Die kleine Schwester
an. Nie ist was richtig, was wir machen - niemals. Nicht ein einziges Mal. Kriegen wir mal ein Geständnis, dann haben wir's aus dem Kerl herausgeprügelt, sagen sie, und irgendein Wicht tituliert uns vor Gericht mit Gestapo und grinst, wenn wir mit der Grammatik nicht zurechtkommen.
Machen wir mal einen Fehler, dann stecken sie uns wieder in Uniform, und es geht in die Slums, und wir verbringen die schönen kühlen Sommerabende damit, Besoffene aus dem Rinnstein zu ziehen, von Huren angeschrieen zu werden und schmierigen Chikanos Messer abzunehmen. Aber das reicht noch nicht, um uns ganz glücklich zu machen. Wir müssen auch noch Sie haben.«
Er hielt an und zog den Atem ein. Sein Gesicht glänzte ein bißchen, als ob er schwitzte.
Er beugte sich aus der Hüfte vor. »Sie müssen wir auch noch haben«, fuhr er fort. »Wir müssen solche Schlauberger mit privaten Lizenzen haben, die Informationen zurückhalten, sich um die Ecken verdrücken und Staub aufwirbeln, den wir schlucken sollen. jemand wie Sie, der Beweisstücke geheimhält und lebende Bilder stellt, mit denen man nicht mal einen kranken Säugling täuschen kann. Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich Sie einen verdammten, billigen, betrügerischen Schlüssellochgucker nenne, was, Kleiner?«
»Liegt Ihnen was dran, daß ich was dagegen habe?« fragte ich ihn.
Er richtete sich auf. »Genießen würde ich das«, sagte ei-. »Mit Re und Contra.«
»Einiges, was Sie sagen, stimmt«, sagte ich. »Nicht alles. jeder Privatdetektiv spielt gern sein kleines Spielchen mit der Polizei. Manchmal ist es ein bißchen schwierig, rauszukriegen, nach welchen Regeln gespielt wird. Manchmal traut er der Polizei nicht, und zwar mit Grund. Manchmal kommt er in die Klemme, ohne es zu wollen, und muß sein Spiel spielen, wie es liegt. Meistens hätte er lieber neue Karten. Er würde gern weiter sein Brot verdienen.«
»Ihre Lizenz ist gestrichen«, sagte French. »Ab sofort. Also mit diesem Problem brauchen Sie sich nicht mehr zu befassen.«
»Sie ist gestrichen, wenn die Kommission, die sie mir gegeben hat, das beschließt.
Vorher nicht.«
Beifus sagte ruhig: »Mach weiter, Christy. Das andere hat noch Zeit.«
»Ich mache weiter«, sagte French. »Auf meine Art. Dieser Typ hat noch keinen von seinen Sprüchen gemacht. Ich warte drauf, daß er seine Sprüche macht. Der kleine Witzbold. Erzählen Sie mir bloß nicht, daß Sie nichts mehr auf Lager haben, Marlowe.«
»Also was soll's denn sein, was hätten Sie gern?« fragte ich ihn.
»Raten Sie mal.«
»Heute abend sind Sie ein Menschenfresser«, sagte ich. »Sie wollen mich kaputtmachen. Aber Sie wollen einen Grund dafür. Und jetzt soll ich Ihnen den liefern?«
»Das wäre nicht schlecht«, sagte er durch die Zähne.
»Was hätten Sie denn an meiner Stelle gemacht?« fragte ich ihn.
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich je so tief sinke.«
Er leckte an seiner Oberlippe. Seine rechte Hand hing locker an seiner Seite. Ohne es zu wissen, ballte und öffnete er seine Finger.
»Immer mit der Ruhe, Christy«, sagte Beifus. »Laß ihn.«
French bewegte sich nicht. Beifus kam herüber und stellte sich zwischen uns. French sagte: »Geh hier weg, Fred.«
»Nein.«
French ballte seine Faust und schlug ihn hart an die Spitze seines Kinns. Beifus taumelte zurück und stieß mich aus dem Weg. Seine Knie zitterten. Er beugte sich vor und hustete. In dieser Haltung schüttelte er langsam den Kopf. Nach einiger Zeit richtete er sich grunzend auf. Er drehte sich um und sah mich an. Er grinste.
»Die neueste Art von Polizeifolter«, sagte er. »Die Bullen schlagen sich gegenseitig zusammen, und der Verdächtige kippt um - nur weil er zusehen muß.«
Seine Hand kam hoch und fühlte nach dem Kinn. Man sah es schon anschwellen. Sein Mund grinste, aber seine Augen waren noch immer etwas verschwommen. French stand festgewurzelt, schweigend.
Beifus zog eine Packung Zigaretten hervor, schüttelte eine heraus und hielt French die Packung hin. French sah die Zigaretten an, dann sah er Beifus an.
»Davon siebzehn Jahre«, sagte er. »Sogar meine Frau haßt mich.«
Er hob seine offene Hand und wischte leise über Beifus' Wange. Beifus grinste weiter.
French sagte: »Warst du das, den ich geschlagen habe, Fred?«
Beifus sagte: »Niemand hat mich geschlagen, Christy. ich kann mich an niemanden erinnern. «
French sagte: »Nimm ihm die Handschellen ab und bring ihn raus in den Wagen. Er ist verhaftet. Schließ ihn am Sitz an,
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