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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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glänzende verbeulte seidene Hut. Und alles paßte zueinander und zu den schwarzen Handschuhen an den Händen dieses subalternen Mephistos, dessen Lebenslauf ein paar Worte gewidmet sein sollen.
    Er war ein Künstler auf dem Gebiete des Bösen, der zuerst mit dem Bösen Glück gehabt hatte und der, durch den ersten Erfolg getäuscht, fortfuhr, Niederträchtigkeiten anzuzetteln, ohne die Grenzen des Strafgesetzes zu überschreiten. Nachdem er durch Verrat an seinem Herrn Leiter einer Druckerei geworden war, wurde er als Herausgeber eines liberalen Blattes verurteilt; und in der Provinz war er dann unter der Restauration einer der »schwarzen Männer« der königlichen Regierung und der »unglückliche« Cérizet, ganz wie der unglückliche Chauvet und wie der heldenmütige Mercier. Diesem Rufe verdankte er im Jahre 1830 seine Ernennung zum Unterpräfekten; sechs Monate später wurde er abgesetzt; aber er behauptete, er wäre, ohne daß man ihn gehört hätte, verurteilt worden, und machte solchen Lärm, daß er unter dem Ministerium Casimir Perier Leiter einer vom Ministerium bezahlten antirepublikanischen Zeitung wurde. Er verließ diese Stellung, um sich Geschäften zu widmen, worunter sich auch eine der übelsten Gründungen befand, die zur Untersuchung vor das Zuchtpolizeigericht gezogen wurde, und wobei er die Verurteilung zu schwerer Strafe stolz auf sich nahm, indem er erklärte, sie sei nur ein Racheakt der republikanischen Partei, die es ihm nicht verzeihen könne, daß er ihr so scharfe Schläge in seinem Blatte beigebracht hatte, und die nun eine Wunde mit zehn anderen vergelte. Seine Gefängnisstrafe hatte er in einem Krankenhause verbracht. Die Regierung schämte sich schließlich eines Mannes, der aus dem Findelhause stammte, und dessen wüstes Leben und schmutzige Geschäfte, die er mit einem früheren Bankier, namens Claparon, zusammen machte, ihn schließlich der vollauf verdienten Verachtung preisgegeben hatten. Daher hatte Cérizet, der auf der sozialen Leiter von Stufe zu Stufe bis ans unterste Ende gelangt war, noch einen Rest von Mitleid nötig, um die Stelle eines Sekretärs bei dem Gerichtsvollzieher Dutocq zu erhalten. Aber in der Tiefe seines Elends träumte dieser Mensch von Rache, und da er nichts mehr zu verlieren hatte, so war ihm jedes Mittel dazu recht. Dutocq und er waren durch ihren üblen Lebenswandel miteinander verbunden. In ihrem Stadtviertel war Cérizet für Dutocq, was der Jagdhund für den Jäger ist. Cérizet, mit allen Nöten des Elends vertraut, trieb den Rinnsteinwucher, den man Darlehn auf eine kurze Woche nennt; er hatte damit begonnen, mit Dutocq Halbpart zu machen, und der ehemalige Pariser Gassenjunge, der der Bankier der Straßenhändler geworden war, der Geldleiher der Handwagen, war der nagende Wurm zweier Faubourgs.
    »Nun,« sagte Cérizet, als Dutocq seine Tür öffnete, »da Theodosius zurück ist, können wir zu ihm gehen.«
    Und der Armenadvokat ließ die beiden Männer vorangehen.
    Die Drei durchschritten ein kleines Zimmer mit glänzend gebohnten Fliesen, auf die die untergehende Sonne ihren rötlichen Schein warf, wenn sie zwischen den Perkalvorhängen hindurchschien, und das einen einfachen runden Nußbaumtisch und ein Nußbaumbüfett enthielt, auf dem eine Lampe stand. Von da gelangten sie in einen kleinen Salon mit roten Vorhängen und Mahagonimöbeln, die mit rotem Utrechter Plüsch bezogen waren; an der den Fenstern gegenüberliegenden Wand befand sich eine Bibliothek mit juristischen Büchern. Auf dem Kamin stand eine gewöhnliche Garnitur: eine Uhr mit vier Säulen aus Mahagoni und Leuchter unter Glas. Das Arbeitszimmer, in dem sich die drei Freunde vor ein Steinkohlenfeuer setzten, war das übliche Arbeitszimmer eines jungen Advokaten; es enthielt einen Schreibtisch, einen Armsessel, schmale grünseidene Vorhänge an den Fenstern, einen grünen Teppich, einen Aktenbock und ein Ruhebett, über dem ein elfenbeinerner Christus auf Sammetgrund hing. Das Schlafzimmer, die Küche und der übrige Teil der Wohnung gingen nach dem Hofe hinaus.
    »Nun,« sagte Cérizet, »wie stehts? Kommen wir vorwärts?«
    »Aber gewiß«, antwortete Theodosius.
    »Gestehen Sie zu,« rief Dutocq, »daß ich da eine ausgezeichnete Idee gehabt habe? Indem ich mir ein Mittel ausgedacht habe, um diesen Schwachkopf von Thuillier hineinzulegen ...«
    »Ja, aber ich bin auch nicht zurückgeblieben«, rief Cérizet; »ich werde Ihnen heute die Fäden in die Hand geben, wie wir der

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