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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Angelegenheit«, erwiderte Theodosius.
    »Dann wollen wir in mein Arbeitszimmer gehen«, sagte Phellion.
    »Nein, nein, mein Lieber,« sagte die dürre Frau Phellion, eine kleine Frau, platt wie eine Scholle, deren Gesicht den Ausdruck gewollter Strenge festhielt, mit der sie in den Pensionaten jungen Leuten Musikunterricht erteilte, »wir lassen euch hier allein.«
    Ein Pianino von Erard, das dem Kamin gegenüber zwischen zwei Fenstern stand, wies auf die Ansprüche hin, die ständig an die Virtuosin gestellt wurden.
    »Sollte ich die unglückliche Veranlassung sein, Sie in die Flucht zu jagen?« sagte Theodosius lächelnd und liebenswürdig zu Mutter und Tochter. »Sie haben hier ja einen entzückenden Zufluchtsort,« fuhr er fort, »es fehlt nur noch eine hübsche Schwiegertochter, damit Sie den Rest Ihrer Tage in dieser ›aurea mediocritas‹, nach dem Worte des römischen Dichters, inmitten der Freuden des Familienlebens verbringen können. Ihr bisheriger Lebenswandel verdient eine solche Belohnung, denn, nach allem was man mir gesagt hat, sind Sie, mein verehrter Herr Phellion, zugleich ein guter Bürger und ein Patriarch ...«
    »Mein werter Herr,« sagte Phellion verlegen, »ich habe meine Pflicht getan, das ist alles.«
    Als Theodosius das Wort »Schwiegertochter« aussprach, sah Frau Barniol, die ihrer Mutter wie ein Wassertropfen dem andern glich, Frau Phellion und Felix an, als wollte sie sagen: ›Sollten wir uns getäuscht haben?‹
    Der Wunsch, sich über diese Bemerkung auszusprechen, veranlaßte die vier Menschen, sich in den Garten zurückzuziehen, denn es war im März 1840, wenigstens in Paris, schönes Wetter.
    »Herr Kommandant,« sagte Theodosius, als er mit dem ehrenwerten Bürger allein war, der sich bei dieser Anrede immer geschmeichelt fühlte, »ich komme, um mit Ihnen über die Wahlen zureden.«
    »Ach, richtig, wir haben ja zum Munizipalrat zu wählen«, unterbrach ihn Phellion.
    »Und ich störe Ihre Sonntagsruhe wegen einer Kandidatur; aber vielleicht entfernen wir uns damit nicht aus dem Kreise der Familie.«
    Es war für Phellion unmöglich, mehr er selber zu sein, als Theodosius in diesem Augenblick Phellion war.
    »Sie dürfen kein Wort weiter sagen«, erwiderte Phellion, indem er eine Pause benutzte, die Theodosius gemacht hatte, um die Wirkung seiner Worte abzuwarten; »meine Wahl ist getroffen.«
    »Dann haben wir also denselben Gedanken gehabt!« rief Theodosius, »gute Menschen finden sich ebenso, wie geistvolle Menschen ...«
    »Ich glaube nicht, daß das diesmal der Fall ist«, entgegnete Phellion. »Unser Bezirk kann für den Munizipalrat den ausgezeichnetsten Mann präsentieren, wie der bedeutendste aller Richter einer war, nämlich der selige Herr Popinot, der verstorbene Rat am Obergericht. Als es sich darum handelte, ihn zu ersetzen, wohnte sein Neffe, sein Nachfolger in seinem wohltätigen Tun, noch nicht in unserm Viertel; inzwischen hat er aber das Haus in der Rue de la Montagne-Sainte-Geneviève, in dem sein Onkel wohnte, gekauft und bezogen; er ist Arzt an der polytechnischen Schule und an einem unsrer Krankenhäuser; er ist eine Zierde unseres Bezirks; und aus diesem Grunde, und um das Andenken des Onkels in der Person des Neffen zu ehren, haben einige Einwohner des Bezirks und ich beschlossen, die Kandidatur des Doktors Horace Bianchon aufzustellen, der, wie Sie wissen, Mitglied der Akademie der, Wissenschaften und einer der jungen Sterne der berühmten Pariser Schule ist ... Ein Mann ist in unsern Augen nicht bloß deshalb bedeutend, weil er berühmt ist, und der selige Rat Popinot war, nach meiner Ansicht, fast ein zweiter heiliger Vincent de Paula.« »Ein Arzt ist aber kein Verwaltungsbeamter,« erwiderte Theodosius, »und außerdem bitte ich um Ihre Stimme für einen Mann, bei dem Ihre wichtigsten Interessen verlangen, eine Vorliebe zum Opfer zu bringen, die übrigens für die öffentlichen Angelegenheiten völlig unwichtig ist.«
    »Wie, mein Herr?« rief Phellion aus, erhob sich und nahm eine Haltung an wie Lafeu in dem Stück ›le Glorieux‹, »Sollten Sie mich so niedrig einschätzen, daß Sie glauben, persönliche Interessen könnten jemals einen Einfluß auf meine politische Überzeugung haben? Sobald es sich um öffentliche Angelegenheiten handelt, bin ich Bürger, nichts mehr und nichts weniger.«
    Theodosius amüsierte sich heimlich über den Kampf, der sich nun bald zwischen dem Vater und dem Bürger entspinnen würde.
    »Verpflichten Sie sich

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