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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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blickten die Damen wie die Herren auf die beiden jungen Leute, und Frau Minard konnte sich nicht enthalten, zu Colleville zu sagen:
    »Der junge Mann sieht recht gut aus.«
    »Ich habe schon ein Anagramm auf ihn gemacht«, antwortete Celestes Vater; »sein Name und seine Vornamen bedeuten nichts gutes ... Deshalb hüten Sie sich, meine liebe Mama Minard, ihm Ihre Tochter zu geben.«
    »Man findet diesen jungen Mann hübscher als meinen Sohn«, sagte Frau Phellion zu Frau Colleville; »wie denken Sie darüber?«
    »Oh, was das Äußere anlangt,« erwiderte Frau Colleville, »so könnte eine Frau schwanken, bevor sie ihre Wahl träfe.«
    Der junge Vinet glaubte jetzt klug zu handeln, wenn er sich, im Hinblick auf diesen Salon voller Kleinbürger, für die Bourgeoisie begeisterte, und er stimmte der Ansicht des jungen provenzalischen Advokaten bei, indem er sagte, daß die mit dem Vertrauen der Regierung beehrten Leute es machen müßten wie der König, dessen Freigebigkeit noch die des früheren Hofes überträfe, und daß Sparen bei den Repräsentationspflichten einer Stellung eine Torheit sei. Und außerdem, wie sei das vor allem in Paris möglich, wo das Leben dreimal so teuer sei und wo zum Beispiel die Wohnung eines Richters dreitausend Franken koste? ...
    »Mein Vater«, schloß er, »gibt mir jährlich tausend Taler und ich kann damit und mit meinem Gehalt kaum meiner Stellung entsprechend leben.«
    Als der Staatsanwaltsgehilfe sich auf dieses schlüpfrige Gebiet begab, wechselte der Provenzale, der ihn geschickt dorthin geführt hatte, ohne daß es jemand merkte, einen Blick mit Dutocq, der wieder am Bouillottetisch seinen Platz einnehmen mußte.
    »Und es sollen soviele Stellen besetzt werden,« sagte der Gerichtsvollzieher, »daß man davon spricht, es würden in jedem Bezirk zwei Friedensgerichte gebildet werden, damit wir noch zwölf Gerichtsvollzieherstellen mehr bekommen ... Gerade als ob man unsere Rechte angreifen wolle, wo wir doch unsere Ämter so übermäßig hoch bezahlt haben!«
    »Ich hatte noch nicht den Vorzug, Sie vor Gericht plädieren zu hören«, sagte der Staatsanwaltsgehilfe zu Herrn de la Peyrade.
    »Ich bin Armenadvokat, ich plädiere nur vor dem Friedensgericht«, erwiderte der Provenzale.
    Als sie die Grundsätze des jungen Beamten über die Pflicht, sein Einkommen zu verbrauchen, verkündigen hörte, hatte Fräulein Thuillier ihr feierliches Gesicht, das dem jungen Provenzalen und Dutocq schon bekannt war, aufgesetzt. Der junge Vinet entfernte sich jetzt mit Minard und dem Advokaten Julian, so daß das Schlachtfeld vor dem Kamin dem jungen la Peyrade und Dutocq überlassen blieb.
    »Die hohe Bourgeoisie«, sagte Dutocq zu Thuillier, »wird es ebenso machen, wie früher die Aristokratie. Der Adel wollte reiche Mädchen haben, um sein Land zu düngen; unsere heutigen Parvenüs wollen Mitgiften haben, um ihre Schuhe mit Stroh füttern zu können.«
    »Dasselbe hat Herr Thuillier heute morgen zu mir gesagt«, erwiderte der Provenzale ungeniert.
    »Sein Vater«, bemerkte Dutocq, »hat ein Fräulein de Chargebocuf geheiratet und sich die Anschauungen des Adels zu eigen gemacht; er will um jeden Preis zu Geld kommen, seine Frau führt einen fürstlichen Haushalt.«
    »Ach,« sagte Thuillier, bei dem der Neid der Bourgeois gegen ihresgleichen erwachte, »man braucht diesen Leuten bloß ihr Amt zu nehmen, und sie werden wieder, was sie waren ...«
    Fräulein Thuillier strickte so heftig, als ob sie von einer Dampfmaschine getrieben würde.
    »Die Reihe ist an Ihnen, Herr Dutocq«, sagte Frau Minard und stand auf. »Ich habe kalte Füße bekommen«, fügte sie hinzu und stellte sich ans Feuer, wo das Gold ihres Turbans beim Lichte der rosa Kerzen, die vergeblich den riesigen Salon zu erhellen versuchten, wie ein Feuerwerk strahlte. Frau Colleville beobachtete den Provenzalen und verglich ihn mit dem jungen Phellion, der mit Celeste plauderte, ohne sich um das zu kümmern, was um sie herum vorging. Es ist nun sicher an der Zeit, diese eigenartige Persönlichkeit, die eine so wichtige Rolle bei den Thuilliers spielen sollte, zu schildern und die wohl der Darstellung durch die Hand eines großen Künstlers würdig wäre.
    Es gibt in der Provence und vor allem in der Gegend des Hafens von Avignon eine Sorte blonder oder hellbrünetter Männer mit weißem Teint und beinahe zärtlichem Ausdruck, deren Augen eher matt, ruhig und schmachtend sind, als lebhaft, glühend und dunkel, wie es gewöhnlich

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