktionsabteilung (die heutige Abteilung für Forensische Pathologie ) eines rechtsmedizinischen Instituts angegliedert. Die Ausstellungsräume waren für damalige Verhältnisse gut beleuchtet, mit Kühleinrichtungen ausgestattet und durch Glaswände von dem Hauptgang abgetrennt, in dem die Angehörigen an den ausgestellten Leichen vorbeizogen.
    Egon Erwin Kisch schreibt 1925 in seiner Reportage »Dies ist das Haus der Opfer« über das Berliner Leichenschauhaus: Hinter den Schaufenstern der Publikumshalle liegen auf schrägen Brettern mit ihren Kleidern bedeckt die Namenlosen. Wasserleichen, violett und furchtbar aufgeschwemmt, mit Zetteln »Am Schleusenufer geborgen«, »Am Kottbusser Ufer geborgen«, »Im Nordhafen aus dem Wasser gezogen«, »Aufgefischt am Bahnhof Jungfernheide, Charlottenburg« und die Erhängten aus dem Tiergarten. Sind Tote hier in den Schaukästen, dann fehlt es ihnen auch an lebenden Besuchern nicht. Die Tafel »Leichenschauhaus geöffnet« ist eine Einladung. Kutscher steigen ab, ihr Gefährt auf der Straße stehen lassend, Schulkinder versuchen einzudringen, aus den Geschäften und Häusern holt der Nachbar den Nachbarn zur unentgeltlichen Schaustellung. (Egon Erwin Kisch: Razzia auf der Spree. Berliner Reportagen. Berlin 1986.)

    Zu unserer Arbeit gehört auch, dass wir als Sachverständige vor Gericht auftreten. Dort erläutern wir unsere Obduktionsbefunde, chemisch-toxikologischen Untersuchungsergebnisse oder Gutachten, zum Beispiel zur Eingrenzung der Todeszeit oder zur Frage der Lebensgefährlichkeit von Verletzungen bei überlebenden Opfern von Gewaltdelikten. Unsere Ergebnisse und deren Interpretation sind aber lediglich eine weitere Grundlage für die Urteilsfindung durch das Gericht. Und ich selbst bin immer wieder froh, dass mir exakt nur diese Rolle zukommt. Als Sachverständiger vor Gericht bin ich naturwissenschaftlicher Berater – und kein juristischer Entscheider.
    In der Untersuchung von Verstorbenen durch Rechtsmediziner liegt auch so etwas wie Trost. Selbst wenn sich für den einen oder anderen Toten sonst niemand mehr interessiert, gibt es eine letzte Instanz, die prüft, ob diesem Verstorbenen Leid angetan wurde. Und oft genug zeigt erst die Obduktion, dass es sich nicht um einen natürlichen Tod, sondern um ein Tötungsdelikt handelt.
    Kein anderes Fach der Medizin ist ähnlich facetten- und nuancenreich und bietet so tiefen Einblick in menschliche Abgründe und Tragödien.

    Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!

Der Puzzle-Mörder
    A m 7. Juli 2011 ist es in Berlin schwülwarm. Die Rentner Heinz Grabowski und Kurt Mansfeld haben es sich an der Spree gemütlich gemacht. Im Schatten einer Weide sitzen sie auf Klappstühlen am Ufer und angeln.
    Doch an diesem Donnerstag fangen die beiden älteren Herren weder Plötzen noch Zander. Stattdessen entdecken sie einen Rollkoffer, der sich im Ufergestrüpp verfangen hat.
    »Komisch«, sagt Heinz Grabowski, »der Koffer sieht nagelneu aus! Wer schmeißt denn so was in den Fluss?«
    Mit einiger Mühe ziehen sie den Koffer an Land. Im Innern des Gepäckstücks rumpelt ein Gegenstand hörbar hin und her.
    Sie beschließen, den Koffer zu öffnen. Die Schlösser hebeln sie kurzerhand mit einem Messer auf und öffnen den Deckel.
    Spreewasser schwappt ihnen entgegen. Ansonsten enthält der Koffer lediglich einen blauen Plastiksack, der mit einem roten Bändchen verschlossen ist.
    Kurt Mansfeld öffnet den Sack, späht hinein – und prallt richtiggehend zurück. »Das gibt’s doch nicht!«
    In dem Plastiksack befindet sich ein menschlicher Torso – der obere Teil eines männlichen Rumpfs, über und über mit bunten Tätowierungen bedeckt.
    Heinz Grabowski eilt zu seinem Rucksack und kramt zwischen Angelschnüren und Köderdosen sein Handy hervor, um die Polizei zu alarmieren.

    Kriminalhauptkommissar Dominic Wittig und Kriminaloberkommissarin Beate Lückertz von der Mordkommission beginnen umgehend mit den Ermittlungen. Der Fundort in Berlin-Oberschöneweide wird weiträumig abgesperrt, ein kriminaltechnisches Team sichert die Spuren am Spreeufer. In einem Umkreis von mehreren hundert Metern flussauf- und -abwärts suchen Einsatzkräfte stundenlang nach weiteren Leichenteilen. Doch die Suche bleibt erfolglos. Weder der Kopf noch die Extremitäten des Unbekannten können gefunden werden.
    Während sich Hauptkommissar Wittig von den beiden Zeugen

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