Die kleinen Gärten des Maestro Puccini: Roman (German Edition)
der armen Toten hätte – Elvira ist zu allem fähig. Sie wird sich mit Anwälten schützen, Gott weiß, was dabei herauskäme – und ich wäre in der schlimmen Lage, zwischen den Stühlen zu sitzen – ich kann meiner Frau nicht auf den Leib rücken, um mich zu verteidigen, kann auch die Anklage von Dorias Verwandten nicht unterstützen.
Denk nach – überlege, bemühe Dich mit aller Kraft, ich bitte Dich, Du bist mein Freund, mein einziger echter Freund – ich spüre das – laß nicht nach – Du hast Taktgefühl und kannst das – Emilio hat eine gewisse Autorität – ihr beiden, unternehmt alles, was möglich ist. Ich werde auch an Emilio in angemessener Weise denken. Ich lasse Dir also freie Hand. Die Natur wird mich bald zerstören – das ist mein fixer Gedanke – und ich würde gerne an das Weiterleben der Seele glauben, um die meine wiederzufinden, oh, wenn ich diesen Glauben hätte, ich schwöre Dir, ich würde nicht einen Moment zögern, es zu tun –
Was die Entschädigung für die Familie betrifft, weiß ich nicht, was ich Dir sagen soll – ich bin natürlich bereit, der Mutter soviel zu geben, daß ihr ein ruhiges Leben gesichert ist, ich verstehe nicht, ob Du es ferner für nötig hältst, die Verwandtschaft zu entschädigen, das erscheint mir zuviel, ich glaube ja nicht, daß die sich das Unglück zunutze machen wollen – dazu haben sie kein Recht – die Mutter, das ist richtig, dennoch muß man es nicht übertreiben und aus dieser Sache ein großes Geschäft machen, denn das würde schnell zur Überzeugung führen, daß ich der Schuldige bin und die direkte Ursache für Dorias Tod. Am Ende stünde ich als Verführer da, und das ist es nicht und kann es nicht sein, schon wegen der Ehre der unschuldigen Doria.
Elvira macht mich für alles verantwortlich, sie hat an Vandini telegrafiert (einen Freund, der hier in Rom ist) und gesagt, daß ich der Grund für alles bin. Da der Bruder Dorias mir vorgehalten habe, ich hätte ein Verhältnis mit Doria, soll ich versucht haben, jenen Bruder aus Torre zu entfernen, und Doria habe sich in einem Moment der Verzweiflung umgebracht.
Ich hingegen weiß, daß in den 2 oder 3 Tagen, die E[lvira] alleine in Torre verbracht hat, sie unglaublich viele Grausamkeiten angerichtet hat. Bei einem Treffen mit Emilio hat sie Doria beleidigt, man hat mir gesagt, daß sie sie auch geschlagen haben soll und daß sie entweder meinen Brief oder eine Kopie davon vielen gezeigt und gesagt hat, daß ich mit Doria viele nächtliche Stelldichein hätte … Schließlich habe Doria keinen anderen Ausweg gewußt.
Sag Du mir, du mußt es wissen, alles, was Elvira gemacht hat, in den Tagen nach meiner Abreise – ich muß es wissen – man sagt, in meinem Haus habe es Treffen mit dem Conte und mit Clorinda gegeben – die übelsten Spione – (Clorinda war die Feindin der armen Doria).
Sag mir auch, was ich tun soll – Ich lebe nicht mehr, ich würde gerne nach Pisa kommen, um mit Dir zu sprechen – was sagst Du dazu? Oder ist es besser, wenn ich hier bleibe?
Ich habe vieles und zusammenhanglos geschrieben – es ist mein Gehirn, das schlecht arbeitet! Ich bin so erschöpft und zerstört! Und denke, daß ich mich nie mehr erholen werde; Puccini ist am Ende! Ich spüre das – doch bin ich darüber nicht betrübt – So Gott will, daß das Ende komme, um mir meinen Frieden zu geben – mich auszulöschen – ich würde gern bei ihr sein, dort auf dem kleinen Friedhof, um auszuruhen – ich spüre in diesem Gedanken ein Gefühl von Ruhe und Glück – Die traurigen Ereignisse und das schreckliche Ende dieses Wesens haben es mir so lieb gemacht, daß ich als Trost mein eigenes Ende herbeisehne! So Gott will, wird es geschehen!! – Mein lieber Freund – ich halte es nicht mehr aus –
Ich könnte tausend Seiten schreiben und ich würde Dir immer dieselben Sachen sagen – aus diesem Brief ziehe Deine Schlüsse – und handle!
Du bist der Einzige, der um meine Gefühle und Absichten Bescheid weiß – und um die Maßlosigkeit meines Schmerzes.
Leb wohl, Dein Giacomo
Am 1. Februar geht die Anzeige gegen Elvira bei der Staatsanwaltschaft ein.
GP an Sybil, 6. Februar 1909
Sie können sich vorstellen, was passierte. Elvira fuhr am Tag der Vergiftung nach Mailand, alle waren gegen mich, aber noch mehr gegen Elvira. Eine Autopsie wurde durchgeführt, unter Zeugen, und sie ( Doria ) war Jungfrau – danach drehte sich die öffentliche Meinung und wütete nur noch gegen
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