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Die kleinen Gärten des Maestro Puccini: Roman (German Edition)

Die kleinen Gärten des Maestro Puccini: Roman (German Edition)

Titel: Die kleinen Gärten des Maestro Puccini: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Krausser
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Dünstungen eine ebensolche Wirkung nachgesagt wird, ist dagegen nur eine von vielen Anekdoten, aber sie ist vor Ort entstanden und legt beispielhaft dar, wie die Witze und Anspielungen über Elvira zu Witzen und Anspielungen über Giacomo werden, die der, ein echter italienischer Macho, nur schwer erträgt. Mehrmals denkt er daran, seine Gutmütigkeit zu überwinden und Elvira zu verprügeln. Was nur auf den ersten Blick eine Lösung wäre. Sie würde ihn daraufhin wahrscheinlich sogar verlassen, aber die Zeitungen hätten Schlagzeilen, und an Doria würde ewig ein Makel haften bleiben.
    In Briefen an weiter entfernt wohnende Freunde aus jener Zeit gibt sich Puccini auffallend unbeschwert, eskapistisch, als könne die leidige Angelegenheit unter den Teppich gekehrt, ja rundum verheimlicht werden. Nur Sybil teilt er mit, wie sehr er leidet.
    GP an Sybil, 4. Januar 1909
    Ich lebe noch immer im tiefsten Unglück – wenn Sie wüßten, wozu meine Frau fähig ist und wie sie mir nachspioniert! Es ist eine entsetzliche Quälerei … Ich würde Ihnen gern alles erzählen, möchte mich aber nicht noch mehr quälen; es genügt, wenn ich Ihnen sage, daß ich nicht länger leben will – jedenfalls nicht mit ihr. Weit weggehen und ein neues Leben anfangen, frei atmen können und mich von dieser Gefängnisatmosphäre befreien, die mich umbringt – Elvira redet immer davon, daß sie mich verlassen will, aber sie geht nicht. Ich hätte nichts dagegen, alleine hierzubleiben; ich könnte arbeiten und auf die Jagd gehen – gehe aber ich weg, wo soll ich hin? Und wie soll ich leben? Ich, der ich nun an die Bequemlichkeiten des eigenen Hauses gewöhnt bin? Kurzum, mein Leben ist ein Martyrium …

5
    Im Laufe des Januar stößt Rodolfo Manfredi, »Dolfino«, gegenüber Giacomo – diesmal schriftlich – Morddrohungen aus, weil jener seine Schwester verführt habe. Puccini nimmt die Drohungen des verwirrten Jünglings zwar ernst, antwortet jedoch nicht. Tief deprimiert verrammelt er die Fensterläden und schläft mit geladenem Gewehr neben sich.
    Am 10. Januar trifft er sich ein letztes Mal mit Doria.
    Ich ertrage es nicht mehr.
    Sagt sie, ohne jede einleitende Begrüßungsformel.
    Halt still. Hör nicht hin. Bleib im Haus. Sie wird schon einmal Ruhe geben. Im Grunde kann sie dir nicht viel tun.
    Warum tun Sie nichts? Bitte!
    Was soll ich tun? Was?
    Ich weiß auch nicht. Sie können einfach weggehen. Ich kann nicht weggehen. Nicht so einfach.
    Am liebsten nähme ich dich mit.
    Es sähe dann so aus, als hätte Ihre Frau mit allem recht gehabt.
    Es wird alles wieder gut, Doria.
    Ja. Man muß nur soviel tun dafür. Zuviel. Ach, wüßten Sie, wieviel ich Ihnen zuliebe tun würde.
    Puccini ist sich unsicher, wie er diesen Satz verstehen soll, er möchte Doria tröstend in den Arm nehmen, kann sich dazu nicht überwinden und murmelt eine leise Abschiedsphrase.
    Am 19. Januar, gegen Mittag, rennt Elvira, als sie Doria am See entlanggehen sieht, ihr entgegen, pflanzt sich vor ihr auf und schreit, man müsse sie im See ertränken, sie selbst werde das tun, wenn sich sonst niemand finde. Wieder sind Zeugen anwesend, um die sich Elvira nicht zu scheren scheint. Von ihrer ehemaligen Köchin Angiolina Manfredi (mit Doria nicht oder nur entfernt verwandt) gleich darauf zur Rede gestellt, ob sie das alles wirklich gesagt habe, brüstet sich Elvira damit, noch viel schlimmere Dinge gesagt zu haben.
    Am 19. Januar, abends, kommt es zu einer Groteske, auf die jeder Romanautor lieber verzichten würde, um nicht als Phantast zu gelten.
    Puccini sitzt am Flügel, kann nicht arbeiten, raucht, geht durch die Nacht spazieren, im Garten seiner Villa. Plötzlich steht Elvira vor ihm, trägt seinen Mantel, seinen Hut, steht da, verkleidet, im Dunkel, raucht auch und wartet darauf, daß Doria zu ihr (vielmehr zu ihm) eilt und sich verrät.
    Ein Moment unüberbietbarer Peinlichkeit. Puccini wendet sich um, sagt nichts. Dabei war es nur Stunden zuvor zu einer Art Aussprache gekommen, die einigermaßen glimpflich, fast verheißungsvoll verlaufen war. Giacomo muß einsehen, daß Elvira ihn nur quasi in Sicherheit wiegen, zur Leichtsinnigkeit verleiten wollte. Seine Ehe ist ein Abgrund geworden, er selbst eine Witzfigur.
    Ein Brief vom nächsten Morgen macht deutlich, daß die Angelegenheit für Elvira durchaus auch eine sportliche Note besitzt:
    Elvira an Alfredo Caselli, 20. Januar 1909
    Leider war das Unternehmen vorige Nacht ein Fehlschlag. Die Tauben

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