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Die kleinen Gärten des Maestro Puccini: Roman (German Edition)

Die kleinen Gärten des Maestro Puccini: Roman (German Edition)

Titel: Die kleinen Gärten des Maestro Puccini: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Krausser
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konsultiert.
    (…) Eine gesetzliche Trennung ist unumgänglich, und zwar eine vor Gericht, wenn auch ohne Prozeß, und eine durch richterliche Verfügung, nach reiflicher Überlegung. Jedenfalls kann Elvira nicht mehr hierher zurückkehren. Du indessen kannst kommen, wenn einige Zeit darüber vergangen ist … Ich habe in diesem Sinne bereits mit Deiner Frau gesprochen. Sie hatte mich telegrafisch gebeten, nach Mailand zu kommen. Ich bin hingefahren, habe mit ihr gesprochen und ihr gesagt, sie solle sich nicht fortrühren. Ich werde ihr jetzt noch mal schreiben und wiederholen, daß eine Trennung unabdingbar ist (…)
    Arbeite, vergiß, wenn Du kannst, und zähle auf Deinen alten, Dich herzlich grüßenden
    Carlo Nasi
    Sybil an GP , Anfang Februar 1909
    Liebster Maestro, was Sie mir schreiben, ist schrecklich, unfaßbar, die liebe Doria, ich habe das Mädchen in lebhafter und bester Erinnerung, was war es für ein fröhliches, dabei so aufmerksames und bescheidenes Geschöpf. Auch David ist getroffen und sprachlos, o Gott, wie schwer es mir fällt, Ihnen ein paar Zeilen zu schreiben, die nicht hilflos klingen müssen. Und Elvira? Wie groß muß das Mißverständnis gewesen sein, aus dem eine solche Tragödie erwachsen konnte? Sie wissen natürlich, daß Sie hier immer Freunde haben, auf die Sie bauen können. Was soll ich bloß sagen? Es fällt mir schwer, irgendeinen Ratschlag zu geben. Ratschläge sind in Ihrer Situation wohl auch nicht angebracht. Haben Sie aber bitte zu jeder Zeit die
    Gewißheit, daß Ihre Zeilen von einem mitfühlenden Herzen gelesen werden, und haben Sie keine Scheu, mir so viel über die
    Angelegenheit mitzuteilen, wie möglich ist, sofern Ihre gepeinigte Seele dadurch auf irgendeine Weise entlastet werden kann. (…) Trotz allem, ich weiß, es steht mir eigentlich nicht zu, dies
    zu sagen, möchte ich Ihnen nahelegen, gerade jetzt nicht unüberlegt zu handeln und keine Brücken, egal in welche Richtung, für immer abzubrechen. Ich weiß, wie wohlfeil dies in Ihren Ohren klingen muß. Doch schlimme Ereignisse wie diese sind selten
    in Tagen und Wochen zu verhandeln, ihre Schatten verdunkeln Monate und Jahre, und wenn es keine Aussicht auf Licht gibt, zerstören sie immer mehr, weit über das bereits Zerstörte hinaus. Verzeihen Sie mir, ich wage mich vor in abstrakte Spekulationen, um Ihre Freundin zu sein, um etwas zu sagen, zu etwas, von dem ich zu wenig weiß, um mich auch nur mit der kürzesten Silbe darüber äußern zu dürfen. (…)
    GP an Ramelde, Anfang Februar 1909
    Möchtest Du auf ein paar Tage vorbeikommen? Wie sehr mich Deine Anwesenheit trösten könnte … Soviel Infamie, so viele Intrigen. Das arme Mädchen war ein so gutes, zuvorkommendes Wesen – und mußte auf diese Weise sterben. Es ist unfaßbar, ein schreckliches Unrecht. (…) Ich bin niedergeschlagen, gedemütigt, am Ende!
    GP an Antonio Bettolacci, aus Rom, erste Februartage 1909
    Lieber Tonino,
    Ich habe Deinen Brief erhalten, ich sage Dir nicht, welchen Eindruck er auf mich gemacht hat! Der arme Engel! Ich bin untröstlich und zerstört, weiß nicht, was ich schreibe – bin in einem unsäglichen Zustand – ich würde gerne bei ihr sein, wenn ich dazu die Kraft hätte – und ihre Schwestern und Brüder – daß sie immer etwas zum Leben haben sollen, das ist richtig – du kannst die Sache auf die angemessene Weise regeln – wenn es Dir gelingt – ihnen verständlich zu machen, daß sie, wenn sie gegen Elvira agieren, nichts zu gewinnen haben, was Dorias Ruf angeht. Elvira wird sich verteidigen, indem sie Sachen behauptet, die nicht existieren, aber vielleicht den Anschein von Wahrheit haben – genauso wie bei ihren Bespitzelungen und dem Mißbrauch von Dingen, wie z.B. von meinem Brief an Doria.
    Der Brief von ihr hingegen, in dem sie erklärte, worin der Grund für ihre Kündigung bestand, nämlich, daß wir überrascht wurden, während ich ihr im Garten gut zugeredet habe, der wird sicher vernichtet werden.
    Ich werde weder andere beschuldigen noch das enthüllen können, was ich weiß, auch nicht, daß Doria mir nach Paris geschrieben hat, da jener Brief von mir verbrannt wurde. Außerdem müßte ich dann Stellung beziehen – du verstehst das – Dorias Familie muß unbedingt beruhigt werden. Bemühe Dich, rede mit Emilio und Dorias Bruder, Dein savoir faire , welches Dir gegeben ist, wird Dir helfen, mach ihnen klar, daß, wenn sie tun, was sie vorhaben, dies schlimme Konsequenzen für das Gedenken

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